Kolumne Gute Reise Auf zu öden Orten
Von Claudia Kasemann
Köln, eine „städtebauliche Missgeburt“. Frankfurt,„dumpf“ und bewohnt von „missgünstigen Erbsenzählern“. München? „Eine richtiggehend verfehlte Stadt südlich von Regensburg“.
Zu lesen sind diese ebenso hämischen wie unterhaltsamen Zeilen in dem wunderbaren Buch „Öde Orte - Ausgesuchte Stadtkritiken von Aachen bis Zwickau“, erschienen bei Reclam vor tatsächlich schon 25 Jahren. Aber nach wie vor ein Genuss. Am Werk waren bekannte und weniger bekannte Autoren, die einen persönlichen Bezug zum jeweils „öden Ort“ haben, und den sie – egal, ob groß, berühmt oder klein – mit schönen Worten und in wunderbarer Weise scheinbar völlig verreißen.
So gut und so liebevoll, dass man nach der Lektüre Lust auf einen Besuch bekommt. In Kassel, in Siegen oder Düsseldorf, worüber es in der Fortsetzung „Öde Orte2“ heißt: „Eine eitlere Stadt kann man lan ge suchen – und eine, die derart das Vakuum poliert, ebenfalls.
“ Mit Wuppertals Mundart hadert in unnachahmlicher Weise Eugen Egner, der sich aber immerhin dankbar darüber zeigt, „dass ich keinen schwäbischen Akzent
sprechen muss“.
Ein guter Grund, ins Bergische Land zu kommen. Oder sonst wohin zu reisen. Am besten an einen richtig schönen öden Ort.