Mit der U-Bahn zur Piste: Autofreie Skidörfer

Serfaus (dpa/tmn) - Die Urlauber träumen von Winterruhe auf dem Berg. Viele Skiorte in den Alpen werben damit, autofrei zu sein. Und doch wollen alle bequem anreisen. Das Dilemma lösen Seilbahnen, Elektroautos, Versorgungstunnel - und die höchstgelegene U-Bahn der Welt.

In dem kleinen Bergdorf Serfaus in Tirol hatte man vor gut 25 Jahren eine verwegene Idee: Eine U-Bahn sollte her. Den Einwohnern stanken die Besucher, von denen sie lebten. Die Wintersportler mussten einmal durchs Dorf, rund eineinhalb Kilometer, um zur Seilbahn zu kommen. Mit dem Auto. Morgens hin, abends zurück.

Eine unterirdische Luftkissenbahn wie in Denver schien die Lösung des Problems, erzählt Alfred Tschuggmal, der so etwas wie der Dorfhistoriker ist. Sechs Meter tief war der Tunnel durchs Dorf, Häuser mussten abgestützt werden, gelegentlich landete Mist aus den Kuhställen in der Betonröhre. Seit 14. Dezember 1985 fährt die Bahn: Parkplatz, Kirche, Raika, Seilbahn - so lautet die Haltestellenliste. Knapp 1500 Meter lang ist die Strecke, nur ein paar Minuten dauert die Fahrt unter dem Dorf.

Mit dem Beginn der Wintersaison ist der Ort nun seit 25 Jahren autofrei. Serfaus ist allerdings nicht der einzige Wintersportort in den Alpen, in dem die Autos der Urlauber im Winter draußen bleiben müssen. Auf der Südseite von Österreichs höchstem Berg, dem Großglockner, sei das Skigebiet Mölltaler Gletscher gänzlich autofrei, sagt Markus Aspetzberger, Sprecher der Österreich-Werbung in Deutschland. Eine Tunnelbahn fährt vom Tal hinauf in das Skigebiet, das Auto kann auch für längere Zeit abgestellt werden.

Wer in Werfenweng im Salzburger Land mit der Bahn anreist oder seinen Autoschlüssel nach der Ankunft abgibt, kann auf „sanfte Mobilität“ umsteigen, wie es dort heißt: Elektroautos, Scooter und Fahrräder stehen den Gästen rund um die Uhr zur Verfügung, ebenso ein persönliches Anruftaxi sowie das Werfenweng Shuttle.

Die Zentren von Saalbach und Hinterglemm im Pinzgau sind ganzjährig für den Autoverkehr gesperrt, in Ischgl in Tirol wird die Innenstadt im Winter zur reinen Fußgängerzone. Auch Oberlech in Vorarlberg ist im Winter völlig autofrei - dann ist das Dorf nur per Bergbahn oder über die Piste zu erreichen. Die Bewohner und Hotels werden über ein Tunnelsystem versorgt.

Anstrengend wird es für Besucher des Kaisertals im Tiroler Kaisergebirge. Erst seit gut drei Jahren führt überhaupt eine Straße von Ebbs aus in das Dorf - allerdings nur für Einwohner, Betriebe und Einsatzfahrzeuge. Alle anderen müssen wie bisher die 280 Stufen des „Kaiseraufstiegs“ erklimmen, so Aspetzberger.

Im Kleinwalsertal an der Grenze zwischen Österreich und Deutschland soll ebenfalls weitgehend auf das Auto verzichtet werden - sommers wie winters. Der Walserbus verbindet die Orte des Tals. In Oberstdorf ist der Ortskern autofrei. Mit 22,7 Hektar, das entspricht knapp elf Prozent des Stadtgebietes, ist der Ortskern die größte zusammenhängende Fußgängerzone der Welt.

In den Schweizer Kantonen gibt es - im Gegensatz zu Bayern - viele autofreie Dörfer. Das bekannteste von ihnen ist Zermatt im Kanton Wallis: In dem urigen Promi-Bergdorf, umgeben von 38 Viertausendern, verkehren bereits seit 1947 ausschließlich Elektromobile ohne Verbrennungsmotor.

Vergleichsweise ruckelig ist die Tour nach Wengen: In das Dorf in 1270 Metern Höhe am Fuß der Jungfrau fährt eine Zahnradbahn. Eine Viertelstunde dauert die Fahrt, die Urlauber von Lauterbrunnen aus in eine andere Welt bringt. Ebenfalls oberhalb des Lauterbrunnentals, auf 1650 Metern, liegt Mürren - auch in das urige Dorf im Berner Oberland geht es ausschließlich per Bahn.

Zwei autofreie Orte liegen auf der anderen Seite der Jungfrau und gehören zum Unesco-Welterbe: Die Bettmeralp und die Riederalp. Beide Gemeinden sind nur per Seilbahn zu erreichen. Ebenfalls autofrei im Wallis: Saas-Fee. Mitten in den höchsten Bergen der Schweizer Alpen liegt Saas-Fee in einem Talkessel, umgeben von 13 Viertausendern.

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