Mit dem Gokart durch Alaska Das neue Kreuzfahrtschiff „Norwegian Bliss“

Seattle (dpa/tmn) - Helm auf, Gurte anlegen. Beim Tritt auf das Gaspedal heulen die Motoren auf - zumindest simulieren Lautsprecher die Geräusche vieler PS. Zehn Karts jagen wenig später über die rund 300 Meter lange Strecke.

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Was an Land keine Besonderheit wäre, ist auf einem Schiff eine Attraktion.

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Auf dem jetzt in Seattle getauften Kreuzfahrtschiff „Norwegian Bliss“ können sich die Passagiere wie Rennfahrer fühlen. Natürlich stellt sich die Frage, warum man eine Gokart-Bahn auf einem Kreuzfahrtschiff braucht. Die Antwort ist simpel: Es macht einfach Spaß. Genau wie Hochseilgärten, Ziplines, Eislaufbahnen, Autoscooter oder Surfsimulatoren, die es auf anderen Schiffen gibt.

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Auf der „Norwegian Bliss“ stellt sich diese Frage allerdings noch etwas dringlicher. Vor allem im Sommer bekommt die Kartbahn doch gehörig Konkurrenz - und dafür braucht es gar keine Rennstrecke an Bord. Das Fahrtgebiet ist Attraktion genug: Alaska. Gletscher, hohe Berge, unberührte Natur. Und mit ein bisschen Glück - Wale.

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Wegen der Tiere gibt es auf der „Norwegian Bliss“ eine weitere Besonderheit: die Observation Lounge auf Deck 15. Geradezu verschwenderisch groß wirkt dieser Bereich für ein Kreuzfahrtschiff, auf dem eigentlich jeder Zentimeter genutzt wird. Das Areal zieht sich über die komplette Front und an den Seiten fast über ein Viertel der Schiffslänge. Hinter riesigen bodentiefen Fenstern stehen bequeme Sessel und Loungemöbel. Einen schöneren Platz auf diesem Schiff zum kleinen Frühstück, zum entspannten Kaffee oder einfach zum Liegen und Hinausschauen kann man sich schwer vorstellen.

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Allerdings liegt zwei Decks höher noch die Horizon Lounge. Hier haben im Gegensatz zur Observation Lounge aber nur Passagiere aus dem Suitenbereich The Haven Zutritt. Dieses „Schiff im Schiff“ - eine gängige Bezeichnung für die Exklusivbereiche - hat auch eine eigene Poolfläche, ein separates Sonnendeck und ein eigenes Restaurant. Bei insgesamt mehr als 20 Restaurants an Bord wäre das eigentlich gar nicht nötig, aber es bietet den zahlungskräftigen Gästen Exklusivität und eine nochmal etwas höhere Qualität als in den anderen Lokalen. Diese stehen ihnen aber natürlich auch offen.

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Neu auf der „Norwegian Bliss“ ist das „Q Texas Smokehouse“. Der Name ist Programm: Riesige Fleischberge landen auf den tablettartigen Tellern, dazu gibt es Cole Slaw, Jalapenos und allerlei schmackhafte Soßen. Später am Abend spielt eine hervorragende Country-Band, wodurch die Unterhaltung an den meisten Tischen wegen der Lautstärke jedoch verstummt. Neu ist auch das „Los Lobos“, ein mexikanisches Lokal, das wie das „Smokehouse“ einen Aufpreis kostet. Allein für die am Platz vom Kellner zubereitete Guacamole lohnt sich das aber.

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Und auch die Speisen in den Restaurants, die im Reisepreis enthalten sind, brauchen sich nicht zu verstecken. Hier ist nicht zuletzt zu erkennen, dass Norwegian Cruise Line (NCL) sich klar in Richtung Premium-Reederei entwickelt. Selbst das Buffetrestaurant - auf vielen internationalen Schiffen für deutsche Geschmäcker oft etwas problematisch - ist im Vergleich zu früheren NCL-Schiffen mittlerweile hervorragend.

Der Premium-Anspruch wird auch beim Design deutlich, das auf der „Bliss“ sehr edel, elegant, hell und freundlich daherkommt, sowohl in den Kabinen als auch in den öffentlichen Bereichen. Die gestiegenen Ansprüche machen sich aber an einer anderen Stelle bemerkbar: beim Preis. Auf einer Alaska-Kreuzfahrt muss man für eine normale Balkonkabine pro Person locker 2500 Euro ausgeben. Der Flug ist dann noch nicht eingeschlossen. Dennoch ist das Schiff für diesen Sommer weitgehend ausgebucht. NCL-Chef Andy Stuart sprach im Rahmen der Tauffeierlichkeiten vom „bestgebuchten Schiff der Flotte“.

Besonders stark vertreten an Bord sind naturgemäß die Amerikaner. Bordsprache ist Englisch, und das Schiff ist NCL-typisch entsprechend geprägt. Das gilt fürs Essen - vom „Q Texas Smokehouse“ über das „Los Lobos“ bis zum erstmals bei NCL an Bord vertretenen Starbucks. Aber auch für das Spielcasino, für den in Deutschland unbekannten US-Radiomoderator Elvis Duran als Taufpaten und nicht zuletzt für das Entertainment. So treten im „Social Comedy & Night Club“ regelmäßig amerikanische Comedians auf. Als Deutscher kann man eher schwer folgen, auch mit guten Englischkenntnissen.

Das gilt mit Abstrichen auch für die großen Shows im Theater. Beim Broadway-Musical „Jersey Boys“ beschreitet die Reederei Neuland. Denn wo auf anderen Schiffen die Shows am Abend maximal 45 Minuten dauern, kommen die „Jersey Boys“ auf 1 Stunde und 41 Minuten. Die Qualität ist hervorragend. Das gilt auch für die Eigenproduktion „Havana“. Die Verantwortlichen hoffen, dass das Stück irgendwann einmal den umgekehrten Weg wie die „Jersey Boys“ nimmt - nicht vom Broadway aufs Schiff, sondern vom Schiff an den Broadway.

Neben den großen Shows im Theater spielen zahlreiche hochklassige Livemusiker an Bord - dazu gehört abgesehen von der bereits genannten Countryband vor allem die Beatles-Coverband im „Cavern Club“. Wer sich dann nach frischer Luft sehnt, kann sich in ein Kart setzen - oder vergletscherte Berge bestaunen.