Von wegen nur Feuerwerk: Originelle und ungewöhnliche Silvester- und Neujahrsbräuche weltweit Weintrauben, Masken, Badespaß
Von Claudia Kasemann
Ob Party mit Freunden oder Kochen im Familienkreis, ob „Dinner for One“ oder Feuerwerk mit Anstoßen: Viele pflegen hierzulande ihre jeweilige Silvester-Routine.
Wobei es zwischen Flensburg und Berchtesgaden durchaus originelle Besonderheiten gibt. Zum Beispiel auf der Insel Föhr in Nordfriesland, wo verkleidete und maskierte Gruppen am Silvesterabend von Haus zu Haus ziehen und zu gängigen Melodien selbstgetextetes Liedgut vortragen. Das sogenannte “Kenknern“ hat auf der Insel eine lange Tradition. In anderen Regionen Norddeutschlands ist dieser Brauch auch als “Rummelpottlaufen“ bekannt.
Unerschrockene Schwimmer
in der eiskalten Nordsee
Warm anziehen sollte man sich nach dem Neujahrsschwimmen in Holland: Am 1. Januar vormittags versammeln sich tausende Schaulustige an niederländischen Stränden und beobachten unerschrockene Schwimmer, wie sie sich gemeinschaftlich in die eiskalte Nordsee stürzen. Auch in Dänemark und vielen deutschen Orten existiert die Tradition.
Anderswo in Europa und der Welt gibt es Silvester- und Neujahrsbräuche, die nicht minder sehens- und erlebenswert sind. So zum Beispiel der „Hogmanay“, das schottische Wort für den letzten Tag des Jahres oder Silvester. Er gilt allgemein als der wichtigste schottische Feiertag, schreibt edinburghfestivalcity.com: „Weihnachten wurde in Schottland rund 400 Jahre lang nicht als Fest gefeiert und war praktisch verboten. Bis in die 1950er Jahre hinein arbeiteten viele Schotten über Weihnachten und feierten ihre Wintersonnenwende an Neujahr, wenn Familie und Freunde zu einer Party und zum Austausch von Geschenken zusammenkamen, die als Hogmanays bekannt wurden. Das Hogmanay-Festival in Edinburgh geht auf das Jahr 1993 zurück und hat sich zu einer der größten Freiluft-Silvesterfeiern der Welt entwickelt. Hogmanay ist eigentlich nur ein Tag, aber die Hogmanay-Feier dauert drei oder vier Tage. Dabei gibt es Veranstaltungen wie Fackelzug, Straßenfest, Konzert und Feuerwerk. Und natürlich ist es Tradition, dass sich die tausenden von Feiernden unmittelbar nach Mitternacht die Hände reichen und Robert Burns‘ Auld Lang Syne ...... singen, bevor sie bis in die frühen Morgenstunden weiterfeiern.“
Längst weit über Spaniens Grenzen hinaus bekannt ist das Weintraubenessen zum mitternächtlichen Glockenschlag ins Neue Jahr. Bei jedem Ton wird ein Früchtchen schnell verschluckt – auf dass sich alle Wünsche erfüllen. Die Feiernden orientieren sich dabei an der Rathausuhr der Madrider Puerta del Sol. Diesen Brauch gibt es in Portugal und Argentinien ebenfalls.
Im Land des Tangos ist es auch üblich, Papierschnipsel aus Fenstern und durch die Straßen wehen zu lassen. Das alte Jahr mit seinen Lasten und Aufgaben ist dadurch sozusagen weggeschreddert und weggeblasen, Neues kann beginnen. Mit ähnlicher Intention wird ein recht drastischer Brauch in Südafrika gepflegt, bei dem sogar alte Möbel einfach aus dem Fenster fliegen.
Figuren brennen
zum Ausklang des alten Jahres
Böse Geister werden in Mittel- und Südamerika mit lebensgroßen Puppen, sogenannten Año Viejo-Figuren, vertrieben, die verbrannt werden. Sie symbolisieren das alte Jahr, inklusive aller negativen Ereignisse. Nicht selten stellen die Figuren bekannte Persönlichkeiten oder Politiker dar.
Mit dem Jahresende verwandelt sich Brasilien in eine große Bühne für Feierlichkeiten. Die Kombination aus Weihnachten, Neujahr und dem erwarteten Karneval macht diese Saison zur lebendigsten Periode im brasilianischen Kalender. Zu Silvester gibt es ausgelassene Feste. Die meisten Brasilianer kleiden sich in Weiß, und auch hier beginnt der Countdown mit den letzten zehn Sekunden vor Mitternacht, gefolgt von Neujahrswünschen beim Anstoßen.
Das größte und lebendigste Spektakel Brasiliens ist natürlich der Karneval. Er wird offiziell gefeiert zwischen dem 28. Februar und dem 5. März 2025. Um dorthin zu kommen, empfiehlt sich ein Silvesterbrauch aus Kolumbien: der leere Koffer, mit dem man um die Häuser zieht – auf dass das neue Jahr Reisen und Abenteuer bringe.