Reise-Berichte Die Waschstraße der Elefanten führt durch Thailand
Elephant Hills ist ein thailändisches Schutzgebiet für die Dickhäuter, ihr Wohlergehen steht dort an erster Stelle.
Khao Sok Nationalpark. Mod Dang geht es gut. Die „Rosa Ameise“ mit den Sommersprossen auf dem Rüssel hat eben gebadet. In einem braunen Tümpel zwar — aber egal. Elefanten lieben Wasser aller Art. Und die Viertonnen-Dame, mit 53 in den besten Jahren, weiß genau: Als nächstes geht’s in die Waschstraße. Da wird die Lehmbrühe mit einem klaren Wasserstrahl von der zweieinhalb Zentimeter dicken Haut gespritzt. Und dann gibt’s Frühstück.
Die Elephant Hills liegen im Dschungel des Khao Sok Nationalparks im Süden von Thailand. Vom Flughafen Phuket geht es knapp drei Stunden über Land. Dann öffnet sich das Tor zum Elephant-Camp mit seinen 35 Luxus-Unterkünften. Ernest Hemingway hätte seine Freude daran gehabt: Zelte so groß wie ein Appartement, mit Doppelbett, Dusche und WC. Ringsum das Zirpen, Kreischen und Heulen der Regenwald-Bewohner. Alle paar Stunden ein kurzer Schauer wie aus Kübeln — Regenzeit. Danach ist in Minutenschnelle alles wieder trocken.
Draußen, bei den Elefanten im 32 Quadratkilometer großen Reservat, schließt die kleine Touristen-Gruppe „dicke Freundschaft“ mit den größten Tieren auf asiatischem Boden. Das geht — natürlich — über leckeres Essen. Sozusagen als Vorspeise rollen die Besucher zerkleinerte Tamarinde-Datteln zu Elefanten-Frikadellen, wälzen sie in Salz und Reis und wickeln die Leckerli in Bananenbündel. Geballtes Vitamin C, gut für die Verdauung.
Wie Hündchen schleichen sich die Dickhäuter an ihre neuen Freunde an, greifen mit der Rüsselspitze zu und schieben sich elegant die mundgerechten Frikos, Bananen und Bambusbündel aus der Hand der Besucher ins Maul. „Keine Angst, Elefanten haben keine Zähne“, gibt Begleiterin Noon Entwarnung. Dafür hat so ein warmer, weicher Elefanten-Rüssel 100 000 Muskeln — ein Wunderwerk der Präzision.
Ist das nun alles Freude für die zwölf Elefanten, oder eine Qual? Elephant Hill ist international ausgezeichnet für seinen liebevollen Umgang mit Dickhäutern, die es in ihrem früheren Leben nicht so gut gehabt haben. Dort müssen sie keine Ausritte mit Touristen machen. Jeder hat seinen persönlichen Mahout (Betreuer), dem er aufs Wort folgt — und nicht auf Schläge. Jeder Elefant hat zudem seine eigene Schlaf-Box, die Herde (nur Kühe im Alter von 11 bis 74 Jahren) wird von einem Tierarzt betreut. Und wenn nach dem ersten Frühstück die Besucher-Grüppchen wieder fort gefahren sind, suchen sich die Elefanten ihre Haupt-Mahlzeit selbst. 250 Kilo Gras und Grünzeug vertilgen sie am Tag, dazu trinken sie 200 Liter Wasser. Eine Rüssel-Füllung fasst 8,5 Liter.
Der Süden Thailands ist von Wasser umgeben und durchzogen. Mit einem Boot geht es über den riesigen Cheow Larn-Stausee in eine Filiale des Elefanten-Camps. Die gleichen Zelte, diesmal jedoch auf Pontons im Wasser, leicht schaukelnd, ohne direkte Verbindung zum Land. Mit Solarstrom, der in Batterien gespeichert und auch schon mal knapp wird, wenn eine Gruppe Touristen vom Ausflug zurückkehrt und ihre Handys und Fotoapparate auflädt.
Ausflüge führen in den Urwald. Auf schmalem Pfad geht es steil bergauf. Der Boden ist lehmig, Wurzeln werden dankbar wie Treppenstufen genutzt. Ein Bambus-Stab sichert den Wanderer vor unfreiwilligem Ausrutschen.
Der Tropenwald ist unbeschreiblich anders als ein mitteleuropäischer Wald. Exotische Insekten veranstalten Lärm, als seien hunderte Kreissägen in Aktion. Plötzlich so etwas wie ein scharfer Schuss: Ein Baum ist umgestürzt. Affen schwingen sich von Liane zu Liane wie im Kino, quietschbunte Vögel flattern auf. Nach zwei Stunden Anstrengung für 200 Höhenmeter und einem Liter Mineralwasser als Ausgleich für vergossenen Schweiß, liegt die Poan Phet-Höhle vor den Wanderern. Im Schein der Taschenlampen entdecken sie Geschwader von Fledermäusen, handtellergroße (aber friedliche) Spinnen, hier und da auch eine Schlange. Wildnis eben.
Zurück in der Zivilisation geht es auf die beiden vor allem bei deutschen Urlaubern beliebten Inseln Phangan und Koh Samui. Beide gelten als Kokosnuss-Inseln, und bei der Ernte hilft dem Menschen der Affe. Drei Monate wird ein solcher Erntehelfer ausgebildet. Er klettert auf die Bäume, wirft eine Kokosnuss nach der anderen seinem Besitzer zu. 1000 Früchte schafft ein Profi-Affe am Tag. Eine lange Leine verhindert, dass er ausbüxt.
Was man aus Kokosnüssen alles machen kann! Die braunen Fasern werden als Füllung in Kopfkissen und Matratzen gestopft. Aus der Frucht wird das Fleisch geraspelt und gepresst. Aus der Milch wird Käse und Öl gewonnen, letzteres soll gegen Sonnenbrand helfen. Der Rest wird zum Kochen verwendet.
Malerisch bunt sind die Buden-Straßen der Inselorte bei Tag. Überall köcheln Süppchen, brutzelt Fleisch, duftet es nach Fisch. Im Dunkel der Nacht tobt an den weißen Sandstränden der Metropolen bei zuckendem Licht hämmernde Elektro-Musik. Auf Koh Phangan wird einmal im Monat Vollmondparty gefeiert mit bis zu 30 000 Partygästen in der Hauptsaison.
Und die Deutschen, die im Süden von Thailand nicht nur Urlaub machen, sondern auch zahlenmäßig an der Spitze der Dauer-Residenten stehen? Im luxuriösen Resort Panviman in Koh Phangan ist Robert Schnabel vom Ammersee General Manager. Acht Jahre lebt er nun in Thailand: „Hier gibt es alles. Erstklassige medizinische Versorgung, Schulen, Verkehrs-Infrastruktur. Man muss nur den Schritt raus aus der Komfortzone tun.“ Eins vermisst der Bayer aber doch: „Einen ordentlichen Leberkäs.“ Der Autor reiste mit Unterstützung des Thailändischen Fremdenverkehrsamtes.