Dubai im Ramadan: Die Wurzeln der Wolkenkratzern
In diesem Jahr dauert der Ramadan vom 18. Juni bis zum 17. Juli. Gerade in dem Fasten-Monat der Muslime können Besucher das Ursprüngliche in Dubai hautnah erleben und damit den reizvollen Kontrast zwischen Futurismus und Tradition.
Düsseldorf. Entweder man hasst sie oder man liebt sie — Dubai, die 2,3 Millionen-Metropole am Arabischen Golf ist das zweitgrößte Emirat der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE). Über elf Millionen Besucher kommen jedes Jahr in die Stadt der Superlative. Bis 2020, wenn Dubai Ausrichtungsort der Weltausstellung ist, sollen es jährlich 20 Millionen sein. Kaum eine Stadt auf der Welt polarisiert und beeindruckt so gleichermaßen - hier wird das Unmögliche möglich gemacht.
Wo sonst kann man in der Wüste Ski fahren oder beim Einkaufen mit Haien schwimmen. Immer schneller, höher, größer — der „Gigantomatismus“ in Dubai kennt keine Grenzen. Neben dem höchsten Wolkenkratzer (Burj Khalifa) mit der Aussichtsplattform „At the Top“ in der 124. Etage, gibt es das größte Shoppingzentrum (Dubai Mall) sowie die längste Metro-Strecke der Welt. Niemand kann behaupten er kenne Dubai, denn die Stadt wandelt sich ständig. Bis ins Jahr 2024 reichen bereits Planungen diverser Riesen-Projekte, in diesem Jahr sollen allein fünf, darunter der Dubai Safari Park, fertig gestellt werden.
In Dubai verschmilzt Orient und Okzident: Arabische Kultur und Architektur, Beduinenerbe und traditionelle Souks existieren neben teuren Restaurants und Luxushotels, futuristischen Bauprojekten und Shoppingmalls. Die historischen Viertel der Stadt sind so anders als das moderne Dubai. Wer hinter die schillernden Hochhausfassaden blicken möchte und sich auf die Suche nach den Ursprüngen Dubais macht, wird fündig. Die junge Metropole ist stolz auf ihre Wurzeln und bietet viele Möglichkeiten die Geschichte des Wüstendorfes am Dubai Creek zu entdecken.
Im Dubai-Museum lässt sich in szenischen Darstellungen des traditionellen Wüstenlebens mit Dattelfarmen und Souks, das Leben im Perlen-Handelsdorf Dubai vor der Entdeckung des Erdöls in den 1960er Jahren nachempfinden. Nur einen kurzen Spaziergang vom Dubai-Museum entfernt liegt das historische Al-Fahidi-Viertel, auch unter dem Namen Bastakiya bekannt. Es gehört zu Dubais ältesten Kulturerbestätten am Dubai Creek, auf dem man eine Fahrt mit dem traditionellen Holzboot Abra machen sollte. Hier erbauten die ersten Einwanderer ihre mit Korallen verkleideten Häuser mit den majestätischen Windtürmen, gepflasterten Innenhöfen, verzierten Holztüren und kunstvollen Bögen.
Auch das Zentrum für kulturelle Verständigung Sheik Mohammed Centre für Cultural Understandig (SMCCU) befindet sich dort. Es wurde von Sheik Mohammed bin Rashid Al Maktoum ins Leben gerufen, um Besuchern die lokale Kultur, Bräuche und Religion näher zu bringen. Die Kommunikation und das Verständnis zwischen den Religionen soll gefördert werden. Das Motto des SMCCU „Offene Türen, offener Geist“ ist Programm - ganz im Sinne des Ramadans ist jeder willkommen.
Das SMCCU bietet auch Führungen durch die aus weißem Stein erbaute Moschee Jumeirah Mosque an. In lockerer Atmosphäre werden die Kleiderordnung der Emirati und die fünf Säulen des Islams (Bekenntnis, Gebet, Armensteuer, Fasten, Pilgerreise) erklärt. Hier ist im Gegensatz zu anderen Moscheen das Fotografieren gestattet. An ein paar Regeln sollten Besucher sich aber halten: Kurze Hosen und Röcke sind tabu. Frauen müssen ein Kopftuch tragen und ihre Arme sollten bedeckt sein. Vor dem Betreten der Moschee sind die Schuhe auszuziehen.
Besonders während des Fastenmonats Ramadan eröffnen sich darüber hinaus für Besucher intensive Einblicke in das traditionelle Leben, in die muslimische Kultur und Religion. Wenn einige Grundregeln in dieser Zeit beachtet werden, ist diese authentisch faszinierende Welt eine interessante Erfahrung.
Während des Ramadans streben die Gläubigen nach innerer Einkehr und suchen die Nähe zu Allah. Durch den Verzicht auf Speisen und Getränke bei Tageslicht nehmen sie Abstand zum Alltag und besinnen sich auf ihren Glauben und ihre Traditionen. Während des Ramadans sind daher Rauchen, Essen und Trinken tagsüber in der Öffentlichkeit verboten. Diese Einschränkungen gelten aber nicht in internationalen Hotels — hier werden Frühstück und Mittagessen serviert, Alkohol in vielen Fällen allerdings erst abends. Teilweise werden Poolbars und Restaurants abgeschirmt.
Ab etwa 19 Uhr sind die Einschränkungen aufgehoben. Sobald die Sonne untergegangen ist, feiern die Muslime das Fastenbrechen mit üppigen Iftar-Buffets, wozu auch Nicht-Muslime herzlich eingeladen sind. Es gibt keine bessere Zeit zum Kosten von authentischen arabischen Essen. Man trifft sich in festlich geschmückten Zelten und stimmungsvollen Shisha-Lounges. Das gesellige Beisammensein, mit einem reichhaltigen Angebot an lokalen und internationalen Speisen, Live Cooking, orientalischer Musik und Tee, lädt dazu ein, mit Einheimischen in Kontakt zu treten. Shopping Malls, Geschäfte und Souks haben meist bis spät in die Nacht geöffnet. Lediglich Live Entertainment und Tanz findet im Ramadan auch während der Nachtzeit nicht statt.
Die letzten zehn Tage des Ramadan sind traditionell die wichtigsten. In dieser Zeit bereiten alle Gläubigen das Opferfest „Eid Al Fitr“ vor, mit dem das Ende des Fastenmonats gefeiert wird. Zu diesem Anlass schmücken die Bewohner Dubais ihre Häuser, tragen festliche Kleidung, tauschen Geschenke aus und kochen aufwändige Speisen für Familie und Freunde. Im Vorfeld auf das Fest warten zahlreiche Rabattaktionen in den Shopping-Malls und beim „Ramadan Night Market“ im Dubai World Trade Centre können von 20 bis 2 Uhr günstig Mode, Geschenkartikel, Schmuck, Parfüm, Spielzeug und mehr als Mitbringsel erworben werden (www.ramadannightmarket.com).
Ein besonderes Erlebnis ist das Iftar-Dinner im SMCCU zusammen mit den Einheimischen zu feiern. Man kann sich austauschen und Informationen über Bräuche und Kultur aus erster Hand erhalten. Nasif Kayed, Managing Director des SMCCU erklärt: „Der Ramadan ist ein Monat, bei dem die Gemeinschaft zusammenkommt und versucht, ein besseres Miteinander zu gestalten. Sei es durch die Unterstützung der Armen oder dass sich jeder angemessen verhält. In dieser Zeit wird die Welt zu einem besseren Ort.“