Eine amerikanische Maus in Paris: Disneyland wird 20
Paris (dpa/tmn) - Micky Maus in Partylaune: Vor 20 Jahren wurde das Disneyland in Paris eröffnet. Anfangs war die Empörung französischer Traditionalisten groß, doch mittlerweile ist der Ärger verflogen.
Vor den Toren der französischen Hauptstadt steigt von April an täglich eine rauschende Party. Rund 40 Kilometer östlich des Eiffelturms eröffnete vor 20 Jahren das Disneyland Paris. Mittlerweile haben mehr als 250 Millionen Menschen Europas größten Vergnügungs- und Freizeitpark besucht. Und ein Ende der Erfolgsgeschichte scheint nicht in Sicht.
Anfangs sah das ganz anders aus. Eine uramerikanische Traumfabrik direkt neben der Kunst- und Kulturmetropole Paris? Als in den 1980er Jahren die Planungen für das erste europäische Disneyland begannen, war die Empörung französischer Traditionalisten groß. Das Wort vom „Kultur-Imperialismus“ machte die Runde.
„Verseuchung und Plünderung von Kulturgütern“, gifteten Zeitungen, Politiker sprachen von „kollektiver Schizophrenie“, Künstler malten in Anlehnung an das damalige Reaktorunglück ein „kulturelles Tschernobyl“ an die Wand. Stolz auf die eigene Kultur, aber auch deutlicher Hochmut gegenüber der Kultur auf der anderen Seite des Atlantiks spielten dabei eine Rolle.
Zwei Jahrzehnte nach der Eröffnung am 12. April 1992 ist bei den Meisten der Ärger verflogen. Die Franzosen, die den US-Import zunächst als Bedrohung ihrer Kultur verschmähten, stellen heute rund die Hälfte aller Gäste. Wie der Eiffelturm oder der Louvre gehört der Freizeitpark mit dem Dornröschenschloss mittlerweile zum Pflichtprogramm bei einem Hauptstadtbesuch.
Keine Stunde fährt die Vorortbahn RER aus der Pariser Stadtmitte nach Marne-la-Vallée, wo sich das Disneyland auf 2230 Hektar Fläche erstreckt. Seit 2003 ist das Gelände sogar an das Hochgeschwindigkeitsnetz angeschlossen. Briten können direkt durch den Ärmelkanaltunnel zu Micky Maus & Co brausen.
Zum 20. Geburtstag verspricht Disney nun ein rauschendes Fest. Im April feiert eine neue Abendshow Premiere. Nie gesehene Spezialeffekte, ein Feuerwerk aus Licht und Farben sowie eine eigens arrangierte Musik sollen Groß und Klein verzaubern. Tagsüber wird es einen Partyzug und ein besonderes Rendezvous mit der wohl berühmtesten Maus der Welt geben. Alles unter dem Motto „Lebe dein Leben in Farbe“ von Micky-Urvater Walt Disney.
Zu den größten Anziehungspunkten des Parks zählt aber immer noch der „Tower of Terror“. Die 2008 eröffnete Attraktion ist einem verlassenen Luxushotel aus den 1930er Jahren nachempfunden. Durch die Eingangshalle und die Bibliothek des „Tower“ werden Fahrgäste in den Hotelfahrstuhl geschleust. Dieser fährt dann 52 Meter in die Höhe, bevor er schneller als im freien Fall wieder hinunterstürzt.
Um mehr jüngere Gäste anzulocken, wurde 2010 das „Toy Story Playland“ eröffnet, wo die Stars aus dem Zeichentrickfilm „Toy Story“ Micky und Co. Konkurrenz machen. In den nächsten Jahren soll ein ökologisches Dorf folgen. Der Ort „Les Villages Nature de Val d'Europe“ (Die Naturdörfer im Europatal) wird nach den Prinzipien nachhaltiger Entwicklung in Form von Pfahlbauten um einen künstlichen See und Lagunen entstehen.
Schon jetzt nennt sich das Disneyland wegen seiner 35 000 Bäume und 964 360 Quadratmeter großen Grasfläche größter Garten Europas. Die Gesamtfläche der Anlage entspricht mehr als einem Fünftel der Fläche von Paris.
Neben dem Disneyland Park und dem Walt-Disney-Studios-Park gehören heute sieben Themenhotels sowie ein 27-Loch-Golfplatz zum Resort. Ohne Ticket dürfen zahlreiche Restaurants, Geschäfte und ein Multiplex-Kino besucht werden. Stolz betont Disney, dass die mehr als 14 000 Mitarbeiter aus rund 100 verschiedenen Ländern kommen, insgesamt 20 Sprachen sprechen und in über 500 Berufen tätig sind.
Mit 15,6 Millionen Besuchern hatte das Disneyland zuletzt eine fast doppelt so hohe Jahresbesucherzahl wie der Eiffelturm - obwohl allein der reguläre Eintritt eine vierköpfige Familie mehr als 200 Euro kostet. Vielleicht ist auch das ein Grund, warum aus Deutschland bislang relativ wenige Gäste kommen. 2011 stellten sie gerade einmal zwei Prozent der Besucher.