Mietwagen früh buchen - Verleiher rechnen mit Engpässen
Berlin (dpa/tmn) - Der Flieger ist gelandet und dann das: kein Mietwagen mehr zu haben. Das könnte Urlaubern in Spanien in diesem Sommer passieren, sagen einige Vermieter voraus. Sie rechnen mit Engpässen bei Mietautos.
Andere halten das aber für falschen Alarm.
Erinnerungen werden wach: Im Sommer 2009 sorgten Schlagzeilen von einem Engpass bei Mietwagen in Spanien und explodierenden Preisen für Aufsehen. Nun prophezeien die ersten Anbieter auch für dieses Jahr, dass es dort nicht genug Autos für Urlauber geben wird. Doch andere sehen die Situation längst nicht so dramatisch. Frühzeitiges Buchen ist für Urlauber aber dennoch ratsam.
„Wir rechnen zum jetzigen Zeitpunkt damit, dass in der kommenden Sommersaison - vorsichtig geschätzt - mehr als 12 000 Ferienautos auf den Balearen und dem Festland fehlen werden“, sagt Kai Sannwald, Inhaber von Sunny Cars. Katrin Teichert, Geschäftsführerin von Hertz in Deutschland, sieht das ähnlich: „In der Sommersaison 2012 ist davon auszugehen, dass es an beliebten Urlaubsdestinationen vorübergehend zu Engpässen kommt“, sagt sie. Europcar rechnet damit, dass in Spanien insgesamt 10 Prozent weniger Fahrzeuge als im Vorjahr zu haben sein werden.
Die Gründe dafür klingen einleuchtend: Anfang 2012 musste der spanische Anbieter Aurigacrown Insolvenz anmelden. Hinzu kommt, dass aufgrund der Schuldenkrise weniger in Neufahrzeuge investiert wird.
Neben Spanien sieht Sannwald auch in Portugal nach wie vor einen schwierigen Markt. Auch dort könne es zu Engpässen und steigenden Preisen kommen. Trotz der Finanzkrise sieht er dagegen in Griechenland keine Probleme.
Doch nicht alle sehen so schwarz: Zwar will auch der ADAC nicht ausschließen, dass es „in wenigen Einzelfällen“ dazu kommt, dass das Mietwagenangebot nicht ausreicht. Doch in großem Stil seien diese nicht zu erwarten, sagt Sprecherin Katrin Müllenbach-Schlimme.
In dieselbe Kerbe schlägt das Vergleichsportal „billiger-mietwagen.de“. „Im Gegensatz zu einigen Meldungen von Mietwagen-Anbietern sehen wir dieses Jahr keinen Mietwagenengpass in Spanien und anderen beliebten Urlaubsländern“, sagt Sprecher Frieder Bechtel. Denn sowohl die Nachfrage der Kunden aus Spanien und Portugal, aber auch aus Großbritannien dürfte niedriger ausfallen als im Vorjahr. Lediglich bei kurzfristigen Buchungen in der Hauptsaison könnten Urlauber leer ausgehen, glaubt Bechtel.
So wenig einig sich die Experten bei der Frage nach erwarteten Engpässen sind, so unklar ist auch, wie sich die Preise entwickeln werden. „Wir erwarten einige deutliche Preissteigerungen beim Mietwagen-Angebot in Spanien“, sagt Sunny-Cars-Geschäftsführer Sannwald. Auch Hertz-Deutschland-Geschäftsführerin Teichert rechnet damit, dass sich Engpässe auf die Preise auswirken. Europcar geht von einem Preisanstieg von bis zu 10 Prozent aus. Auch für Italien rechnet die Verleihfirma mit Steigerungen.
Das Mietwagenportal „billiger-mietwagen.de“ hat dagegen bislang keine deutlichen Preissteigerungen beobachtet. Der Tagespreis bei derzeitigen Angeboten für ein Mietauto im kommenden Sommer in den USA liege zwar durchschnittlich 1,2 Prozent höher als 2011. Die Preise in allen anderen wichtigen Urlaubsländern seien aber gesunken. In Portugal liegt das Preisniveau laut Bechtel um 1,7 Prozent unter dem Vorjahr, in Italien um 6,4 Prozent, in Frankreich um 7,7 Prozent, in Spanien gar um 15,5 Prozent. Für ein Auto der Economy-Klasse, also zum Beispiel einen Opel Corsa, müssen Urlauber zum Beispiel in Spanien 27,02 Euro inklusive Versicherung ohne Selbstbeteiligung auf den Tisch legen. Insgesamt seien die Preise in den beliebtesten Urlaubsländern um 7,6 Prozent gesunken.
Auch der ADAC rechnet nicht mit einer spürbaren Preisanhebung im Vergleich zur Urlaubszeit des Vorjahres. „Aktuell sind noch keine spürbaren Saisonaufschläge für Anmietungen in der Hochsaison erkennbar“, sagt Sprecherin Müllenbach-Schlimme.
Generell raten Experten, bei den Preisen genau zu prüfen, welche Leistungen eingeschlossen sind. Sannwald hat festgestellt, dass die eingeschlossenen Leistungen in den vergangenen Jahren zurückgefahren wurden, um möglichst günstige Angebote auf den Markt zu bringen. Auch der ADAC warnt vor versteckten Zusatzkosten. So verlangten einige Anbieter für Zusatzfahrer extra Gebühren. Auch die Tankregelung ist immer wieder ein Streitpunkt. Laut ADAC ist die sogenannte Full-to-Full-Option die fairste. Sprich: Der Urlauber bekommt einen vollgetankten Wagen und liefert diesen wieder vollgetankt ab.
Engpässe oder nicht, steigende Preise oder nicht? Einig sind sich alle nur in einem Ratschlag: möglichst frühzeitig buchen. Das erhöht die Chance auf das gewünschte Fahrzeug zu einem günstigen Preis, erklärt Hertz-Geschäftsführerin Teichert.