Elche beobachten in Schweden: Beim König der Wälder

Hautnahe Begegnungen auf der Landstraße und im Moosepark.

Düsseldorf. Schweden hat bei Deutschen das Image mit dem Elch, wie man an Tausenden Autoaufklebern leicht erkennen kann. Auch ich habe ein rotes Dreieck mit dem schwarzen Kerl ans Autoheck gepappt. Seit damals, seit der Begegnung in den Herbstferien. Ein kleines Souvenir an einen großen Schrecken im hohen Norden — fast wäre ein dickes Tier nämlich auf der Kühlerhaube gelandet. Und das kam so:

Von Malmö Richtung Kristianstad auf der E 22, früh um sieben. Grauer Morgennebel, kaum Verkehr, ruhiges Dahintreiben mit Tempo 40.

Plötzlich trat ein Schatten von rechts in den Blickwinkel. Da gab’s nur eine Reaktion: Ruckizucki das Lenkrad nach links, den rechten Fuß volley aufs Bremspedal und langsam an den rechten Straßenrand ausrollen. Stopp. Motor aus, Warnblinker an. Erst einmal tief durchatmen. Dann für die aufgeschreckte Familie eine dumme Bemerkung machen: „Holla. Ich glaub, mich knutscht ein Elch!“

Da steht das Tier. Mehr als zwei Meter hoch ist der Bursche, gigantisch. Hat die Ohren aufgerichtet, schnauft. Er guckt, wie ein verschlafener Elchbulle guckt, wenn nach Reifenquietschen völlige Stille eintritt. Streicheln verboten! Voller Respekt und mit staunendem, offenem Mund bleibe ich im Auto sitzen. Acht, neun, zehn Sekunden lang — und aus: Der dicke Freund trabt mit wackelndem Hintern zurück in den Wald. Puuuuuh!

Solch tierische Begegnungen hat man denn doch viel lieber in den eingezäunten Parks. „Bei uns kommen Sie an den Elch hautnah ran. Hier hören Sie spannende Geschichten über den König der Wälder. Und während der Führung dürfen Sie die Elchkälbchen auch füttern — aber nicht mit ihnen kuscheln. Das könnte dann doch Ärger mit der Mama geben.“

Ja, tatsächlich: Im Moose Garden in Jämtland kommen die Besucher Elvira, Sune und Beppe so nahe, dass die Besucher den schnaufenden Atem spüren, wenn sich die Drei mit ihren dicken Nasen nähern. Das Gehege im Dorf Orrviken, 13 Kilometer vor Östersund, 15 Hektar groß, hat Acker- und Waldfläche, einem Berg, zwei Bachläufen und einen Damm. Das „Elchabenteuer“ begann 1997, als Sune Häggmark es sich zur Aufgabe machte, zwei verlassene Elchkälber aufzuziehen. Sie bekamen ein eigenes Gehege und wurden liebevoll umsorgt. Was die Basis einer heute gut besuchten Touristenattraktion bildete.

Im Grönasens Älgpark bei Kosta gibt es auch allerhand Mitbringsel: Elchmützen, Schals, Shirts, Aschenbecher. Elchwurst in Dosen ist auch im Angebot. Im Park führt ein fast zwei Kilometer langer Weg durch das Elchgebiet.

Im Ingelbo Moosepark bei Hässleholm füttern wir die Tiere zusammen mit den Gastgebern Eleanor und Ingemar. Und übernachten in einem Appartement mit Blickkontakt zu den Königen der Wälder. Ein dünner Maschendrahtzahn ist zwischen uns und sichert das Reservat. Ist auch besser so.