Genussstrecke statt Promille-Piste - Badens Weinstraße wird 60

Freiburg (dpa) - In Zeiten der Motorisierung brachte die Badische Weinstraße viele Weinliebhaber in die Region. Doch in den vergangenen Jahren kam die Route nicht mehr so richtig in die Gänge. Nun wird sie wiederbelebt.

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Sie weist Weinliebhabern den Weg und will alle anderen auf den Geschmack bringen: Die Badische Weinstraße hat Geburtstag und macht sich groß. Zu ihrem 60-jährigen Bestehen ist sie zur längsten Weinroute Deutschlands ausgebaut worden. Zudem verweist sie auf ihre Geschichte: Sie ist eine der ältesten Weinstraßen der Republik. Die Aktivitäten rund um das Jubiläum dauern den ganzen Mai, es sind mehr als 150 Veranstaltungen geplant. Start ist am Freitag (2. Mai) mit einer ersten Jubiläumsfeier in Baden-Baden.

„Die Badische Weinstraße war einmal in aller Munde. Zuletzt ist sie leider etwas in Vergessenheit geraten. Wir holen sie jetzt aus dem Dornröschenschlaf“, sagt Kilian Schneider, Winzer in Vogtsburg am Kaiserstuhl und Präsident des Badischen Weinbauverbandes in Freiburg.

In den vergangenen Jahren hatte sich wenig getan: Hinweisschilder waren veraltet und verblasst, die Werbung so gut wie eingestellt. Die Weinstraße, in Zeiten der Motorisierung ein wichtiges Instrument der Weinwerbung, kam mit zunehmenden Alter nicht mehr voran.

Dies ändert sich nun. Rechtzeitig zum Jubiläum ist die rund 200 Kilometer lange Strecke auf mehr als 500 Kilometer verlängert worden. Sie durchquert nun das gesamte Weinanbaugebiet Baden und führt vom südlichen Hessen bis zur Schweizer Grenze. Mit mehr als 500 Kilometern ist die Route deutlich länger als beispielsweise die Deutsche Weinstraße. Diese zählt rund 85 Kilometer.

„Mit der Verlängerung, den Jubiläumsfeierlichkeiten im Mai sowie einer deutlich intensivierten Werbung und einer neuen Beschilderung wollen wir unsere Region überregional bekannter machen“, sagt Schneider. Die Weinbauern kooperieren hierfür erstmals mit der Tourismusbranche. Ziel sei es, zusätzliche Gäste anzulocken.

Die Organisatoren lassen sich dabei von der Idee lotsen, die schon die Wegbereiter der Straße verfolgten: Die Weinstraße orientiert sich am öffentlichen Straßennetz. Sie führt über landschaftlich reizvolle Routen und macht auf Sehenswürdigkeiten sowie auf Weinlokale und andere kulinarische Einrichtungen aufmerksam. Die Weinstraße ist damit Genussstrecke und mehr als nur eine „Promille-Piste“.

Den Anfang hatte im Mai 1954 ein Postbus gemacht. Er startete in Baden-Baden und eröffnete, feierlich mit Tannenreisig geschmückt, die Weinstraße. Ursprünglich führte sie von Baden-Baden bis Gengenbach im Ortenaukreis, später wurde sie in Richtung Süden bis in den Landkreis Lörrach erweitert. Nun durchzieht sie ganz Baden und damit das drittgrößte der 13 Weinanbaugebiete in Deutschland.

„Von einer starken Weinstraße profitiert nicht nur der Weinbau“, sagt Christopher Krull, Geschäftsführer der Schwarzwald-Tourismus-Gesellschaft mit Sitz in Freiburg. „Touristen und Einheimische lernen mit ihr die Vielfalt der Region kennen, die nutzt auch der Gastronomie und Hotellerie sowie kulturellen Einrichtungen wie Museen und anderen Freizeitangeboten.“ Mit der Weinstraße habe die Region eine starke Marke, die nun wiederbelebt werde.

Um ans Ziel zu kommen, gibt es zum Jubiläum ganz klassisch eine Straßenkarte sowie Infos fürs Navigationssystem. Zudem soll die Straße auch gezielt für Rad- und Motorradfahrer sowie für Wanderer und Spaziergänger beworben werden. An die Straßenverkehrsregeln müssen sich natürlich auch die Nutzer der Weinstraße halten. „Wir raten daher, vor allem nach dem Weingenuss, zur Übernachtung“, sagt Tourismuschef Krull.