Während einer 16-tägigen Kreuzfahrt mit der „MS Europa“ können Passagiere England, Irland und Schottland entdecken Grün, grüner – Irland

Nieselregen trübt den Blick auf die hügelige Landschaft der westirischen Küste. Doch die saftigen Wiesen, für die Irland so berühmt ist, scheinen hier noch grüner als im Rest des Landes zu sein. Wie übergroße Smaragde leuchten sie gegen den Nebel an.

Während einer Kreuzfahrt auf der „MS Europa“ zu den britischen Inseln entdecken die Passagiere vor allem viele grüne Gegenden. Auch Cornwall gehört zu den Zielen.

Foto: Britta Schmidt

Die Westküste Irlands hat bis zu 270 Regentage. Daher wohnen dreiviertel aller Iren auch an der Ostküste, erzählt später die Reiseleiterin. Den Schafen und Kühen gefällt das Wetter. Dank des milden Klimas können sie das ganze Jahr über draußen grasen.

Windstärke 9 statt
Bilderbuchwetter

Das Kreuzfahrtschiff „MS Europa“ liegt in der ruhigen Bucht von Bantry auf Reede. Draußen, auf der offenen See, tobt der Atlantik mit Windstärke 9. Auf dem Lido Deck sitzt Kapitän Jörg Peter Berendsen, die Arme hinter dem Kopf verschränkt und atmet tief durch. Hinter ihm liegen ein paar harte Stunden. Zusammen mit seiner Crew hat der 62-Jährige das Schiff sicher durch die peitschenden Wellen gebracht. Dank der sogenannten Stabilisatoren, das sind technische Systeme, die das Schaukeln minimieren, haben die Passagiere davon kaum etwas bemerkt. Hier und da ist eine Tür zugefallen und wem etwas mulmig geworden ist, hat sich vom Bordarzt eine Tablette gegen Übelkeit geholt.

Dabei fängt alles an wie im Bilderbuch. Die Kreuzfahrt „Irische Küsten und Schottische Highlands“, die in Hamburg startet und nach 16 Tagen auch wieder in Hamburg endet, erreicht Südengland bei strahlendem Sonnenschein. In Fowey, einem kleinen Fischerort, der bereits zu Cornwall gehört, liegt das Schiff am Albert Quay direkt im Ortszentrum. Fowey ist im Gegensatz zu den bekannteren Orten Cornwalls wie St. Ives oder Newquai weniger touristisch. In den schneeweißen Villen, die sich entlang des Küstenwanderwegs bis zu einem kleinen, romantischen Strand ziehen, wohnen überwiegend vermögende Städter, die ihr Arbeitsleben hinter sich gelassen haben.

Der Ortskern gibt die perfekte Filmkulisse ab, um das Rosamunde-Pilcher-Klischee zu transportieren. Kleine Läden mit außergewöhnlich hübschen Geschenkartikeln und Einrichtungsaccessoires wechseln sich ab mit niedlichen Cafés und urigen Restaurants. Dahinter erstrecken sich bewaldete Hügel mit einer Mischung aus mediterranen Pflanzen und blühenden einheimischen Gewächsen. Die Gegend verdankt ihr mildes Klima dem Golfstrom.

Dass diese Seereise nicht immer so lieblich bleibt, zeigt sich an der gesamten Westküste Irlands. Zweimal kann der vorhergesehene Hafen nicht angelaufen werden. Die Wetterverhältnisse lassen es nicht zu. Doch das hat auch seine guten Seiten. Statt Londonderry, eine Stadt an der offenen Atlantikseite Nordirlands, läuft das Schiff das ruhiger gelegene Belfast an.

St. Kilda ist wohl die einsamste Inselgruppe Großbritanniens

Ein ehemaliger Banker aus Frankfurt kann sein Glück kaum fassen. Er hätte die Hauptstadt Nordirlands gern gesehen, sei traurig gewesen, dass sie nicht auf der Route lag. Nun geht er schnellen Schrittes als erster von Bord und kommt begeistert zurück. Immer noch wird das Tor zwischen Katholiken und Protestanten jeden Abend geschlossen. Seiner Frau fällt auf, dass es auf der katholischen Seite sehr sauber sei. Dafür gibt es bei den Protestanten kaum ein Haus ohne Fahnenmast, an dem nicht der Union Jack, die Nationalflagge Großbritanniens, weht.

Als das Unwetter abgezogen ist, nimmt das Schiff wieder Kurs auf die offene See, die sich nun von ihrer Schokoladenseite zeigt. Ziel ist der letzte schottische Außenposten St. Kilda. Der Archipel liegt 150 Kilometer vom Festland entfernt und wird gelegentlich zu den Äußeren Hebriden gezählt. Damit ist es wohl die einsamste Inselgruppe Großbritanniens.

Stopps in Aberdeen
und Edinburgh

Die Klippen sind dort höher als in Irland, aber die Wiesen genauso grün. Nur die Schafe sehen anders aus. Fast wie eine ulkige Mischung aus Schaf, Ziege, Kuh und Esel. In sechs Jahrtausenden entwickelte sich auf St. Kilda eine isolierte Kultur mit knapp hundert Menschen. Sie ernährten sich hauptsächlich von Vögeln, die sie in runden Steinhöhlen lagerten, die bis heute erhalten sind. Immer noch sind die Inseln ein beliebtes Brutgebiet für Seevögel wie Basstölpel, Papageientaucher und Eissturmvögel.

Einen Kontrast zu diesen verlassenen Inseln bieten die nächsten Ziele: Nach Aberdeen, eine Stadt aus der zweiten Reihe, die oft unterschätzt wird und mit einer Vielzahl an imposanten Bauten aus unterschiedlichen Jahrhunderten überrascht, liegt die „MS Europa“ zwei Tage in Edinburgh.

Dort kommen der Sänger Max Rabe und sein Pianist Christoph Israel an Bord. Die beiden Musiker sind Teil des neuen Unterhaltungsformats „Music Waves Stories“. Ähnlich wie bei Filmpremieren, bei denen die Darsteller anwesend sind und Rede und Antwort stehen, geht es auch hier um die Geschichten hinter den Liedern. In Gesprächsrunden haben die Passagiere Gelegenheit, die Interpreten auch von ihrer privaten Seite kennenzulernen. So erzählt Rabe, dass er ausschließlich im Frack auftreten könne. Daher habe er das noble Kleidungsstück auf allen seinen Reisen immer im Handgepäck dabei.

Die Autorin reiste mit Unterstützung von Hapag-Lloyd Cruises.