Krimi-Reisen: Eine Leiche zur Tomatensuppe

Nie mehr Langeweile bei Stadtführung und Dinner: Einfach mal einen Mord aufklären!

Düsseldorf. Verbrechen hat Hochkonjunktur. Auch mancher unbescholtene Bürger gönnt sich heute gern mal ein, zwei Tage mit Mord und Totschlag. Krimi-Wochenenden, Krimi-Festivals, Krimi-Dinner und andere Events rund um Spurensuche und Mörderjagd gibt es zwischen Nordsee und Allgäu inzwischen an vielen Orten.

Für Kurzurlauber mit einem Faible fürs Kriminalistische ist das Angebot in der jüngsten Vergangenheit noch einmal deutlich breiter geworden.

Ein Top-Ziel für Krimi-Fans ist Hamburg. Dort stehen im "Imperial Theater", Deutschlands wichtigster Bühne für Kriminalstücke, regelmäßig mörderische Themen auf dem Programm. Noch bis Ende Juli 2010 versuchen Sherlock Holmes und Dr.Watson das Rätsel zu lösen, das hinter dem "Hund von Baskerville" steckt.

Schauspieler des "Imperial Theaters" treten in Hamburg auch beim "Krimi-Salon" im "Hotel Reichshof" in Aktion. Sie sitzen zwar gemeinsam mit den übrigen Gästen am Tisch, können sich jedoch anders als diese nicht wirklich auf das Vier-Gänge-Menü konzentrieren. Schließlich spielen sie, während die anderen essen und zuschauen, ein Kriminalstück, bei dem der Finanzier einer Seifenoper zu einer Party eingeladen hat. Bedauerlicherweise wird allerdings deren Produzentin ermordet - und schon sind die Gäste mittendrin in einer Geschichte, bei der der Mörder bis zum Dessert gefasst sein muss.

Auch in Bremen geht es mörderisch zu: "Wir bieten zum Beispiel eine Stadtführung auf den Spuren historischer Kriminalfälle an", sagt Maike Lucas von der Bremer Touristik-Zentrale. Zwei Stunden lang stehen Verbrechen und Verbrecher wie die Giftmörderin Gesche Gottfried im Mittelpunkt, die in der Altstadt hingerichtet wurde.

Wer beim Aufspüren von Verbrechern selbst aktiv werden möchte, hat auch dazu die Möglichkeit: Spurensuche, Zeugenbefragungen - es gibt das ganze Programm. Nur dass die Mitglieder des Spürnasen-Teams zwar Dienstausweise haben, aber den Fall in wenigen Stunden lösen müssen.

Die "Mitmach-Führung" in der Hansestadt gibt es seit dem Sommer 2009 für Gruppen mit fünf bis zehn Hobby-Kriminalern. Am Treffpunkt wartet die "Kriminalrätin" und verteilt Stadtplan, Handy und Zeugenliste. Die Ermittler bekommen erste Hinweise und müssen ihre Informationen so zusammenpuzzeln, dass sich ein vollständiges Bild ergibt.

Falsche Fährten gibt es ebenso wie unerwartete Entwicklungen - manchmal entpuppt sich ein Zeuge als Mörder. Zwei Szenarien stehen zur Auswahl: "Tod einer Hausfrau" oder "Der Baulöwe hat ausgebrüllt". Zeugen und Kriminelle werden von Laienschauspielern dargestellt.

Ganz ähnlich ist es im Westerwald. Auch dort gehen Kurzurlauber auf Verbrecherjagd und schlüpfen Laiendarsteller in die Rolle von Verdächtigen, Zeugen und Bösewichtern. Die Krimi-Autorin Manuela Lewentz-Hering arbeitet dabei mit dem Westerwald Touristik-Service zusammen. Rund ein Dutzend Krimi-Wochenenden gab es seit 2008 schon. "Es ist so gut gelaufen, dass wir sie dieses Jahr erstmals in zwei Orten anbieten", sagt die Autorin, die das Skript für den Fall in Hachenburg oder Bad Marienberg schreibt.

"Anreise ist am Freitag, am Samstag stolpern die Gäste bei einer Stadtführung über eine Leiche", erzählt Lewentz-Hering. "Dann müssen sie Hinweise suchen und Zeugen befragen." Abends gibt es ein gemeinsames Krimi-Dinner, am Sonntagvormittag die letzten Indizien. "Bisher wurde jeder Fall gelöst. Aber es ist nicht ganz einfach. Der Gärtner ist jedenfalls nicht immer der Mörder."

Längst einen festen Platz auf der Landkarte für reisefreudige Krimi-Fans hat die Eifel. Dort gibt es den "Eifel-Krimi-Wanderweg" rund um Hillesheim, der rund ein Dutzend Schauplätze aus Kriminalromanen der Region verbindet. In Hillesheim selbst ist das "Kriminalhaus" ein weiteres Ziel. Es beherbergt nicht nur die mit rund 26 000 Bänden größte Sammlung an Krimi-Literatur in Deutschland. Im "Café Sherlock" wird - frei nach Agatha Christies Lieblingsschnüffler - zum Beispiel "Chocolat Poirot" serviert.

Auch in der Eifel gibt es "Mitmach-Krimis", bei denen Freizeit-Kommissare auf Mörderjagd gehen. Drei Termine für ein Krimiwochenende in Gemünd stehen für dieses Jahr schon fest. Die Gäste buchen ein Pauschalpaket, das neben zwei Übernachtungen im Doppelzimmer auch die Ermittlungen in einem Mordfall einschließt. Die Agentur Blutspur aus Köln liefert das Skript für die Handlung - dann darf in der Eifellandschaft ausgiebig nach Indizien gesucht werden.

Noch verbreiteter sind Krimi-Events, bei denen Mordfälle quasi als Beilage kredenzt werden: Eine "Leiche zum Vier-Gang-Menü" gibt es zum Beispiel beim "Dinner-Krimi" in Uetersen (Schleswig-Holstein). Ein Krimi-Dinner ist auch im "Herrenhaus Borghorst" in der Nähe von Gettorf geplant. Dort speisen die Gäste friedlich bei einem Vier-Gänge-Menü und beobachten die Dreharbeiten zu einem Film, die plötzlich aus dem Ruder laufen. Alle Teilnehmer schlüpfen in eine Rolle und müssen aufpassen, ob sie ihrem Nachbarn noch trauen können.

Im "Columbia Hotel Casino" in Travemünde lautet das Motto "Hochzeit ganz in Schwarz". Auch hier gibt es ein Vier-Gänge-Menü, bevor die fiktive Hochzeitsfeier ihre mörderischen Seiten bekommt. Organisiert wird das kriminelle Spektakel von der Galadinner GmbH, die bundesweit Verbrechen zum Abendessen in Szene setzt.

Die 5. Ostdeutschen Krimitage unter dem Titel "Mord Ost" stehen vom 22. April bis 12. Juni in Sachsen und Brandenburg an. Von Leipzig über Dresden, Chemnitz und Zwickau bis Bad Elster sind Krimidinner geplant.

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