Kurs Nord: Kreuzfahrten ab Deutschland liegen im Trend
Berlin (dpa/tmn) - Das Mittelmeer ist weiterhin das beliebteste Kreuzfahrtziel der Deutschen. Doch auch Schiffsreisen von Deutschland aus nach Nord- und Westeuropa sind gefragt. Die Reedereien bauen das Angebot weiter aus.
Zu einer Kreuzfahrt gehören Sonne und ein warmer Wind an Deck? Von wegen! Gerade Touren nach Nord- und Westeuropa sowie in die Ostsee sind beliebt. Das hat vor allem zwei Gründe: Da ist zum einen die spektakuläre Landschaft, die zum Beispiel die norwegische Küste bietet. Dazu kommt ein Schuss Abenteuer, wenn es ganz in den Norden bis zum Nordkap oder nach Spitzbergen geht. Zum anderen spielt ein ganz praktischer Aspekt eine Rolle: Lange Anfahrtswege zum Hafen fallen weg - Hamburg, Kiel oder Warnemünde liegen für viele vor der Haustür.
Bei den beliebtesten Fahrtgebieten liegen die Region um Norwegen, Island, Grönland und Spitzbergen seit langem hinter dem Mittelmeer auf Platz zwei. Daran hat sich auch 2013 nichts geändert, wie die auf der Reisemesse ITB (Publikumstage: 8./9. März) in Berlin vorgestellte Studie „Der Hochsee-Kreuzfahrtmarkt Deutschland 2013“ des Deutschen Reiseverbandes (DRV) und des Branchenverbandes CLIA ergab. 14,5 Prozent aller Kreuzfahrten der Deutschen führten in diese Region. Der Abstand zum Mittelmeer (33,5 Prozent) ist gleichwohl noch groß. Die Ostsee kommt auf 9,5 Prozent, Westeuropa-Fahrten auf 8 Prozent.
Dass Abfahrten ab Deutschland im Trend liegen, bestätigen auch die Reedereien - und sie reagieren: Costa zum Beispiel setzt in diesem Sommer zum ersten Mal drei Schiffe für die Nordregion ab Deutschland ein. Am 30. April kommt die „Costa Pacifica“ für den Sommer nach Kiel. Geplant sind von dort aus elf Abfahrten, sieben davon führen zu den Metropolen an der Ostsee, die weiteren vier gehen nach Spitzbergen und an das Nordkap. Am 31. Mai wird die „Costa Mediterranea“ zum ersten Mal Hamburg anlaufen und dann bis Ende August von dort aus ihre Kreuzfahrten in die Norwegischen Fjorde und ans Nordkap starten. Und wie im vergangenen Jahr wird die „Costa Fortuna“ von Mai bis August mit siebentägigen Kreuzfahrten sowohl die Ostsee-Metropolen anfahren als auch in die Norwegischen Fjorde aufbrechen.
Aida Cruises startet bereits am 8. März mit der „Aida Sol“ in die neue Kreuzfahrtsaison in Hamburg. Insgesamt sind sechs Aida-Schiffe von Hamburg, Kiel und Warnemünde aus auf 13 verschiedenen Routen unterwegs. 112 Abfahrten sind ab den norddeutschen Städten geplant.
MSC setzt im kommenden Jahr ein größeres Schiff ab Hamburg ein. Fährt 2014 noch die kleinere „MSC Magnifica“ mit maximal 2500 Passagieren, kommt 2015 die „MSC Splendida“ für rund 3200 Passagiere zum Einsatz. Man reagiere damit auf die gute Buchungslage für diesen Sommer. Die „MSC Magnifica“ läuft Hamburg 2014 insgesamt 22 Mal an. Die Fahrten führen unter anderen nach Norwegen, Island, Spitzbergen, in die Ostsee und zu den britischen Inseln.
Royal Caribbean stationiert im Sommer mit der „Legend of the Seas“ erstmals ein Schiff in Hamburg. Den Auftakt macht eine 14-Nächte-Fahrt von Stockholm in die Hansestadt. Im Anschluss stehen vier 7-Nächte-Fahrten in die norwegischen Fjorde auf dem Programm, bevor es wieder über den Atlantik geht.
Aufgrund der großen Nachfrage nach Nordland-Reisen setzt Tui Cruises im Sommer 2014 zwei Schiffe in dieser Region ein. Ab Juni gehen die „Mein Schiff 1“ und „Mein Schiff 2“ von Hamburg beziehungsweise Kiel auf Kurs Richtung Südnorwegen, Nordkap, Spitzbergen und Island.
Angesichts des Booms wird es vor allem im Hamburger Hafen mit seinen bislang zwei Kreuzfahrtterminals eng. In diesem Jahr sind 191 Schiffsanläufe geplant, 2013 waren es noch 177. Gut 600 000 Passagiere werden ein neuer Rekord sein. Deshalb hat die Bürgerschaft Anfang des Jahres den Bau eines dritten Terminals auf der südlichen Elbseite beschlossen. Dieses könnte bereits 2015 in Betrieb gehen. Mittelfristig rechnen Experten mit mehr als einer Million Passagiere, die auf immer größeren Schiffen die Hansestadt ansteuern.
Im Winter sind die meisten Kreuzfahrtschiffe jedoch anderswo unterwegs - vor allem dort, wo es wärmer ist. Einen anderen Weg schlägt Aida Cruises ab dem kommenden Jahr mit ihrem Neubau „Aida Prima“ ein. Das Schiff soll ganzjährig ab Hamburg zu Fahrten rund um West- und Nordeuropa aufbrechen. Möglich macht das unter anderem ein ausfahrbares Foliendach, das sich über einige der Außenbereiche spannen lässt. „Damit ist Aida Cruises die erste Reederei, die ganzjährig ein Schiff ab einem deutschen Hafen einsetzt“, erklärte Michael Ungerer, President von Aida Cruises, bei der Vorstellung des Schiffs im vergangenen Jahr.