Luxus und Stress - Streifzug durch 20 Jahre ICE

Berlin (dpa) - Seit 20 Jahren fährt der ICE durch Deutschland. Mal im Sauseschritt, mal im Schneckentempo. Der Schnellzug hat Komfort und Tempo gebracht, aber auch Anlass zum Ärgern. Ein Streifzug.

Bahncard: Für manche ist sie nur eine Fahrkarte, für den Entertainer Harald Schmidt eine „Schwarze Mamba“ - die Bahncard 100. „Wenn ich für den Zugbegleiter die Schwarze Mamba zücke, steht er stramm. Zwei Sternchen in den Augen und ein Salto rückwärts signalisieren mir: Er hat verstanden!“, schrieb der Bahn-Fan einmal im Magazin „Focus“. Die Karte steht für totale Bahnmobilität - wohin man will, wann man will, so oft man will. Vor Verspätungen schützt aber auch sie nicht. Außerdem hat sie ihren Preis: ab 3800 Euro aufwärts.

Chaos: Der ICE sorgt immer wieder für Ärger. Allein Anfang Juli 2010 fallen bei schweißtreibenden Temperaturen innerhalb weniger Tage Klimaanlagen in 50 Fernzügen aus. Teils komplett, teils in einzelnen Wagen. In einem ICE in Bielefeld kollabieren mehrere Schüler - der „Sauna-ICE“ ist geboren. Im darauffolgenden Winter kommt es zu Verspätungen und Zugausfällen. Schnee und Eis auf den Weichen signalisieren vielen Zügen: „Stopp!“ Bahnchef Rüdiger Grube gelobt Besserung und kündigt milliardenschwere Investitionen an - das hilft vielleicht auch gegen kaputte Toiletten.

Gastronomie: Würstchen und mehr - die Bahn läutet mit dem ICE das Zeitalter der gehobenen Küche ein. Eckart Witzigmann und Alfred Biolek sind 2003/2004 die Zugpferde. Später folgen Stars am Herd wie Tim Mälzer, Cornelia Poletto oder Alfons Schuhbeck. Sie kreieren für die Bordgastronomie Gerichte, die Restaurantqualität haben sollen. Von Spargelragout in Riesling-Rahmsauce bis zu Gulasch vom Reh. Würstchen und Buletten stehen aber auch auf der Speisekarte.

Guckkasten: TV-Geräte gehören noch nicht zum ICE-Bordprogramm - stattdessen gibt es Musikbeschallung von Klassik bis Pop. Doch die Fenster der „weißen Blitze“ dienen bisweilen als Guckkästen. Wo sonst lässt man bei höchstem Tempo entspannt in seinen Sitz versunken Felder, Wiesen und ganze Städte an sich vorbeirauschen? Zumindest für Fans impressionistischer Landschaftsmalerei ein Genuss.

Pendeln: Wohnen in Hamburg, arbeiten in Berlin - der ICE schafft Nähe. Er lässt in puncto Mobilität kaum mehr Ausreden zu - Pendeln wird für viele zur lästigen Pflicht. Arbeitswelt und Privatsphäre verdichten sich in den Abteilen: Laptops werden aufgeklappt, Akten durchforstet - aber auch via Handy oder Skype Pläne mit dem Partner für den Feierabend geschmiedet.

Tempo: Zum Sommerfahrplan im Juni 1991 beginnt der ICE-Regelbetrieb - ab dann gibt die Flotte Vollgas. Sind die Intercity-Züge (IC) bis zu 200 km/h schnell, drücken die ICE 1 auf die Tube. Mit zunächst bis zu 280 km/h rasen sie durchs Land. Ab 2000 erscheint der ICE 3 auf der Bildfläche - seine zugelassene Höchstgeschwindigkeit beträgt 330 km/h.