Palazzo und Prominenz
Venedigs Lido freut sich auf das Internationale Filmfestival.
Venedig. Es ist ein Kontrastprogramm: Gerade noch haben sich die Touristenmassen über den Markusplatz geschoben. Und nun — nur zehn Minuten mit dem Wassertaxi entfernt — herrscht fast schon Ruhe.
Lange Zeit hatte die langgezogene Insel Lido keine allzu große Bedeutung und war nur spärlich besiedelt. Immerhin liegt sie durch die Lagune getrennt etwas vom Zentrum der Stadt entfernt.
Dann aber, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, wurde die Attraktivität des schmalen Eilands erkannt: An den Stränden entstanden Bademöglichkeiten, die angeblich Ersten ihrer Art in Europa. Schon bald wurde der Lido, was auf Italienisch so viel heißt wie Strand, als mondäner Badeort bekannt.
Der Lido unterscheidet sich darüber hinaus noch in einer anderen Sache vom Rest Venedigs: Hier fahren Autos. Das heißt aber nicht, dass Chaos wie in Rom herrscht.
Stattdessen sind viele Menschen auch mit dem Rad unterwegs. Das ist besonders für Besucher ideal: Ein Fahrrad mieten, durch die Gassen radeln und so die Insel erkunden.
Fernab der Hauptstraße, der Gran Viale Santa Maria Elisabetta, an der sich Boutiquen, Restaurants, Bars und Hotels aneinanderreihen, taucht man ein in das gemächlichere Alltagsleben.
Über die schmalen Kanäle der Insel tuckern die Boote der Anwohner und auf den Plätzen treffen sich Kinder und Erwachsene. Meist sind gewöhnliche Wohnhäuser zu sehen, doch auch prachtvolle Villen stehen versteckt hinter Hecken und Bäumen.
Überhaupt gehört Luxus zum Lido: Das Grand Hotel des Bains war Schauplatz für Thomas Manns „Der Tod in Venedig“. Vor rund zwei Jahren wurde es geschlossen und in einen Appartmentkomplex umgewandelt. Nun ist das üppig verzierte Grand Hotel Excelsior die prachtvollste Adresse auf dem Lido. Vor rund 80 Jahren gab es hier das erste Filmfestival in Venedig.
Mittlerweile sind die jährlich ausgetragenen Festspiele in den Palazzo del Cinema in unmittelbarer Nachbarschaft umgezogen. Doch noch heute übernachten zu dieser Zeit im Spätsommer Hollywoodstars wie George Clooney im Excelsior.
Deutlich stiller ist es am südlichsten Zipfel der Insel im Örtchen Alberoni. Hierhin verirren sich nur wenige Touristen — doch die können aus einem der wenigen Cafés und Restaurants den einmaligen Blick genießen: Hinten, am anderen Ende der Lagune, ist Venedigs Hauptinsel zu sehen. Der Glockenturm des Markusplatzes sticht als prägnantes Wahrzeichen hervor.
Auch wenn es gar nicht so weit weg ist, scheint der Trubel mit den Touristenmassen rund um den Markusplatz jetzt doch meilenweit entfernt.