Tal der Liebe - ein Paradies an der Grenze

Zaton Dolna (dpa) - Das Paradies ist ganz nah: Adam und Eva stehen kurz hinter der polnischen Grenze im „Tal der Liebe“. Der vor rund 160 Jahren von einer Berlinerin angelegte Park wurde jetzt restauriert.

Wie einst, schmücken jetzt auch wieder Skulpturen den Park.

Das „Tal der Liebe“ an der Oder zog Ausflügler einst in Scharen an. Doch nach dem Zweiten Weltkrieg geriet der romantische Erholungspark im heute polnischen Zaton Dolna (Niedersaathen) in Vergessenheit. Jetzt belebt der Stettiner Umweltschutzverein Gaja das Gelände wieder. Beim ersten „Love Run“ am 1. Oktober können Liebespaare das 80 Hektar große Gelände schon einmal sportlich erkunden.

Das verträumte Zaton Dolna mit seinen einfachen Häusern, Bauerngärten und einer kleinen Kirche schmiegt sich in die steilen Berghänge. Derzeit finden nur wenige Radler und Wanderer dorthin. Das soll sich ändern. „Wir wollen den Tourismus ankurbeln“, betont der Gaja-Vorsitzende Jakub Szumin. Nirgendwo sonst könne man sich so gut erholen, wie im benachbarten Tal der Liebe, meint er. Ausgedehnte Buchen- und Eichenwälder, Trockenrasenflächen und alte Obstbäume prägen das Bild. 270 Pflanzenarten, auch das seltene Wunderveilchen, wachsen hier.

Der Park geht auf die gebürtige Berlinerin Anna von Humbert (1798-1860) zurück, die auf einem Gut im Nachbardorf lebte. Er sei eine Überraschung für ihren Mann, den Landrat Charles Philippe von Humbert, gewesen, weiß die Leiterin des Schwedter Stadtmuseums, Anke Grodon, die kürzlich in einer Ausstellung deren Wirken präsentierte. 1850, beim Eröffnungsfest, soll zwischen zwei Buchen ein Transparent mit der Aufschrift „Willkommen im Tale, das die Liebe schuf!'“ gehangen haben. Schnell sei so aus dem amtlichen Namen „Saathener Berge“ das „Tal der Liebe“ geworden.

Humbert legte viel Wert auf Natürlichkeit, pflanzte nur heimische Gewächse und band die natürlichen Wasserläufe geschickt ein. Nach ihrem Tod gestaltete ihre Familie den Park weiter. Sie kaufte zwei barocke Skulpturen von Venus und Apoll, die von den Parkgästen bald nur „Adam und Eva“ genannt wurden. Auch Gedenksteine für Persönlichkeiten wie Goethe und Luther wurden aufgestellt.

Bis zum Zweiten Weltkrieg war das Gelände überaus beliebt. Selbst aus Berlin und Stettin seien Gäste angereist, erzählt Szumin. Es gab Ausflugsgaststätten und ein Kaffeehaus am Oderufer. Dampfer legten an. „Doch nach dem Krieg war es verboten, das "Tal der Liebe" zu betreten, weil es direkt im Grenzgebiet lag“, ergänzt Lokalhistoriker Ryszard Matecki.

Dank eines Antrags mit der Stadt Schwedt für Fördermittel der Europäischen Union gelang es dem Verein Gaja, dem traurigen Dasein des verwilderten Parks ein Ende zu setzen. „Der Wiederaufbau ist die größte Revitalisierungsmaßnahme in Westpommern, vielleicht sogar in ganz Polen.“ 1,1 Millionen Euro fließen in das Projekt. Schwedt baut seinerseits am Oderufer den Hugenottenpark aus, der an die französischen Einwanderer erinnert.

Seit Frühjahr 2010 nimmt das Tal der Liebe nun wieder seine alte Gestalt an: Auf rund 14 Kilometern führen wieder verschlungene Wege durch die Hügelkette mit kleinen Schluchten, Tälern und einem alten Baumbestand. Die ausgetrockneten Goldfischteiche haben wieder ihre alte Form und Kopien der Adam- und Eva-Skulpturen zieren sie wieder. Die Aussichtspunkte, die kilometerweite Blicke in das Odertal bieten, sind wieder betretbar. Auch das alte Forsthaus soll rekonstruiert und eine Bildungseinrichtung werden.

Die Arbeiten brachten auch so manch verschwunden geglaubtes Stück wieder zutage: „In den 1950er Jahren vergruben die polnischen Grenzsoldaten einen Hitler gewidmeten Stein und zerkratzten den Namen und das Hakenkreuzes. Wir haben diesen Stein gefunden und beschlossen ihn einfach hier stehen zu lassen. Das hat für eine große Kontroverse in den polnischen Medien gesorgt“, berichtet Matecki. Im Herbst ist die Wiedereröffnung geplant. Zunächst gibt es den „Love Run“. Der Wettbewerb ist kostenlos und offen für Frauen, Männer und Liebespaare.

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