Weltweit verreisen mit ärztlicher Begleitung

Mit Tour Vital können sich ältere Menschen den Traum von der Fernreise erfüllen.

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Mit dem Reisekreis der Ford-Pensionäre fing alles an. „Ich habe damals für 150 bis 200 Leute Reisen ans Mittelmeer organisiert“, sagt Hans Emde und fügt rückblickend hinzu: „Das war einfach.“ Jahrelang fuhr der Pensionärsverein nach Italien, Spanien oder Griechenland. „Und plötzlich wollten sie nach Mexiko.“ Der Geschäftsführer des Reiseveranstalters Tour Vital erinnert sich. „140 Leute meldeten sich an, für die ich eine Rundreise ausgearbeitet habe.“ Bedenken hatte er schon: „Die Leute waren teilweise so alt, dass ich nicht wusste, ob alle die tropischen Zonen und die Klimawechsel verkraften. Ich war in Sorge, jemand könnte buchstäblich auf der Strecke bleiben.“

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Also fragte Hans Emde seinen Onkel, Arzt von Beruf, ob er sicherheitshalber die Reise begleiten könne. Das tat er, alles ging gut. „Und beim nächsten Mal wollten sie dann nach China.“ Damit waren die Idee der ärztlich begleiteten Rundreisen und das Geschäftsmodell von Tour Vital geboren.

Emde gründete vor sechs Jahren das Unternehmen, das heute weit mehr ist als Reisen mit Arzt. Weltweite Ziele umfasst das Angebot, mit oder ohne Arzt, Kreuzfahrten, Wellnessurlaube und Fotografie-Touren. Doch der Fokus liegt auf den ärztlich begleiteten Reisen. „Wir haben Menschen für Länder mobil gemacht, die sie sonst sicher nicht mehr bereist hätten“, sagt Emde.

Schwerpunkt-Destinationen sind Südostasien, hauptsächlich Vietnam, China und verschiedene Regionen Indiens. Aber auch viele weitere Ziele wie Marokko, Dubai, Israel, Spanien und Moskau, Mittel- und Südamerika sind buchbar. „Wir bieten möglichst Non-Stop-Flüge und vor Ort Vier-Sterne-Hotels an, um das Reisen so komfortabel und seniorengerecht wie möglich zu gestalten.“

Außerdem kennt das Tour Vital-Team sämtliche Hotels, in denen die Gruppe übernachtet. Aber nicht nur das: Auch die ärztliche Versorgung entlang der Strecke sowie Krankenhäuser hat der deutschsprachige Reiseleiter parat. „Falls wir nicht selbst helfen können, begleiten wir den Gast zu einem Arzt“, sagt Professor Peter Mathes, Kardiologe aus München und einer von rund 400 Ärzten, welche die Reisen von Tour Vital begleiten.

Eine Grundfitness müssen die Gäste jedoch mitbringen. Emde weist darauf hin, dass „wir kein Veranstalter für behindertengerechtes Reisen sind“. Vor allem gut zu Fuß müssen die Teilnehmer sein, wenn es zu Tempeln, Ausgrabungsstätten oder durch Städte geht.

Das Durchschnittsalter liege bei 65 Jahren, wobei teilweise auch 40- und 80-Jährige dabei seien, erklärt der Geschäftsführer. Tour Vital bietet pro Jahr 350 Reisetermine mit Arzt und 300 Rundreisetermine ohne Arzt mit etwa 20 Teilnehmern pro Gruppe an. „Es gibt zwei bis drei Ruhetage in der Mitte der Reise. Die sind wichtig zum Erholen und Verarbeiten der vielen Eindrücke“, erklärt Emde und Mathes fügt hinzu: „Ich biete an diesen Tagen immer eine Sprechstunde an. Aber viele wollen lieber ungezwungen beim Essen oder während der Busfahrt mit mir sprechen.“

Der Arzt ist Teil der Gruppe und bei jedem Programmpunkt dabei. Außerdem hat er 24 Stunden Rufbereitschaft. „Nachts bin ich aber noch nie geweckt worden. Viele fragen mich auch schon ganz zu Anfang: ,Ach Sie sind der Arzt? Mit Ihnen will ich lieber nichts zu tun haben!’“, sagt Mathes lachend.

Er behandelt hauptsächlich Erkältungen, ausgelöst durch Klimaanlagen, Durchfall, hohen Blutdruck (weil die Medikamente wegen der Zeitverschiebung nicht regelmäßig genommen werden) und Flüssigkeitsverlust. „Manche suchen auch einfach nur das Gespräch mit dem Arzt. Während man nebeneinander spazierengeht, erzählen sie dann von ihren Krankheiten und wie sie damit leben. In der Regel sind das Herzkrankheiten“, sagt der Kardiologe. Es freue ihn zu sehen, wenn eine Reise jemanden verändere: „Manche trauen sich nur nach Vietnam, weil ein Arzt dabei ist. Und wir ermöglichen eine solche Reise, die vielleicht ein langgehegter Wunsch ist.“

40 000 Gäste zählt Tour Vital jedes Jahr, das Konzept geht auf. „Wir bieten immer Unikate“, erklärt Emde. „Wir definieren uns über einzigartige Zusatzprogramme, wenn wir von einer Rundreise oder einer Schifffahrt nicht abweichen können.“ Wer beispielsweise ums Kap Hoorn segelt, bekommt ein spezielles Vor- und Nachprogramm in Santiago de Chile.

„Fremde Länder zu erkunden ist auch für ältere Menschen sehr interessant“, sagt Emde und Mathes ergänzt: „Reisen ist das beste Anti-Ageing-Programm.“