Altmühltal: Urlaub im Denkmal

Eichstätt (dpa/tmn) - Erhalten oder verfallen lassen? Vor dieser Entscheidung standen Angela und Hermann Hollberg, Eigentümer des Gasthofes „Zum Güldenen Ritter“ in Schambach bei Treuchtlingen.

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„Aber eigentlich war das keine Frage für uns.

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Ein stattliches Haus aus dem Jahr 1650 lässt man nicht verkommen“, meint Hermann Hollberg heute. Also machten sich die beiden an die Arbeit, der Küchenchef und die Lehrerin. Handwerker wurden beauftragt, Architekten zu Rate gezogen, der Denkmalschutz befragt. „Unterm Strich haben wir selbst über 21 000 Arbeitsstunden Eigenleistung in den Gasthof gesteckt.“

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„Ein Stück Heimat gibt man nicht einfach auf“, findet auch Maria Gentner, die gemeinsam mit ihrer Schwester Walburga in der fünften Generation einen Gasthof in Gnotzheim führt. Drei Jahre wurden die Gebäude restauriert, der um das Jahr 1671 erbaute Gasthof Gentner und das Sudhaus der ehemaligen Brauerei erstrahlen heute in neuem Glanz.

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Zwei traditionsreiche Gasthöfe im Naturpark Altmühltal, die eines gemeinsam haben: Durch das Engagement ihrer Besitzer blieben sie erhalten und dürfen sich heute mit dem Qualitätssiegel „Zu Gast im Denkmal“ schmücken - genau wie uralte Schlösser, stattliche Klöster, historische Gasthöfe, wehrhafte Burgtürme und bescheidenere Gemäuer, in denen einst Schäfer und Ziegenhirten lebten.

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Unter 52 Bauwerken hat eine Jury aus Architekten, Denkmalschützern und Bauhistorikern 38 Gebäude mit dem Qualitätssiegel „Zu Gast im Denkmal ausgezeichnet“. „Sie sind typisch für unsere Landschaft im Herzen von Bayern“, erläutert Christoph Würflein, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Naturpark Altmühltal in Eichstätt.

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Im Mittelpunkt der Bemühungen steht dabei die Rettung der historischen Jurahäuser. Mit dicken Mauern und Legschieferdächern aus heimischen Jurasteinplatten prägen sie eindrucksvoll das Bild von Dörfern und Kleinstädten im Naturpark Altmühltal. Über viele Jahrhunderte hatten die Menschen an der Altmühl so gebaut, bis mit dem Wirtschaftsaufschwung ab den 1960er Jahren das große Jurahaussterben einsetzte.

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„„Weg mit dem alten G'lump“ - das war das Motto in den nächsten Jahrzehnten“, weiß der Architekt und Denkmalschützer des Landratsamtes Eichstätt, Christian Süppel. Man ließ die Häuser verfallen: Defekte Dächer wurden nicht erneuert, Wind und Wetter setzten dem Mauerwerk zu. Seit etwa zehn Jahren wandele sich das Bewusstsein der Bürger, hat Süppel beobachtet. Mehr und mehr Hauseigentümer würden den historischen Wert der Jurahäuser erkennen.

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„Anfangs haben uns die Nachbarn belächelt und gefragt: Was wollt ihr mit dem alten Haus?“ berichten Andrea und Hubert Stanka, die in Treuchtlingen-Dietfurt den mehr als 300 Jahre alten Schnecken-Hof behutsam in ein Ferienhaus umgewandelt haben. Seit 2012 nächtigen Gäste hinter den 60 Zentimeter dicken Mauern: Wanderer, die Tagestouren auf dem Altmühltal-Panoramaweg unternehmen. Oder Radler, die vom Dörfchen Dietfurt aus den Naturpark erkunden.

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Die 38 historischen Bauwerke werden inzwischen in einer Broschüre präsentiert. „Wir wollen weitere Jurahäuser zu Feriendomizilen umwandeln, da viele Urlauber heutzutage nach den Besonderheiten ihres Reiseziels fragen“, sagt Würflein. Dazu zählten nicht nur Freizeitmöglichkeiten wie Badeseen und Golfplätze, sondern ebenso regionaltypisches Wohnen sowie Essen und Trinken.

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„Bei uns im Kloster wohnen Mönche, Urlauber und Fledermäuse“, sagt Beda Sonnenberg, Abt des Klosters Plankstetten in Berching. Unter den großen Dächern der im Jahr 1129 gegründeten Benediktinerabtei nehmen Feriengäste eine Auszeit vom hektischen Alltag. Ein ähnliches Angebot machen die Benediktinerinnen in Eichstätt mit ihrem Gästehaus St. Walburg aus dem 15. Jahrhundert.

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Statt Kloster doch lieber Ferien im Schloss? „Abendsonne“ und „Bischofssuite“ heißen die beiden Gästeappartements im 700 Jahre alten Burgschloss Hofstetten, hoch über dem Altmühltal und nahe Ingolstadt. Das verwunschene Gemäuer wurde 1974 von Helga und Peter Leuschner entdeckt und erworben. „Seitdem haben wir es restauriert und renoviert. Das Schloss ist unser Ein und Alles geworden“, berichtet der pensionierte Journalist. 2009 konnten sie ihr neues, altes Schloss mit einem Tag der Offenen Tür feiern. „Seitdem kommt die halbe Welt zu uns: Feriengäste aus England, den Niederlanden, USA, Kanada und selbst aus China“, sagt Helga Leuschner.