Reiseziele werden immer austauschbarer

Berlin (dpa/tmn) - Die Reiseziele werden immer austauschbarer. Wer sich zum Beispiel für einen Urlaub in Tunesien interessiert, hat gleichzeitig im Schnitt 9,1 andere Reiseziele im Kopf. Das geht aus der Reiseanalyse der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) hervor.

Der Grund sei, dass die Urlauber zunehmend „multioptional“ sind, erklärte FUR-Geschäftsführer Rolf Schrader auf der Reisemesse ITB in Berlin (9. bis 13. März). Sie seien reiseerfahren, flexibel und interessierten sich für eine Vielzahl verschiedener Urlaubsformen.

Vorerst bleibt es aber bei der gewohnten Aufteilung: Rund ein Drittel reist nach Deutschland, ein Drittel ans Mittelmeer, das letzte Drittel in andere Länder. Im Inland konnte Bayern im Jahr 2010 mit 6,3 Prozent der Urlaubsreisen von mindestens fünf Tagen den Spitzenplatz verteidigen und den Abstand auf Mecklenburg-Vorpommern (5,6 Prozent) ausbauen. Niedersachsen und Schleswig-Holstein teilen sich mit jeweils 3,9 Prozent der Reisen den dritten Rang.

Im Ausland zieht es die deutschen Urlauber wie gewohnt vor allem nach Spanien (13 Prozent aller Urlaubsreisen). Italien liegt mit 7,7 Prozent nur knapp vor der Türkei. In deren Wert von 7,0 Prozent sind allerdings in diesem Jahr erstmals auch die Urlaubsreisen der ausländischen deutschsprachigen Mitbürger eingerechnet. Und von diesen zieht es die weitaus meisten in die Türkei.

Besonders stark stieg im vergangenen Jahr die Zahl der zwei bis vier Tage langen Kurzreisen - von 74,1 auf 86 Millionen. Von diesen führten gut drei Viertel zu Zielen innerhalb Deutschlands. Die Spitzenplätze belegten dabei die bevölkerungsreichen Bundesländer Bayern und Nordrhein-Westfalen. Auch bei Kurzreisen ins Ausland bevorzugen die Bundesbürger nahe Ziele: Ziel Nummer eins ist Österreich vor Frankreich und den Niederlanden.

Die Reiselust der Deutschen wächst mit dem wirtschaftlichen Aufschwung. Die Aussichten für die Branche seien gegenwärtig „sehr hoffnungsvoll“, sagte FUR-Geschäftsführer Rolf Schrader. 58 Prozent der Befragten haben die sichere Absicht zu verreisen, 15 Prozent haben bereits gebucht. Nur 11 Prozent reisen sicher nicht. Damit seien die Reisepläne jetzt konkreter als vor einem Jahr. Als gutes Zeichen sieht Schrader auch, dass deutlich mehr Bürger als vor einem Jahr davon ausgehen, dass sich 2011 die wirtschaftliche Lage verbessern wird oder zumindest gleichbleibt.

Davon dürften besonders die deutschen Urlaubsziele profitieren. Das Interesse an Reisen im Inland in den kommenden drei Jahren legt weit stärker zu als das Interesse an ausländischen Zielen. Die Lust der Deutschen auf die Krisenländer Tunesien und Ägypten sowie auf Griechenland ist im Vergleich zum Vorjahr dagegen gesunken. Das sei allerdings eine Momentaufnahme, sagte Schrader. Denn die Umfrage wurde im Januar und Februar erhoben. Befragt wurden rund 7700 Menschen im Alter ab 14 Jahren.