Schnee an Ostern: Deutsche Küsten ziehen weniger Urlauber an
Lübeck/Sylt (dpa/tmn) - Ostereier suchen im Schnee? Dieser Gedanke schreckt viele Urlauber ab. Die Quartiere an der Nord- und Ostsee sind erst mäßig gebucht. Stattdessen flüchten viele lieber in die Sonne.
Frost statt Frühlingswärme, eisiger Wind statt lauer Luft, Schneeballschlacht statt Sonnenbad - so dürften sich Urlauber einen Osterausflug an die deutschen Küsten nicht vorgestellt haben. Deshalb sind auch weniger im Anmarsch, als von Hoteliers und Gastronomen erhofft. Wenige Tage vor Ostern sind vielerorts mehr Quartiere frei als im Vorjahr.
„Die Buchungen sind noch etwas verhalten. Die Gäste warten wohl noch ab, ob sich das Wetter zu Ostern doch noch zum Guten, das heißt zur Sonne wendet“, sagte Doris Schütz, die Sprecherin der Lübeck und Travemünde Marketing GmbH. Sie bleibt optimistisch: „Nach unseren Erfahrungen zieht die Nachfrage sofort an, sobald sich die Sonne zeigt.“ Der Geschäftsführer der Timmendorfer Strand Niendorf Tourismus GmbH, Joachim Nitz, sorgt sich vor allem um die Tagesgäste. „Die Buchungen liegen in etwa auf dem Niveau des Vorjahres. Doch das Wetter könnte die Tagesgäste abschrecken, auf die wir gerade in der Vorsaison angewiesen sind.“
Die Tourismus-Agentur Schleswig-Holstein bestätigte den Trend. „Wir merken, dass die Gäste zurückhaltender buchen, aber Stornierungen gibt es nicht“, sagte Pressesprecher Marc Euler. Er macht den Gästen Mut: „Es gibt in Schleswig-Holstein so viele Schlechtwetterangebote von Wellness bis Kultur. Außerdem ist auch bei Kälte ein Spaziergang am Meer reizvoll, wenn die Gäste sich anschließend aufwärmen können.“
Auch auf Sylt sind die Buchungszahlen im Vorjahresvergleich niedriger. Das liege aber nicht nur am wenig frühlingshaften Wetter, sagte Moritz Luft, der Geschäftsführer von Sylt Marketing. Wegen der frühen Osterferien stehe die Nordseeregion im stärkeren Wettbewerb mit Skiorten in den Alpen. Luft sieht die Situation mit gemischten Gefühlen: „Zwar haben Schnee und Minusgrade keine Stornierungen bereits bestehender Reservierungen ausgelöst, aber ebenso wenig haben sie die noch Unentschlossenen dazu bewegt, in den hohen Norden zu reisen.“
In Mecklenburg-Vorpommern ist die Situation kaum anders. „Der Schnee dämpft die Erwartungen schon etwas“, sagte Tobias Woitendorf vom Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern. „Wir sprechen aber nicht von einem schlechten Saisonstart.“ Eine Umfrage, an der rund 300 Beherbergungsbetriebe teilnahmen, ergab, dass über Ostern mit rund 200 000 Übernachtungsgästen im ganzen Land zu rechnen sei - das wäre etwas unter dem Vorjahresniveau.
Doch Woitendorf hofft, dass sich noch einige spontan für einen Urlaub entscheiden, wenn das Wetter vielleicht doch nicht so schlecht wird wie prognostiziert. Während es im vergangenen Jahr an Ostern in Mecklenburg-Vorpommern 20 Grad und Sonnenschein gab, liegt derzeit vielerorts noch Schnee. Darauf reagieren auch die Hoteliers: „Viele verlängern einfach die Winterangebote, zum Beispiel Wellness“, erklärt Woitendorf. Nicht zuletzt deshalb gebe es keine große Stornierungswelle, Rücktritte blieben Einzelfälle.
Ähnlich schätzt Torsten Schäfer vom Deutschen Reiseverband (DRV) die Lage ein. „Wer bereits lang im Voraus gebucht hat, storniert seinen Urlauber eher nicht.“ Jedoch schrecke das Wetter Tagesgäste und Kurzentschlossene ab. „Wer jetzt noch bucht, fliegt eher auf die Kanaren oder ans Mittelmeer. Wir sehen derzeit einen Run auf die Sonnenziele.“