Tanzverbot und Peitschenhiebe: Malediven fürchten Imageschaden
Berlin (dpa/tmn) - Tanzverbot und Peitschenhiebe für vorehelichen Sex - die islamischen Moralwächter auf den Malediven sorgen immer wieder für Schlagzeilen. Viele Urlauber dürften sich daher fragen:
Muss ich im Urlaubsparadies Malediven jetzt Angst vor der Scharia haben? „Auf keinen Fall“, sagte derr Tourismusminister Ahmed Adeeb Abdul Gafoor auf der Reisemesse ITB in Berlin (6. bis 10. März). „Wir sind ein islamisches Land. Aber ein modernes und tolerantes.“ Für Touristen gebe es ohnehin keine Einschränkungen. Denn auf den Urlaubsinseln sei es den Resorts überlassen, ob sie etwa Alkohol ausschenken oder Schweinefleisch servieren. Erst recht schreibe dort niemand jemandem vor, ob er vor der Heirat Sex haben dürfe oder nicht.
Die Vorstöße aus dem Ministerium für Islamische Angelegenheiten hätten aber einen Imageschaden angerichtet, räumte Adeeb ein. Es hatte im vergangenen Herbst eine Richtlinie herausgegeben, die Tanzveranstaltungen untersagte, an denen Männer und Frauen gemeinsam teilnehmen. Kurz danach nahm die Regierung dies jedoch zurück. Ähnliches gab es im Dezember 2011 schon einmal mit dem Vorstoß für ein Wellnessverbot. Für Adeeb zeigt das, wie wenig diese Vorstöße in der Praxis bedeuten: „Ich kann Ihnen versichern: So etwas wird niemals in die Tat umgesetzt.“
Für Aufsehen hatte jüngst auch gesorgt, dass eine 15-Jährige zu 100 Peitschenhieben verurteilt wurde, weil sie Sex vor der Ehe hatte. Das Urteil sei aber noch nicht umgesetzt, sagte der Minister. „Und wir werden das auch niemals zulassen.“ Es liege bereits ein Einspruch beim höchsten Gericht des Landes vor.
Die Verunsicherung lässt sich ein Stück weit auch aus den Urlauberzahlen herauslesen. Bislang wachsen die Malediven als Urlaubsziel zwar weiter. Allerdings hat die Entwicklung der Touristenzahlen einen Dämpfer erhalten. Das selbst gesetzte Ziel, die Millionenmarke bei den Urlauberzahlen zu brechen, wurde 2012 verfehlt. Zwar wurden mit rund 958 000 Ankünften 2,9 Prozent mehr als im Vorjahr gezählt. Damals wurde aber noch ein Plus von 17,6 Prozent verbucht. Auch die Zahl der Deutschen stieg 2012 um rund 9 Prozent und damit höher als der Schnitt. Im Vorjahr betrug der Zuwachs aber auch bei ihnen 17,4 Prozent.
Auch die anhaltende politische Krise des Landes dürfte Urlauber abschrecken. Und in diesem Jahr stehen im September auch noch Präsidentschaftswahlen an - da sind Proteste wie bereits im Vorjahr programmiert. Touristen seien aber nicht betroffen, sagte Adeeb. Demonstriert werde in der Hauptstadt Male - die Urlaubsresorts lägen auf anderen Inseln. Touristen dürften daher von Protesten nichts mitbekommen.
Auch das Auswärtige Amt rät derzeit lediglich in der Hauptstadt zu besonderer Vorsicht. Die Flughafeninsel und die Ferienresorts seien bislang nicht von Unruhen betroffen gewesen. Angesichts der nicht absehbaren weiteren Entwicklungen rät das Amt jedoch, sich vor dem Urlaub beim Reiseveranstalter nach der aktuellen Lage zu erkundigen.