Thomas Cook: Fernreisen sind im Trend
Berlin/Schwarzenberg (dpa/tmn) - Der Urlaub ist den Deutschen lieb und teuer. Doch bei der Frage, was er kosten darf, sind die Kunden gespalten. Die Nachfrage polarisiere sich, sagt Michael Tenzer, Geschäftsführer Touristik der Thomas Cook AG, im Interview.
Einerseits seien Fernreisen zunehmend gefragt. Und es darf ruhig etwas luxuriöser sein. Andererseits gucken viele Urlauber genau auf den Cent und vergleichen die Preise vom Buchen im Internet, erläutert Tenzer anlässlich der Vorstellung der neuen Winterkataloge der beiden Unternehmensmarken Thomas Cook und Neckermann.
Warum gibt es immer mehr Angebote für die Fernreiseziele?
Tenzer: „Die Fernreise wächst deutlich stärker als die Mittelstrecke. Für uns als Veranstalter sind Fernreisen lukrativ wegen der deutlich höheren Durchschnittspreise. Pro Teilnehmer sind die Erlösmöglichkeiten größer. Wirtschaftlich ist das Fernreisegeschäft deshalb sehr interessant, auch wenn die Menge deutlich geringer ist.“
Können sich die Deutschen das denn leisten?
Tenzer: „Es gibt eine Polarisierung bei der Nachfrage. Einmal in Richtung Budgetkäufer und dann in Richtung Luxus und höherwertiges Reisen. Immer mehr haben die Mittel, sich das zu leisten. Außerdem ist auch das Angebot an Luxusreisen viel größer als vor zehn Jahren.“
Ändert die Wirtschafts- und Finanzkrise daran etwas?
Tenzer: „Rezessionsängste, wirtschaftliche Ängste - in der Zielgruppe für die Luxusreisen gibt es das so gut wie nicht. Die derzeit kaum vorhandenen Anlagemöglichkeiten befeuern den gesamten Luxusmarkt noch. Das sind nicht nur die Superreichen, das ist auch die normale Mittelschicht, die sich etwas Besonderes gönnen will.“
Bleibt das auch künftig so?
Tenzer: „Das ist ein sehr langfristiger Trend, der noch weitergeht. In allen soziodemografischen Untersuchungen spricht nichts dafür, dass sich das bald abschwächt.“
Warum stehen immer mehr Hotels nicht im Katalog, sondern nur im Buchungssystem?
Tenzer: „Die Zahl der Hotels, die zusätzlich zu denen im Katalog buchbar sind, hat exponentiell zugenommen. Das sind aber in der Regel solche, die schon wegen des geringen Volumens nicht im Katalog berücksichtigt würden. Es gibt aber viele Kunden, die über den Preis kaufen und stärker im Internet buchen. Durch unsere größere Auswahl an Hotels können wir auch dieser Nachfrage besser entsprechen.“
Braucht man langfristig überhaupt noch Reisekataloge?
Tenzer: „Den Katalog, egal ob in gedruckter Form oder zum Scrollen auf dem iPad, wird es auch künftig geben.“
Wieso gibt es in der Wintersaison noch einmal mehr Frühbucherrabatte?
Tenzer: „Die Budgetkäufer bringt man dazu, früher zu kaufen, wenn man einen Preis bietet, der ihren Vorstellungen entspricht. In den frühen Buchungsphasen wird ein Großteil vom Markt verteilt. Der Wettbewerb ist in jedem Monat hart, aber besonders, wenn es um die meisten Buchungen geht. Für die Wintersaison werden 30 Prozent der Reisen schon im Juli und August gebucht. Die Konkurrenz um die Frühbucher hat noch zugenommen.“
Machen die Deutschen jetzt wieder in Tunesien Urlaub?
Tenzer: „Djerba und das tunesische Festland sind praktisch auf dem Niveau von 2010, das Festland noch etwas niedriger. Die Preise normalisieren sich ebenfalls. Zu Tunesien gibt es für preisbewusste Käufer auch gar nicht viele Alternativen. Wo gibt es schon 14 Tage für 600 Euro?“
Zieht Ägypten auch wieder an?
Tenzer: „In Ägypten ist das leider noch ganz anders. Dabei bekommen Urlauber in den Tourismusregionen wie Sharm-el-Scheich oder Hurghada von den Entwicklungen in Kairo überhaupt nichts mit.“