Tui Touristik-Chef: Griechenland-Krise trifft Urlauber kaum

Chania (dpa/tmn) - Griechenland steht vor der Staatspleite, die Banken im Land haben eine Woche geschlossen. Was bedeutet diese dramatische Eskalation der Schuldenkrise für deutsche Urlauber? Nicht allzu viel, meint der Touristikchef von Tui Deutschland, Oliver Dörschuck.

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Warum das so ist, erklärte er im Interview am Rand der Vorstellung des neuen Tui-Winterprogramms - in Chania auf Kreta.

Gibt es derzeit wegen der Krise in Griechenland viele Umbuchungen und Stornierungen?

Oliver Dörschuck: Im Moment kann ich nicht erkennen, dass die Urlauber verstärkt umbuchen oder stornieren. Der vergangene Freitag war noch ein guter Buchungstag. Die Buchungen der gesamten vergangenen Woche lagen nur ein Prozent unter dem Wert der entsprechenden Vorjahreswoche.

Wie erklären Sie sich die Gelassenheit der deutschen Urlauber?

Dörschuck: Der klassische Griechenland-Urlauber aus Deutschland hat ein hohes Vertrauen in das Land und in die Hoteliers. Die Verträge mit den Leistungsträgern sind abgesichert. Wir haben hier im Land eigene Unternehmen, die für die Transferbusse und die Reiseleitung sorgen. Wir bieten ein großes Netz an Sicherheiten.

Griechenland wurde in diesem Sommer sehr gut gebucht. Wird dieser Trend angesichts der derzeitigen Probleme anhalten?

Dörschuck: Die langfristige Perspektive ist definitiv sehr gut. Wir haben dieses Jahr ein Rekordhoch bei der Gästezufriedenheit für Griechenland. Das Land hat sehr viel in Hotels investiert. Kurzfristig hängt jetzt viel von den politischen Entscheidungen ab. Aber die Stimmung vor Ort bei unseren Urlaubern empfinde ich als sehr entspannt.

Haben Sie denn viele Nachfragen von Reisenden vor Ort, die sich Sorgen um ihren Urlaub machen?

Dörschuck: Es gibt natürlich einzelne Anfragen, aber in einer sehr gelassenen Art und Weise. Die Kunden sind in den Hotels gut verpflegt, ausländische Kreditkarten funktionieren. Für unsere Urlauber ist das aktuell kein großes Thema.

Könnte Griechenland langfristig sogar davon profitieren, wenn es die Eurozone verlassen würde?

Dörschuck: Es gab auch vor dem Euro Tourismus in Griechenland, der sehr gut funktioniert hat. Viele Experten erwarten, dass eine neue Währung weicher wäre und es damit eher zu Abwertungen im Vergleich zum Euro käme. Das würde das Reisen in Griechenland vergünstigen. Natürlich kann man auch in so eine Richtung denken.

Bekäme der Tourist viel davon mit, wenn es zu einer Währungsumstellung kommen sollte?

Dörschuck: Der Urlauber würde gar nicht so viel davon mitbekommen, wenn die Umstellung professionell erfolgt. Wenn er bei einem Veranstalter gebucht hat, dann ist die Leistung bezahlt. Dann spielt die Währung höchstens noch für die Nebenkosten eine Rolle.