La Palma, drei Jahre nach dem Vulkanausbruch La Palmas neues Gesicht lockt Wanderer und Naturfreunde
Von Claudia Kasemann
Die neue Zeit für La Palma begann mit der Schock-Nachricht: Er ist da, der schon befürchtete Vulkanausbruch. Nicht einen Tag oder mehrere spuckte die Erde am Cumbre Vieja Feuer und Lava, nein fast drei Monate dauerte die Erdaktivität, bei der tausende Gebäude, Grundstücke, Anbauflächen und Straßen auf der Kanareninsel zerstört wurden. Der Ausbruch veränderte das Gesicht des Eilandes, schuf neue Oberflächen und im Meer gar ein neues Stück vulkanisches Land.
Die trotz der jüngsten Waldbrände noch immer grünste kleinere Insel des Archipels begleiten Vulkane seit ewigen Zeiten. Wieder und wieder wurde sie von Ausbrüchen erschüttert und verändert. Das war so im Jahr 1971, als der Tenguía im Süden aktiv wurde, und das war auch diesmal so. Doch der Ausbruch ab dem 19. September 2021 gilt als der längste der jüngeren Geschichte. Erst Mitte Dezember gab der später auch Tajogaite genannte Vulkan Ruhe und hinterließ enorme Flächen der Verwüstung.
Die Erinnerungen
bleiben wach
Mit Auswirkungen auch auf die Menschen. Während besonders anfangs Zusammenhalt und Solidarität der Insulaner beschworen und Bewohnern zerstörter Häuser oft schnell und unbürokratisch geholfen wurde, ist jetzt, drei Jahre später, zwar schon viel erreicht und neue Infrastruktur geschaffen worden.
So zum Beispiel auch in der touristisch wichtigen Ortschaft Puerto Naos. Sie war lange Zeit quasi unerreichbar, nun führen Straßen über erkaltete Lava und sorgen für wichtige Verbindungen.
Doch es gibt auch Kritik. An zäher Bürokratie, sich hinziehender Auszahlung von Hilfsgeldern – manch einer hat alles verloren, die Anwesen anderer wurden verschont.
Zwei, die Glück hatten, sind der Wuppertaler Frank Kipker und seine Frau Dina, die seit einigen Jahren ein Haus nahe des Ortes El Paso auf der Westseite der Insel haben und sich noch gut erinnern, wie ein Bekannter sie in Deutschland über den Ausbruch informierte. „Die Lava war bis etwa 1,5 Kilometer an unser Haus herangekommen“, sagt Frank Kipker, für den da schon klar war, dass er so schnell wie möglich nach dem Rechten sehen würde. Anfangs eine echte Herausforderung, denn wichtige Verbindungsstraßen waren durch den Lavastrom unpassierbar, die Infrastruktur vielerorts zerstört und ganze Dörfer von der Strom- und Wasserversorgung abgeschnitten. „Die Menschen wurden teils vom Wasser aus mit Booten versorgt“, berichtet Dina Kipker. Ihr eigenes Haus hatte zwar keinen direkten Schaden genommen, war aber, wie viele Gebäude, von einer Ascheschicht bedeckt, was zum Ausfall von Systemen wie Klimaanlagen und Generatoren führte.
Das Wuppertaler Paar hat indes nicht den Eindruck, dass Versicherungen und Behörden zu langsam arbeiten: „Es muss ja richtigerweise alles überprüft werden“, sagt Dina Kipker, „das wäre bei uns nicht anders.“ Und insbesondere, wenn mit einem verschütteten Haus sämtliche Unterlagen vernichtet wurden, könnten sich Verfahren hinziehen.
Wanderung entlang
erkalteter Lava
Auch wenn drei Jahre vergangen sind: Der Vulkanausbruch und seine Folgen sind für viele auf der Insel ein traumatisches Erlebnis, mit dem manch einer nach wie vor zu kämpfen hat. „Wir wissen von Eigentümern, darunter auch Einheimische, denen das Risiko zu groß ist und die aufs Festland gezogen sind“, sagt Frank Kipker. Die Erinnerung bleibt wach, auch wenn mittlerweile eine gewisse Normalität ins Unnormale eingekehrt sei und die meisten Bewohner im Westen versuchten, sich mit der neuen Situation bestmöglich zu arrangieren.
Und auch die Touristen sind längst wieder da. Denn die Vulkanlandschaft übte schnell ihren eigenen Reiz auf Urlauber aus. Schon im Mai 2022 wurde die „Ruta de los Volcanes“ geöffnet. Sie gilt als ein Highlight für Wanderer. Wie das Fremdenverkehrsbüro Visit La Palma mitteilte, war die Strecke bereits rund acht Monate nach dem Ausbruch wieder für Wanderer begehbar. Sie führt entlang des Kamms der Cumbre Vieja bis nach Fuencaliente im Süden, direkt an erkalteten Lavaströmen vorbei.
Mit den Besucherzahlen geht es ebenfalls aufwärts – nicht zu jedermanns Freude auf anderen Kanarischen Inseln mit weit mehr Urlaubern als La Palma. Widerstand oder gar größere Proteste gegen Tourismus erlebe er nicht, sagt Frank Kipker, im Gegenteil: Hoteliers und Gastronomen seien froh, wieder mehr Einnahmen zu haben.
Die Wuppertaler jedenfalls bleiben „ihrer“ Insel treu und ermuntern, herzukommen: „Es ist einfach wunderschön dort.“