Schneeschuhe und Nachtwächter Wintertouren in Osttirol abseits des Massentourismus

St. Veit im Defereggental (dpa/tmn) - Der Himmel ist wolkenverhangen, so war das nicht geplant. „Ich hoffe, dass sich der Mond später noch zeigt“, sagt Matthias Berger, Ranger im Nationalpark Hohe Tauern.

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Die Urlauber stehen am Staller Sattel in Osttirol- es ist 19.00 Uhr und fünf Grad unter Null.

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Allzu lange kann die Gruppe in dieser Kälte nicht auf den Mond warten. Doch genau dazu hat sie sich hier auf der Grenze zwischen Österreich und Italien versammelt: zu einer Schneeschuh-Wanderung bei Vollmond.

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Gut zwei Stunden dauert die Tour. Sie beginnt auf 2052 Metern und wird diese Höhenlage auch nicht verlassen. Der Weg führt über unberührte Schneefelder, vorbei an Latschenkiefern und Zirben mit weißer Haube, immer am Rand des Nationalparks entlang.

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Das größte Naturschutzgebiet der Alpen liegt in den österreichischen Bundesländern Salzburg, Tirol und Kärnten. Gämse und Steinböcke leben hier, Gänsegeier, Bartgeier und Steinadler. Doch Matthias Berger lässt keine Hoffnungen aufkommen: „Wir sehen heute Abend sicher keine Tiere, mit den Schneeschuhen sind wir zu laut. Da flüchtet der Hase oder der Fuchs.“ Sei es drum - die Natur ist schön genug.

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Die Wanderung führt vorbei am zugefrorenen Obersee und an der schon geschlossenen Oberseehütte. Dann geht es einen kleinen Anstieg zur Grenze nach Italien hinauf. Unten im Antholzer Tal liegen still und bedächtig der Antholzer See und das bekannte Biathlonzentrum.

Endlich kommt der Mond hervor und taucht die verschneite Landschaft in ein silbernes Licht, das auch auf die imposante Rötspitze fällt. Für diesen Ausblick hat man sich in Dunkelheit und Kälte begeben. Im Gänsemarsch geht es wieder zurück. Nur das gleichmäßige Stapfen der Schneeschuhe ist zu hören - alarmierend laut für die Tiere, doch harmonisch in den Ohren der Wanderer.

Wer noch keine Frostbeulen hat, kann sich im Bergdorf Obertilliach im hintersten Lesachtal auf eine weitere nächtliche Tour begeben - mit dem letzten Nachtwächter Österreichs Helmut Egartner. Der 68-Jährige trägt einen dunkelgrauen Lodenmantel, Laterne und Hellebarde, eine beeindruckende Hieb- und Stichwaffe. Seit 2000 ist Egartner Nachtwächter in der 700-Seelen-Gemeinde und hält damit eine alte Tradition am Leben. „1344 ist bei uns der Brauch des Nachtwächters aufgekommen“, erzählt er. „Die Häuser hier waren schon immer eng zusammengebaut, Dach an Dach, da herrschte große Feuergefahr.“

Heute herrscht in dem Bergdorf vor allem Alpenidylle: alte Bauernhäuser, verwittertes Holz, kleine Erker, Brennholzstapel. Früher liefen die Nachtwächter dreimal pro Nacht durch das Dorf und achteten nicht nur „auf's Foir und Liacht“, sondern auch auf Viehdiebe, die in die Ställe einbrachen. Inzwischen geht Helmut Egartner dienstags und freitags um 22.00 Uhr und mittwochs schon gegen 17.30 Uhr mit den Kindern durch das Dorf.

Tatsächlich musste der Nachtwächter auch schon ein Feuer löschen. Auf dem Friedhof brannten im Jahr 2005 trockene Kränze. Egartner warf seinen schweren Mantel über die Flammen und erstickte so das Feuer. „Als Nachtwächter muss man wachsam, schweigsam und trinkfest sein - das ist das Wichtigste“, sagt er. Schon wird der Nachtwächter aus der kalten Gasse in eine warme Stube gerufen - und bekommt einen Schnaps.

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