Digitale Verunsicherung Vom Desktop-PC, der langsam untergeht

Verloren im Netz. Der Desktop-PC, Jahrzehnte graue Eminenz der digitalen Wirklichkeit, weicht den mobilen Netzgeräten. Doch mit dem PC verlieren wir den Ort, an dem das Internet bei uns zu Hause ist, den Hafen unserer Surftouren, zu dem wir stets zurückkehren und den wir verlassen konnten.

Foto: Sergej Lepke

Heute tragen wir das Netz mit uns herum, und mit dem PC verschwindet der feste Boden unter unseren Füßen im Sog der Informationen. Mobil strudeln wir durchs Internet, treiben von Seite zu Seite, von Mail zu Mail, von Posting zu Posting. Überall und ohne Pause.

Statt uns vom Einschalten bis zum Ausschalten auf die Daten zu konzentrieren, konzentrieren sich die Daten ununterbrochen auf uns. Statt auf den Startbefehl zu warten, verfolgen sie uns auf Schritt und Tritt über Notebooks, Tablets und Smartphones. Längst haben wir Abschied genommen von den monolithischen Kraftprotzen der Rechenpower, die zu hoch für die Tischplatte neben dem Schreibtisch standen.

Der Desktop-Rechner ist wohl am Ende. Doch wird er nicht abgelöst von anderen Geräten. Stattdessen lösen sich die Geräte auf in Funktionen und den Utensilien des Alltags. Das Internet rückt uns immer näher auf den Leib, drängt sich immer weiter in unser Leben. Einst wurde der vernetzte Desktop-PC heimisch als Bollwerk des Homeoffice und änderte dann heimlich den Übergang zwischen Arbeits- und Freizeit. Wenn wir uns nun von ihm trennen, lassen wir mehr als nur verwaiste Schreibtische zurück.

Der Prozess greift Raum: Die Dynamik der Daten brandet, nicht länger gebunden an Orte, Leitungen und Zugänge, in Funkwellen auf. Die informationsgesättigte Atmosphäre entfesselt die Geräte und den allgegenwärtigen Umgang mit Daten. Mit dem stationären PC verlieren wir einen Anker in dieser Infoflut, treiben nun auf kleinen mobilen Datenflößen durch die virtuelle Welt. Kein Land in Sicht, wenn wir das Ruder nicht im Griff behalten.