Mein Soundtrack für den Sommer Ein Sommer in Südtirol mit Toto Cotugno
Zwei italienische Lieder begleiteten 1983 meinen Urlaub in den Bergen.
Krefeld. Lichtblitze zucken, eine Diskokugel wirft ihre Reflexe über die Gesichter der Gäste, Bässe wummern, es ist die Zeit von Joan Jett & The Blackhearts mit „I love Rock’n’Roll“, Kajagoogoo’s „Too shy“, aber auch der Neuen Deutschen Welle mit „Bruttosozialprodukt“ und Nenas „99 Luftballons“. Doch dann wird die Musik sanfter, Toto Cotugnos rauchige Stimme schmachtet „Un estate con te“ (ein Sommer mit dir) und es wird romantisch.
Wir machen eine Zeitreise ins Jahr 1983: Ich steuere meinen dunkelblauen Ford Fiesta Baujahr 1978 vom Vinschgau in Richtung Meran, die Sonne strahlt, zwei andere junge Frauen sind dabei und zu dritt singen wir laut und falsch den Text von „L’Italiano“ mit. Bis dahin ging mein Musikgeschmack eher in Richtung laut und rhythmisch, also hin zu allem, was rockig ist. Mit Toto Cotugno hatte ich vorher noch nie was am Hut, ja, ich hätte ihn vor dem Urlaub in Südtirol als „Schmalzheini“ etikettiert und mich geweigert, ihm überhaupt zuzuhören. Doch nach der ersten Begegnung in der Disko sind die beiden Lieder für mich fest mit dem Sommer 1983 und Südtirol verbunden.
Es war eine Reise in eine neue Welt, mit einer wunderbaren Natur und ehrlichen, heimatverbundenen Menschen, bei denen ich mich sofort zu Hause fühlte. Natürlich gibt es dort Berge, vor allem den Ortler, einen 3000er, den man von unserem Quartier in Mals im Vinschgau praktisch vor der Nase hatte.
Tagsüber gingen wir wandern und abends in die nächste Disko, ein paar Dörfer weiter — irgendwie musste man ja den Muskelkater bekämpfen, der die Waden kräftig zwickte. Ja, und da wartete der Toto schon auf uns und sang vom „Italiano vero“ (dem echten Italiener) und vom „Estate con te“.
Habe ich mir während des Urlaubs eine Kassette mit dieser Musik gekauft oder hat sie mir jemand aufgenommen? Keine Ahnung, jedenfalls lief sie schon während der Ferien pausenlos im Auto. Auch auf der Rückfahrt wurde sie immer wieder rauf und runter gespielt, bis sie irgendwann total „ausgenudelt“ war.
Meine Zuneigung zu Südtirol war auf jeden Fall sehr viel dauerhafter als die Kassette — so folgten dem ersten dort noch viele weitere Urlaube. Ein bisschen Italienisch habe ich dabei auch noch gelernt. Schließlich sollte man ja wissen, was man so mitsingt. Grazie a te, Toto!