Die Arena macht sich hübsch — die Lenaisten warten schon

Die Aufbauarbeiten gehen in die Schlussphase. Am Samstag beginnen die Proben für Europas größte TV-Show.

Düsseldorf. Der Sicherheitsmann hat aufgepasst. Der Kleinwagen mit Friedberger Kennzeichen und dem riesigen Lena-Schriftzug auf der Heckscheibe steht schon eine ganze Weile vor der Arena — sehr verdächtig. „Machen Sie Fotos? Sie wissen schon, dass hier absolutes Halteverbot ist!?“

Doch die drei jungen Männer in dem Kleinwagen haben eine gute Ausrede: „Wir sind Lenaisten“, sagt Oliver Holzinger und erklärt: „Die Lenaisten sind ein Fanclub von Lena Meyer-Landrut mit etwa 65 Mitgliedern.“

Oliver sitzt hier mit Andreas und Matthias in seinem Lena-Mobil in der prallen Sonne und wartet auf das Ende des Presserundgangs. „Da sind nämlich zwei von uns dabei.“ Und die sollen die neuesten Infos mit zu den Lena-Fans bringen.

Was sie berichten ist, dass es in der Arena riecht wie in einem Baumarkt, aber aussieht wie in einer Raumschiff-Werkshalle. An der Decke hängt ein gigantisches Netz aus Stahlgeflechten und Ketten, aus dem sich wie von Geisterhand Scheinwerfer absenken und wieder aufsteigen. In der Mitte liegt wie ein Querschnitt des Raumschiffs Enterprise die Bühne mit ihrem kleinen Ausleger in den Zuschauerraum. Hinter der Bühne hängt wie ein Vorhang die noch unfertige gigantische LED-Wand — auf ihr flimmert ein Testbild.

Auf der Pressekonferenz ist ständig die Rede von „nie da gewesen“ und „das Größte in der Geschichte des ESC“ und „Rekordzuschauerzahl“. Doch ARD-Teamchef Thomas Schreiber hat sich nicht von Gigantismus und Superlativen vereinnahmen lassen. Er sieht die Arbeit als Veranstalter nüchtern als „Dienstleistung für die Teilnehmerländer“. Und er hat andere Sorgen: einen Ohrwurm. „Mir geht die Disco-Nummer der Weißrussen nicht mehr aus dem Kopf.“

Von Disco bis Folklore: Show-Producer Jörg Grabosch wird die 43 Teilnehmerbeiträge ’rauf und ’runter summen können, wenn am Samstag die Proben beginnen. Grabosch arbeitet mit seinem Team auch an den Inszenierungen der Auftritte von Lena und Co., damit nicht zehn Feuerwerke hintereinander auf der Bühne brennen und bei jedem Lied drei Engel von der Hallendecke schweben.

„Zudem feilen wir gerade mit der Redaktion in Köln an den Moderationen für Anke Engelke, Judith Rakers und Stefan Raab.“ Sein Credo: „Wir wollen alle gut aussehen lassen.“

Nach dem Auftritt in Europas größtem TV-Studio werden die Künstler in den Green Room an der Westtribüne gehen. Hier zimmern die Arbeiter gerade Abteile für die einzelnen Länder zusammen. In ihnen warten die Stars auf das Voting — wie auf dem Notensofa beim Eiskunstlauf. Dahinter im Umlauf des West-Oberrangs liegen die spartanisch eingerichteten Garderoben und Masken — Schreiber betont das, schließlich werden hier Gebührengelder ausgegeben.

Draußen vor der Westtribüne brummen Dieselgeneratoren. Sie erzeugen eine Stromleistung von elf Megawatt — mehr als die Antriebsleistung eines ICE.

Die ESC-Stadt braucht keinen Strom von den Stadtwerken. Das gehört zur Absicherung, die auch bei den Ü-Wagen und der Ton- und Bildregie doppelt und dreifach vorhanden ist. Denn eines darf auf keinen Fall passieren: ein Signal-Ausfall.

Drei Tonregie-Container wurden innen und außen noch einmal extra verkleidet. „Wegen des Fluglärms“, erklärt Dieter Thiessen, der technische Leiter beim NDR. Die Kassenhäuschen am Stadioneingang haben Techniker zu Glasfaser-Kabel-Knotenpunkten umfunktioniert.

So viel Technik will gut bewacht sein. Deswegen patrouillieren rund um die Uhr Sicherheitskräfte, die sogar mit Spürhunden nach Sprengstoff suchen. „Das passiert permanent und stichprobenartig“, sagt Thiessen.

Überprüft sind nun auch die Lenaisten vor dem Tor. Sie haben ohnehin genug gesehen und gehört. „Wir wollen heute noch nach Dortmund“, sagt Oliver Holzinger. „Natürlich zum Lena-Konzert.“ Sie kriegen einfach nicht genug von der 19-Jährigen. Lenas Geburtstag am 23. Mai heißt bei den Hardcore-Fans folgerichtig auch „Lenachten“ — wie Weihnachten eben.

Und die Düsseldorfer? Die lassen sich Zeit mit dem ESC-Fieber. Thomas Schreiber ist aber sicher: „Wenn es losgeht, wird hier mehr los und das Event sichtbarer sein als in den letzten ESC-Städten Oslo und Moskau.“ Vielleicht werden dann auch die Düsseldorfer noch zu Lenaisten.