Düsseldorf: douze points
Getarnt als Touristin testet unsere Reporterin mit französischen Wurzeln, wie hilfsbereit die Rheinländer sind.
Düsseldorf. Tausende von Touristen aus ganz Europa sind in Düsseldorf — Eurovision Song Contest sei dank. Fragt sich nur, ob die Landeshauptstadt für die ESC-Fans gerüstet ist? Kann ein Tourist alle wichtigen Orte finden? Ein Selbstversuch.
Getarnt als Touristin aus Frankreich, die natürlich kein deutsch spricht — immerhin ist meine Mutter Französin —, stelle ich mir drei Aufgaben: Erstens, zum ultimativen ESC-Tempel gelangen, der Düsseldorfer Arena. Zweitens, in den Euro-Club finden — dort sind rund um die Uhr Song Contest-Fans zu finden. Und drittens, die Düsseldorfer nach ihren Tipps für Sehenswürdigkeiten in der Stadt fragen.
11 Uhr am Hauptbahnhof. Dutzende Fans in ihren ESC-Shirts mischen sich unter die Pendler, Aufkleber und Plakate, wo das Auge hinsieht — und ein großer ESC-Stand, an dem aber leider niemand ist. Quel malheur.
Ab zum nächsten Infostand: Dass ich nicht auf direktem Wege aus Paris, sondern nur wenige Stationen von Köln mit dem Regional-Express gefahren bin, weiß der nette Mensch am Servicestand der Deutschen Bahn nicht. Als ich frage „Parlez-vous francais?“, schüttelt er nur den Kopf. Englisch bietet er mir an. Nun gut, wie ich denn zur Arena komme, frage ich ihn. Er weist auf die U-Bahn und nennt mir die U 78. Da in der Bahnstation riesige Schilder den Weg haarklein erklären, dürfte nun wirklich jeder den Weg finden.
Aber ich steige in die U 79, nur um die Hilfsbereitschaft der Fahrgäste zu testen. Etwas verwirrt und unsicher gehen die Blicke umher. „Is this the tube to the Arena?“ Die Damen, die mit mir im Vierer sitzen, belächeln mich. „Noooo. Get out and then the next train.“ Und wieder ein etwas bemitleidender Gesichtsausdruck. Geholfen hat die Frau aber, höflich und nett.
In die U 78 eingestiegen, lassen mich die unzähligen Menschen, denen Bänder mit ihren ESC-Ausweisen um den Hals hängen, erahnen, dass ich in der richtigen Bahn sitze. Et voilà: Um 11.25 Uhr baut sich die Arena vor mir auf. Ziel erreicht.
Dort treffe ich dann doch noch jemanden, der Französisch kann. Regis ist ein französischer Journalist mit hippem kariertem Hemd und einer riesigen orangefarbenen Uhr. Er schwärmt von der Organisation in Düsseldorf: „Man wird sehr nett empfangen hier.“ Gemeinsam fahren wir Richtung Stadt. Er empfiehlt mir, an der Heinrich-Heine-Allee auszusteigen und von dort an den Rhein zu spazieren. „Au revoir.“
In der U-Bahn-Station Heinrich-Heine-Allee erblicke ich schon eine Gruppe von Menschen, gekleidet in rote Shirts, auf denen in großen Buchstaben „Volunteer“ steht und das ESC-Logo prangt. Von den Helfern spricht niemand Französisch, aber mein französisches Ich lässt sich dazu herab, Englisch zu sprechen. Zum Euroclub möchte ich, sage ich und schaue ratlos in die Gruppe.
Ein junger Mann nimmt beherzt den Euro-Club-Flyer in die Hand und weist mich an, ihm zu folgen. Oben könne er den Weg besser erklären. Und als Gratis-Tipp obendrauf, sagt er mir, dass man in der Altstadt überall „Party“ machen kann. Dank des engagierten Volunteers habe ich Ziel zwei in nur 30 Minuten erreicht. Ich sehe noch gerade die bulgarische Teilnehmerin Poli Genova mit ihren blonden raspelkurzen Haaren in ihr Auto steigen. Und ich habe das Vergnügen, Dino Merlin, den schrillen Sänger aus Bosnien, mit pinkfarbener Hose in einem Oldtimer vorfahren zu sehen. ESC-Feeling pur.
Da aber nicht alles ESC ist, möchte ich mir noch einige Sehenswürdigkeiten ansehen. Ich frage drei Jugendliche. Die Mädchen kramen ihr Schulfranzösisch hervor. Kichernd versuchen sie mir zu erklären, dass ich auf jeden Fall zur Königsallee muss: „Shopping.“ Mit Handzeichen können sie mir den Weg dann doch begreiflich machen. Die Rheinpromenade, den Burgplatz, Museen — viele hilfsbereite und freundliche Rheinländer nehmen sich bereitwillig Zeit, um mir Wege zu erklären und Tipps zu geben.
Das Fazit: Düsseldorf hat den ESC-Check bestanden. Dank der guten Beschilderung dürfte sich wirklich jeder zurechtfinden. Aber selbst wer die übersieht, ist in der Stadt nicht verloren. Düsseldorf: douze points.