Jeckes Treiben mit viel Akrobatik
Die Düsseldorfer Karnevalisten zeigen am Wochenende Höchstleistungen. Auch in der Improvisation sind sie meisterlich.
Düsseldorf. Ob märchenhaft im Zauberwald oder glamourös im Casino — am Wochenende wurde in den Sälen der Stadt wieder mächtig gefeiert.
Eine kleine aber sehr aktive Gruppe sind die Närrischen Wehrhähne, die erstmals im Henkelsaal ihre große Sitzung feiern. „Wir sind sehr zufrieden, der Saal ist ausverkauft und die Stimmung ist schon zu Beginn gut“, freut sich der zweite Vorsitzende Klaus Brunner, während gerade die Band ohne Bart den Saal rockt.
Ein junger Düsseldorfer steht am Eingang und beobachtet das bunte Treiben. 2006 ist Zejun Zhao mit seinen Eltern an den Rhein gekommen und der Karneval hat es ihm auf Anhieb angetan. „Ich wollte sofort mitmachen und habe war schon in der Grundschule in der Karnevals-AG dabei“, sagt der 14-Jährige.
In dieser Session ist er als Lang-Fing-Fang auf den Bühnen unterwegs. Erfahrung dafür hat er genauso wie insgesamt 14 Kinder und Jugendliche bei „Pänz en de Bütt“ gesammelt. „Wir sind sehr glücklich damit. Da werden tolle Leistungen geboten“, freut sich CC-Präsident Josef Hinkel.
Gefeiert wird am Freitagabend auch bei der großen Bürgerwehrsitzung in der Rheinterrasse. Dort erwartet CC-Präsident Josef Hinkel ein besonderer Programmpunkt — er wird von der Bürgerwehr zum Ehrenoffizier ernannt und verlässt mit neuer Mütze den Saal.
Draußen wartet bereits sein Fahrer Dieter Prühl, der den Narrenchef sicher durch das jecke Treiben bringt. „Wir haben schon gut 1100 Kilometer hinter uns gebracht“, so der Ex-Polizist.
Zu den Highlights im Radschlägersaal zählen die Tänzer vom TSC Rhein-Stars, die an diesem Abend mit dem Garde- und dem Showtanz gleich zweimal auf der Bühne stehen.
„Bis alles passt, trainieren wir ein Dreivierteljahr zweimal die Woche und manchmal noch zusätzlich am Wochenende“, sagt Kerstin Kutschki, die seit sieben Jahren bei der Düsseldorfer Gruppe tanzt, die in dieser Session ihr zehnjähriges Bestehen feiert.
Elfen, Zauberer und Hexen schwärmen bei der Kostümsitzung der Prinzengarde Rot-Weiss durch den Saal im Hilton. Unter ihnen Füchschen-Chef Peter König, der sich mit der bösen Königin aus Schneewittchen ein sehr aufwendiges Kostüm ausgesucht hat, das alle Blicke auf sich zog: „Um 15.20 Uhr kam die Maskenbildnerin und um 17 Uhr war alles fertig“, so König.
Passend dazu präsentierte sich das Orchester auf der als Märchenwald verwandelten Bühne mit Schneewittchen und zehn Zwergen. „So eine Sitzung ist für die Prinzengarde ein Alleinstellungsmerkmal. Das Publikum, das sich jedes Jahr neu aufs Motto einstellt, ist der Hit“, schwärmt Literat Sepp Esser, der als Froschkönig unterwegs ist.
Auf der Bühne kann Zauberer Dirk Kemmer einen Höhepunkt der längsten Kostümsitzung der Prinzengarde anbieten: Mit ihren tollen Kostümen zeigen die Tänzer der Garde bei fetzigem Sound, dass Märchen flott sein können.
Es ist der Alptraum eines jeden Literaten, wenn gleich zu Beginn einer Sitzung Künstler nicht zum Auftritt erscheinen. Wie man dieses Loch für das Publikum höchst vergnüglich stopft, zeigen die Stachelditzges bei ihrer Galasitzung im Henkelsaal eindrucksvoll.
Während draußen im Foyer Literatin Anna Mohn, die von den Krähenfeldern ohne Vorwarnung im Stich gelassen wurde, unruhig Ausschau nach Harry und Achim als nächstem Programmpunkt hält, zieht im Saal Präsident Niko Jung mit seinem Elferrat durchs Publikum und sorgt mit seiner 20-minütigen Polonaise für gute Stimmung bei den Gästen.
Eine besondere Überraschung hat der Präsident noch für das Geburtstagskind Katja Schaffrier parat, die im Publikum ihren besonderen Tag ganz jeck feierte. Sie wurde kurzerhand von Niko Jung auf die Bühne geholt und mit einem Orden ausgezeichnet.
Wer als Prinzenpaar durch Düsseldorf zieht, muss häufig auf seine Familie verzichten. Das ist auch bei Prinz Thomas Puppe nicht anders — unermüdlich ist er mit seiner Venetia Anke in den Sälen unterwegs, um den Narren eine Freude zu machen.
Umso größer ist da die Freude, wenn Frau Petra und Tochter Caroline (17) wie bei der Prunksitzung der Originale in der Rheinterrasse plötzlich als Sonderpagen auf der Bühne auftauchen und ihrem Prinzen den Orden der Gesellschaft überreichen.
„Ju liewing se kölsche SektTor“, stand mit großen Lettern am Anleger, nachdem die Düsseldorfer Weissfräcke mit ihrem Schiff angelegt hatten, um das Kölner Dreigestirn „auf Düsseldorfer Boden“ zu empfangen.
Beim Altbier tauschten sich die Prinzen Marcus II. und Thomas II. aus, während Jungfrau Olivia und Venetia Anke den mitgereisten Jecken ihre Sangeskraft unter Beweis stellten. Auch über Gewichtsklassen wurde gewitzelt.
So staunte die Venetia beim Anblick vom sportlichen Marcus II., dass es den Prinz auch in dünn gibt, während die Jungfrau beim Anblick des Düsseldorfer Narrenherrschers überlegte, wie Bauer Totti wohl als Prinz aussieht.