Sitzungen: Endspurt für die Narren und des Prinzen juckende Kleider

Kurz vor Altweiber geben die Vereine nochmal Gas — nur Prinz Thomas II. plagen Probleme mit dem Beinkleid.

Düsseldorf. Abendgarderobe, die zwickt und ziept, und Strümpfe, die ständig rutschen — als Prinz Thomas II. und seine Venetia Anke am Samstag Abend zum edlen Narrenvolk bei der Gala-Nacht in Blau und Weiss der Prinzengarde sprechen, zollt der Prinz zuerst einmal der Damenwelt seinen Respekt: „Ich habe wirklich Hochachtung davor, wie es Frauen immer wieder schaffen, einen ganzen Abend lang die festlichen Kleider zu ertragen“, sagt er in Anspielung auf seine leicht unbequeme royale Robe.

Zum fünften Mal laden die Prinzengarde und ihr Präsident Udo Heinrich zum Ball ins Maritim-Hotel ein und begeistern mit einem grandiosen Programm die 700 Gäste. Im Mittelpunkt steht eine Hommage an die legendäre Rockgruppe Queen — jung, dynamisch, mit Rap-Einlagen, Gesang und jeder Menge Tanzvergnügen. 50 Kinder der Alfred-Schule in Essen singen Queen-Lieder. Tänzerische Soli, Pas de deux und Companieauftritte zeigen dann Tänzer und Tänzerinnen der Ballett-Companie der Aalto-Oper Essen und vier Sängerinnen der Band „Nightflight“ interpretieren zahlreiche Queen-Hits. Der Karneval hat lediglich in der ersten Stunde die Gala im Griff, als das Prinzenpaar, das Aktive Corps und die beiden Tanzgarden auftreten.

Die Kleidung des Prinzen, sie spielt auch bei Till’s Freunden eine Rolle: „Wenn es so frostig ist wie im Moment juckt die Strumpfhose ganz fürchterlich. Außerdem rutscht sie auch noch“, klagt Thomas Puppe am Samstagabend den Jecken bei der großen Gala Prunksitzung in der Rheinterrasse sein Leid. Während er das Rutschproblem mit einem zweiten Paar Hosenträger inzwischen im Griff hat, bleibt das Juckproblem. „Meine Frau hat mir den Tipp gegeben, mir die Beine vorher einzucremen. Das habe ich gemacht, gejuckt hat es trotzdem. So langsam werde ich zum Frauenversteher.“ Richtig glücklich ist im Moment „Putzfrau“ Achnes Kasulke: „Die Session ist sehr positiv verlaufen. In den Sälen habe ich großartige Erlebnisse gehabt. Da kann ich zufrieden sein“, sagt die Rednerin. In Sachen Kälte hat sie ihre eigenen Hausmittel: „Ich habe im Auto immer heißen Salbeitee und jede Menge Lutschbonbons dabei, da kann eigentlich nicht viel passieren“, erklärt Kasulke alias Annette Esser vor ihrem Auftritt bei Till’s Freunden, die in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen feiern können.

Freche Affen, wilde Raubkatzen und gefährliche Schlangen — bei der Retematäng-Sitzung der Unterrather Funken ist am Samstagabend im Festzelt an der Kartäuserstraße Abenteuer angesagt. Unter dem Motto „Im Dschungel fliegen die Funken“ wird unter Lianen und Palmen die große jecke Party gefeiert. Dabei hat sich nicht nur das Publikum in Sachen Kostüm mächtig ins Zeug gelegt. Auch der Elferrat zeigt sich durchaus tauglich für die grüne Wildnis. Nachdem der Erste Vorsitzende Michael Siebel wegen einer Erkrankung als Sitzungspräsident ausgefallen ist, übernimmt sein Vize Axel Roscher erstmals die Leitung der großen Zeltparty und erweist sich dabei als echter Dschungelkönig.

Für Venetia Anke ist der Besuch in der Unterrather Wildnis ebenfalls eine Premiere: „Hierher kommen gute Freunde von mir schon jahrelang zum Feiern. Nur ich habe es noch nicht ins Zelt geschafft. Daher freue ich mich jetzt umso mehr auf die Sitzung“, sagt die Narrenherrscherin. Und ihr Prinz? Der ist so begeistert, dass er gleich einen kleinen Striptease im heißen Zelt hinlegt — seine Kleidung scheint Thomas II. an diesem Wochenende doch stark zu beschäftigen. Allerdings fallen nur die Handschuhe. „Ich komme schon Jahre lang zu den Unterrather Funken. Es ist gigantisch, welchen Aufwand die für ihre Sitzung treiben“, freut sich der Prinz, bevor er sich umjubelt ins wilde Dschungelleben stürzt.

Christian Wulff, der wäre auch gerne gekommen, sagt Präsident Bruno Schmelter. Warum er nicht zur großen Sitzung des Düsseldorfer Narrencollegiums kam? Schmelter wollte ihm keine Freikarte geben. Der Bundespräsident kommt am Freitagabend zwar nicht in den Rheingoldsaal, stattdessen jedoch knapp 250 Jecken und Gäste für ein knapp vierstündiges Bühnenprogramm mit Dirk und Daniel, De Fetzer, Kai Kramosta sowie der Ruhrgarde Mühlheim.

Den Anfang macht das Fanfarencorps Schwarz-Weiß — fast 45 Minuten lang folgt ein Party-Hit dem anderen: Viva Colonia, Das rote Pferd, Die Hände zum Himmel, I will survive, Du kannst nicht immer 17 sein. Zwar gerät das Programm der Blechbläser etwas zu lang, insgesamt sorgen sie jedoch für gute Auftakt-Stimmung in der Rheinterrasse. Stimmung, an die das anschließende Zwiegespräch zwischen Herby, dem Paartherapeuten, und Hennes, dem Aufschneider, nur bedingt anknüpft. Zu viele Zoten, zu wenig Tiefgang. Was das Duo gut versteht: Das Publikum mit wenigen Worten zum Mitsingen zu animieren.

Karneval „nach meinem Geschmack“ bescheinigt Ramazan Yagan den Düssel-Narren am Freitagabend. Yagan ist Präsident des vor kurzem gegründeten Ersten Deutsch-Türkischen Karnevalsvereins und bei der großen Prunksitzung der Düssel-Narren, denn so eine Einladung schlage man schließlich nicht aus. Auch CC-Präsident Josef Hinkel bescheinigt den „Närrinnen und Narren“ eine „Super-Stimmung“. Das Bühnenprogramm spricht für sich: Die Band ohne Bart und die Swinging Funfares heizen den Jecken in gewohnter Manier mit Karnevals- und Partyhits ein, Löschmeister Josef Jackels, Oli der Köbes und Dä Schafför übernehmen die Bütt. Letzter kalauert sich als Chauffeur von Angela Merkel durchs politische Berlin, stellt fest, Wulff sei Präsident im falschen Land. Denn in Russland hätte er sicher keine Probleme mit der Presse.