In den letzten Zügen: Rauchen im Karneval soll verboten werden
Es könnte die letzte Session mit Zigarettenqualm sein. Viele Narren fürchten das Verbot.
Düsseldorf. Während auf der Bühne des Radschlägersaals das jecke Programm abgefeuert wird, lässt sich „Rockstar“ Jörg Grawer im Foyer Feuer für die Zigarette geben. Obwohl auch im Saal das Rauchen noch erlaubt ist. „Man muss Rücksicht nehmen auf Nichtraucher“, findet der Karnevalist. Auf diese Rücksichtnahme will sich die Landesregierung in Zukunft aber nicht mehr verlassen: Sie plant ein strikteres Rauchverbot ohne Ausnahmen fürs Brauchtum.
Die Meinungen sind geteilt: „Wenn keine Raucher im Saal sind, bekommen wir beim Tanzen auf der Bühne besser Luft“, sagt Marie-Christin Scherer von den TSC Rhein-Stars. Um seine Gesundheit besorgt ist am Rande einer Sitzung in der Rheinterrasse aber auch Gast Volker Hahn: „Ich hoffe, dass ich wenigstens im Foyer weiter rauchen darf und nicht in die Kälte muss.“ Genau das aber müsste er wohl, sollten die Pläne der Regierung umgesetzt werden.
Dieter Brühl, Fahrer beim Carnevals Comitee (CC), steht mit seinem Zigarillo zwar jetzt schon rücksichtsvoll vor der Tür — aber bei einem kompletten Rauchverbot befürchtet er große Unruhe im Saal, wenn ständig Raucher raus- und reinlaufen.
Das sieht auch CC-Chef Josef Hinkel so: „Wenn ein Büttenredner versucht, die Leute einzufangen und es laufen auch nur zehn bis 20 Prozent ständig raus — für die Stimmung ist das nichts.“ Er wünscht sich Toleranz statt Verbote. Schließlich sei das CC angetreten, den Straßenkarneval zu zivilisieren und die Jecken in die Säle zu holen. „Und jetzt schicken wir sie wieder nach draußen . . .“
Der amtierende Prinz Thomas Puppe hat es selbst erlebt, bei einer Veranstaltung in der Stadtsparkasse Neuss mit Rauchverbot: „Der Saal war die ganze Zeit auf Achse.“ Ungemütlich. Ihm als Raucher macht der Qualm ohnehin nichts aus.
Anders als seiner nichtrauchenden Venetia Anke Conti Mica. „Mir persönlich käme ein Verbot entgegen. Trotzdem bin ich zwiegespalten.“ Schwierig findet sie etwa Sitzungen in alten Gemeindesälen. „Da kamen wir mal in einen und ich dachte, da läuft eine Nebelmaschine.“ Tatsächlich nebelten Raucher den Raum ein. „Aber im Radschlägersaal riecht die Kleidung auch dann nicht, wenn man den ganzen Abend mit Rauchern dort saß.“ Sie wünscht sich gute Lüftungen statt eines Verbots.
Doch die Landesregierung will es strenger, selbst Raucherräume sollen tabu sein. Keine Idee hat deshalb Füchschen-Chef Peter König, was er künftig an den tollen Tagen tun soll. An Altweiber stehen die Gäste vor der Brauerei zum Teil eine Stunde in der Schlange — wie soll er da Raucher vor die Tür schicken und wieder hereinlassen? „Das wird ein Horror“, sagt König, „aber wir kriegen das geregelt!“ Das glaubt auch Barbara Oxenfort, die „Pänz en de Bütt“ organisiert.
Die Veranstaltungen mit den jungen Büttenrednern sind „natürlich rauchfrei“. Und selbst beim Auftritt im Meckenstocks seien nur wenige vor die Tür gegangen. Ihr Tipp an alle ängstlichen Sitzungspräsidenten: „Wenn ein Super-Programm geboten wird, verkneift man sich doch sogar den Gang zur Toilette.“