Taugt unser Karneval als Weltlkulturerbe? - Contra

Es ist legitim, den Karneval besser vermarkten zu wollen. Aber es ist keine gute Begründung.

Düsseldorf. Der Karneval als Weltkulturerbe? Sofort schunkelt’s im Kopf: „Da simmer dabei, dat is pri-hi-ma!“

Ein Kalauer! Und sogar ein mittelprächtig guter im Verhältnis zu den meisten Pointen in den diversen Büttenreden. Nix für ungut, aber Zoten und Altherrenwitze als Bestandteil des Weltkulturerbes? Das gehört ebenso wenig dazu wie die öffentlichen Trinkexzesse an den fünf tollen Tagen.

Klar, Karneval ist mehr als Bier und Polonaise. Vor allem: Eine lange Tradition des klassenlosen Feierns — auch schon in vorchristlicher Zeit. Im katholischen Sinne wurde sie später verknüpft mit dem Fastenbrauch. Doch das gilt auch für alle anderen Spielarten des Karnevals: auf den kanarischen Inseln, in Venedig, in Rio — überall gibt es ähnliche Bräuche in unterschiedlicher Ausprägung. Sollen die jetzt alle als Weltkulturerbe eingetragen werden — neben dem deutschen im Allgemeinen oder gar dem rheinischen im Speziellen? Kann man nicht die Kirche im Dorf lassen?

In Wahrheit geht es den Jecken, die das Thema kommende Woche beraten wollen, ja gar nicht vorrangig um kulturelle Werte. Sie erhoffen sich handfeste finanzielle Vorteile. „Die Kosten steigen, deshalb müssen wir den Karneval vermarkten“, heißt es. Das mag zwar sein — ist aber die denkbar schlechteste Begründung für einen solchen Anspruch.