Maccabi: Ein Botschafter für die Gemeinde
Der jüdische Verein Maccabi wurde von den Nazis verboten, Sportler wurden vertrieben und getötet. Seit der Neugründung ist er auf Erfolgskurs.
Düsseldorf. Als Boris Zagrebelsky im Jahr 2000 von Israel aus nach Düsseldorf kam, stand er vor den typischen Problemen eines frisch Zugezogenen. Er war allein, kannte weder Stadt noch Menschen. Doch anstatt sich einzuigeln, suchte er Kontakt zu Menschen, die ihm die neue Heimat näherbringen. Was lag für den sportbegeisterten Juden also näher, als bei Maccabi vorbeizugehen? Dort fand er Freunde und wurde nach zwei Jahren in den Vorstand des jüdischen Sportvereins gewählt.
Wer heute mit dem 40-Jährigen spricht, erkennt schnell die Bedeutung Maccabis. Neben dem sportlichen Angebot ist der Klub Botschafter der jüdischen Kultur nach außen und Anlaufstelle nach innen. „Gerade die russischen Juden, die in den vergangenen Jahren nach Düsseldorf gekommen sind, finden bei uns Ansprechpartner“, sagt Zagrebelsky.
Trotzdem sei Maccabi kein rein jüdischer Klub. „Die Mitglieder müssen zwar Verständnis dafür haben, dass wir ein jüdischer Verein und Teil der weltweiten Maccabi-Bewegung sind“, sagt der Vorsitzende Grygoriy Karzhynyerov. „Trotzdem sind wir offen für alle. Herkunft oder Glauben sind keine Aufnahmekriterien.“
Das war nicht immer so. Als sich der moderne Sport ab 1880 in Deutschland durchsetzte, war er ideologisch geprägt. Ob Arbeiter-, bürgerlicher oder konfessioneller Sport — die Vereinszugehörigkeit spiegelte meist die Lebensumstände wider. 1903 gründete sich in Düsseldorf mit dem Wedell-Verein auch ein jüdischer Klub, aus dem der Jüdische Jugendverein wurde. 1924 kam mit Maccabi ein zweiter hinzu. Der neue Klub legte weniger Wert auf Weltanschauung, vielmehr wollte er Juden die Möglichkeit bieten, Sport zu treiben „ohne befürchten zu müssen, als Juden verschrien oder missachtet zu werden“, wird Gründungsmitglied Jacob Zuckermann im Aufsatz „Aspekte jüdischen Lebens“ der Mahn- und Gedenkstätte zitiert.
Das kam an. Bis 1931 wuchs Maccabi auf 650 Mitglieder an, was auch am sozialen Engagement lag. Doch der wachsende Antisemitismus ging auch am Sport nicht vorbei. Spätestens mit der Machtübernahme der Nazis wurde Maccabi systematisch benachteiligt. In Folge der rassistischen Politik setzte die Emigrationswelle ein, die, die blieben, wurden ermordet oder deportiert. 1938 kam die Auflösung.
Erst 1965 wurde Maccabi neugegründet. Für den Vorsitzenden Karzhynyerov ein „wichtiger Teil für die Wiederherstellung des jüdischen Lebens“. Seitdem wächst der Verein und ist als festes Mitglied der jüdischen Gemeinde auch beim Israel-Tag oder dem Chanukkafest dabei.
Obwohl sich Maccabi als Hobbyclub versteht, feiert er sportliche Erfolge. 2000 stiegen die Basketballer in die Regionalliga auf, 2005 gewann die Tischtennisabteilung bei der Maccabiah — ein Sportfest von Maccabivereine aus aller Welt — ein Mal Gold, zwei Mal Silber, zwei Mal Bronze. Aktuell gibt es 250 Mitglieder in elf Abteilungen — Tendenz steigend. Deshalb hat Karzhynyerov ein Ziel: „In dem Rahmen können wir uns nicht weiterentwickeln“, sagt er mit Blick auf die Halle der jüdischen Schule an der Zietenstraße, in der die meisten Abteilungen aktiv sind. „Unser großer Traum wäre eine eigene Anlage.“