Weichen für die Zukunft des Karnevals sind längst gestellt

Was bedeutet der Rücktritt von Jürgen Rieck für den Karneval? Sein größter Verdienst: Er hat sich entbehrlich gemacht.

Düsseldorf. 16 Jahre lang hatte Jürgen Rieck als Geschäftsführer des Carnevals Comitees die Fäden in der Hand, alle wichtigen Entscheidungen liefen über seinen Tisch, diskutiert wurde nicht. Nun hat der mächtigste Mann hinter den Kulissen des Karnevals sich überschätzt. Mit seinem erzwungenen Rücktritt geht eine Ära zu Ende. Auch Karnevalisten, die mit den Ecken und Kanten Riecks nicht zurechtkamen, machen sich Sorgen, ob das CC nun in alte Zeiten zurückfällt, als man kurz vor der Pleite stand.

Als Rieck damals das Amt übernahm, herrschte finanzielles Chaos. Über 500 000 Mark Schulden drückten das CC. Rieck war der einzige im Vorstand, der über die Manager-Qualitäten verfügte, den Karneval wieder auf eine gesunde finanzielle Basis zu stellen.

Aber die Zeiten haben sich geändert. Denn inzwischen sitzen im Vorstand Persönlichkeiten, die den Aufgaben gewachsen sind. Der designierte neue CC-Präsident Josef Hinkel führt ein erfolgreiches Unternehmen, Archivar Peter Weber hat bei der Kreissparkasse gearbeitet und Literat Stefan Kleinehr ist Steuerberater. Die wissen, dass auch Narren nicht mehr Geld ausgeben können, als eingenommen wird. Ein Rückfall in alte Zeiten ist mit der Besetzung nicht zu befürchten.

Denn: So überraschend der Zeitpunkt des Rücktritts war, die Weichen für die Zukunft sind längst gestellt. So hat Rieck selbst Dino Conti Mica (siehe Porträt unten) als Nachfolger vorgeschlagen. Die Stabübergabe von CC-Präsident Engelbert Oxenfort an Josef Hinkel ist längst beschlossene Sache.

Hinkel hat schon jetzt deutlich gemacht, dass er einen neuen Führungsstil pflegen will. Einen Geschäftsführer, der mit einer solchen Machtfülle ausgestattet ist, wird es nicht mehr geben. Stattdessen setzt Hinkel auf Teamwork, die Bereiche werden aufgeteilt. Das ist auch die einzige Möglichkeit, das „Unternehmen CC mit einem Umsatz von rund 1,2 Millionen Euro ohne einen hauptamtlichen Geschäftsführer zu leiten. Jürgen Rieck war für den Karneval praktisch rund um die Uhr im Einsatz.

Werden die Karnevalswagen zukünftig weniger bissig ausfallen? Nein. Im, CC ist man sich einig, dass die bissigen Motive das Salz in der Suppe des Rosenmontagszuges sind. Bei dem Streit um die Wagen, der letztlich zu Riecks Rücktritt führte, ging es eigentlich um etwas ganz Anderes, nämlich die eigenmächtigen Entscheidungen des Geschäftsführers. So hatte er seine Vorstandskollegen nicht informiert, als er den Entwurf des Guttenberg-Wagens einen Tag vor dem Rosenmontag zur Veröffentlichung an eine Zeitung freigab. Auch von der Tatsache, dass die Stadt 30 000 Euro wegen der Schäden am Zelt neben der Wagenbauhalle zur Verfügung stellte, hatte Rieck seine Vorstandskollegen nicht unterrichtet. Es war die Summe von Unstimmigkeiten, die eine Trennung am Ende unausweichlich machte.