Bunte Ballons mit freundlichen Gesichtern und wippenden Armen und Beinen erleuchten den Platz vor der Alten Kirche. Farbenfrohe Fackeln, kunstvolle Gespenster und strahlende Sonnen baumeln in Kinderhänden. Stolz präsentiert die sechsjährige Qiu-Xia Don ihre Laterne: "Die habe ich selbst gemacht." Für sie ist es der erste Umzug. Die Martinslieder kann sie trotzdem schon auswendig. "St. Martin ist auch echt toll und ich singe so gerne."

Wie aufs Stichwort setzt die traditionelle Martinsmusik ein. "Ich geh’ mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir", schallt es aus den Lautsprecherboxen. Einige Kinder singen lauthals mit. So auch die dreijährige Nadja Heimbuch. "Ich kenne alle Lieder auswendig", sagt die Kleine strahlend. "Das stimmt", bestätigt ihre Mutter schmunzelnd. "Ich muss sie mir schon seit Monaten zu Hause anhören" Inna Heimbuch ist nicht mit St. Martin aufgewachsen. "Ich komme nicht von hier, aber das ist eine sehr schöne Tradition." Die Martinsgeschichte kennt sie natürlich und teilt promt ihre Bonbons mit der Mutter neben ihr.

Der Gedanke des Teilens steht im Vordergrund. "Wir verkaufen unsere Martinstüten nicht, wir verschenken sie", erklärt Gabriele Leigraf, Geschäftsführerin der Bürgergesellschaft. Für jedes Kind ist eine Tüte da. Darin befinden sich ein großer Weckmann und zwei Äpfel. "Die Kinder sollen lernen, dass es nicht um Luxus und Geschenke geht, sondern um das Miteinander."

Pünktlich um 17.30 Uhr setzt sich der Pulk von etwa 700 Teilnehmern mit Sack und Pack, St.Martin auf seinem Schimmel und einer Musikkapelle in Bewegung. Der Umzug führt durch die gesamte Stadt und zurück zum Ausgangspunkt. Am wärmenden Martinsfeuer lauschen die Kleinen gespannt der Martinsgeschichte, danach geben die Veranstalter das Martinsspiel zum Besten.

Zum Abschluss des Abends prämiert Leigraf die schönsten Laternen. Die diesjährigen Gewinner sind die Kinder der Grundschule Felbelstraße mit ihren Sonnenlaternen. Sie streichen 100 Euro als Bastelgeld fürs kommende Jahr ein.