Antistadl im Jazzkeller liefert „Volxmusik“, Schrägpop und Aua-Funk
Beim ersten Antistadl war das Feindbild klar: Mit Silbereisen will man nix zu tun haben.
Krefeld. Alles Kappes? Sowieso. Doch damit ist keineswegs Driet gemeint. Wer glaubt, dass es in der emanzipierten Krefelder Folkszene, also in der Nische selbsternannt alternativer Volksmusik, Bands gibt, die ohne die Kappes-Brüder Winni und Shilo auskommen, der sah sich beim ersten Antistadl im Jazzkeller am Halloween-Abend enttäuscht, aber nicht bitter. Denn et woar net alles Driet, wie schon vertellt.
Das Feindbild der Kappes-Brüder ist klar, es klebte im Jazzkeller mehrfach an den Wänden. Da hatten sie über die schönen Schwarzweiß-Fotografien von Jazzmusikern grelle LP-Cover der von ihnen so gar nicht geschätzten "offiziellen" Volksmusikanten gehängt.
Die Silbereisens grinsten also in den Keller, aber von da grinste keiner zurück.
Gegrinst wurde trotzdem viel, aber in Richtung Bühne. Mit der Kapelle Schäng Blasius Flönz Rakete legten die Kappes-Brüder den ersten Auftritt des Abends hin. Die Vertellekes waren schon ganz lustig, aber die Musik, mit Verlaub, klang etwas angestaubt. Lag das an zu viel Anti-Gefühl der beiden Fiedler aus dem Herzen Bockums und ihrer Kollegen? Nö. Das lag eindeutig an zu wenig Rock’n’Roll.
"Volxmusik" - die Antistadler schreiben das mit x - "ist Rock’n’ Roll", das behaupten die Kappes-Brüder permanent selbst. Bei ihrem zweiten Auftritt mit den Einstürzenden Heuschobern stimmte es auch fast, dank eines groovenden Schlagwerkers.
Viele der überwiegend mittelalten Gäste waren aber eigentlich nicht wegen der Kappes-Brüder gekommen, sondern wegen des Mannes, der sich hinter der Einmal-und-nie-wieder-Formation Röhrengrün verbarg: Markus Maria Jansen, Frontmann von M. walking on the water. Waldo Karpenkiel saß am Schlagzeug, Maria Arians drückte die Quetsche und - ja - die Kappes-Brüder befiedelten die alten Songs von Jansen solange, bis sie in den Antistadl passten.
Dann war Schluss mit Volxmusik. Drummer Michael Mertens und Sessionkollegen von der Funk Aua ließen den Abend ausklingen wie man es von ihnen gewohnt ist. Also funky, tanzbar, ohne Antihaltung. Und dann war Kappes doch wieder mittendrin. Da war der Keller schon halbleer.