Auf Heimatsuche in Israel

Zwei Studentinnen stellen zwölf Überlebende des Holocaust vor.

Krefeld. Für Sarah Hüttenberend war es ein Schritt, „der das ganze Leben verändert hat“. Die 27 Jahre alte Master-Studentin der Hochschule Niederrhein meint damit das Projekt „Heimatsucher“, das vom 4. bis 7. März (Montag bis Donnerstag) im Südbahnhof vorgestellt wird. Gemeinsam mit ihrer Kommilitonin Anna Damm hat sie sich nach Israel aufgemacht, um dort nach Überlebenden des Holocaust zu suchen und mit ihnen zu sprechen.

„Das war ein wenig naiv von uns“, sagt Hüttenberend lächelnd. Mit Unterstützung von Yad Vashem, der israelischen Gedenkstätte, die an die nationalsozialistische Judenvernichtung erinnert, gelang es den beiden Studentinnen aber doch, einige der Überlebenden zu fotografieren und mit ihnen zu sprechen.

„Zwölf Gesichter, zwölf Geschichten. Kennenlernen, Erinnern, Weitergeben.“ Das ist der Untertitel des Projekts. Es sind zwölf Geschichten von Verfolgten des Naziregimes, die versuchten, in Israel eine neue Heimat zu finden. Neben Fotos sind auch Tondokumente der Interviews integriert. Ausdrücklich eingeladen sind Schulklassen, für die es eigene Termine gibt (jeweils 8 bis 16 Uhr). „Wir haben speziell für Schulklassen Führungen entwickelt“, sagt Sarah Hüttenberend.

Wolfgang Radau, Vorsitzender des Kuratoriums Villa Merländer, das die Veranstaltung mit dem Werkhaus organisiert, weist darauf hin, dass Schulen und Lehrer frühzeitig über diese Möglichkeit des Geschichtsunterrichts informiert wurden. Radau: „Die Ausstellung verschafft jungen Menschen einen persönlichen Zugang zu diesem Thema. Das werden sie ihr Leben lang nicht vergessen.“

Ablehnung oder Bedenken gegen ihre deutsche Herkunft hätten sie bei ihrem Besuch in Israel nicht gespürt, erzählt Sarah Hüttenberend. „Nur manchmal etwas Zögern, das sich aber nach den ersten Kontakten gelegt hat.“ Über den Besuch der Ausstellung hinaus hätten die Teilnehmer auch die Möglichkeit, mit den Protagonisten indirekt in Kontakt zu treten.

Etwa, wenn sie aufschreiben, was sie angesichts der tragischen Schicksale empfinden. Diese Eindrücke werden von den Organisatoren nach Israel weitergeleitet. „Hallo Hannah“, schrieb ein Schüler, „es ist total übermenschlich, dass zu verkraften. Ich finde es dumm, Menschen nach ihrer Religion zu beurteilen. Ihnen noch viel Glück.“

Sarah Hüttenberend und Anna Damm verweisen in ihrer Geschichtsarbeit auf den Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel, der angesichts der immer geringer werdenden Zahl der Augenzeugen der faschistischen Verbrechen betont: „Wir, die wir zuhören, können zu Zeugen werden.“ Sarah Hüttenberend: „Es liegt also an uns, dass wir nicht wegsehen, sondern erinnern und bewahren. Es ist an uns, zuzuhören und das Gesagte weiter zu tragen.“