Beatrix Schmiedhofer flüstert mit Pferden
Beatrix Schmiedhofer lehrt in ihren Seminaren die Sprache der Pferde und sorgt so für ein besseres und gewaltfreies Verständnis zwischen Mensch und Tier.
Krefeld. Gelassen geht Haflinger Merlin seine Runden auf dem Reitplatz, schnaubt zufrieden. Den Kopf lässt er hängen. Völlige Entspannung. Sein blonder Schweif wedelt. Die Augen des Wallachs blicken aufmerksam zur Leitstute - in diesem Fall übernimmt ein Mensch diese Funktion. Allein durch seine Körperhaltung und seinen Selbstausdruck kann er das Pferd lenken - ohne jegliches Zaumzeug.
Für Beatrix Schmiedhofer ist ein gewaltfreier und artgerechter Umgang der Schlüssel für die Verständigung zwischen Pferd und Mensch. "Ziel ist es nicht, den Willen der Pferde durch psychischen Druck zu brechen, sondern sie verstehen zu lernen und eine Vertrauensbasis aufzubauen", erklärt die Diplom-Sozialarbeiterin. Viele Menschen wüssten nicht, dass Pferde eine andere Sprache sprächen. Dadurch komme es oft zu Missverständnissen.
Brigitte Kistermann ist nur eine der vier Teilnehmerinnen. Sie hält mit Merlin Schritt, leitet ihn anhand ihrer Gestik. Wenn sie sich dreht, bewegt sich das Pferd ebenfalls in diese Richtung. Mittels einfachster Körperbewegungen klappt die Verständigung zwischen Mensch und Tier. Eine Gerte dient als Verlängerung des Körpers. Die Signale werden dadurch noch klarer.
"Es ist irres Gefühl ein großes Pferd zu stoppen, nur dadurch, indem man selbst stehen bleibt", erzählt sie. Man müsse kein Profi sein, selbst als Laie bekäme man den Dreh schnell raus. An dem Seminar für das Pferdeflüstern nimmt sie zum ersten Mal teil. Sie möchte reiten lernen und versucht auf diese Weise den Tieren etwas näher zu kommen. Denn wenn das Pferd den Menschen bereits vom Boden aus respektiert und als freundliches und vertrauenswürdiges Wesen sieht, macht sich das auch beim Reiten bemerkbar. Ist das Band einmal geknüpft, bleibt es auch bestehen.
Ein zweiter tierischer Kandidat ist Santos, ein Trakehner. Sein Fell glänzt dunkelbraun in der Sonne. "Er eignet sich besonders gut zum Üben, da er auf Feinheiten reagiert", erklärt Schmiedhofer. Jede kleinste Bewegung wird von ihm registriert und wenn es nur ein Zucken in der Schulter ist. Von den beiden Wallachen scheint er der temperamentvollere zu sein. Mit Santos arbeitet die Krefelderin eher sporadisch zusammen, das letzte Mal vor zwei Monaten.
Binnen kürzester Zeit lassen sich Pferde darauf ein, auch bei Menschen auf feinste Signale zu reagieren, wenn diese sich in der Körpersprache der Pferde ausdrückten, sagt Schmiedhofer. So lesen sie dann in Bruchteilen von Sekunden die Bedeutungen der einzelnen Körperhaltungen und Signale heraus - und das gilt für alle Rassen, vom Pony bis zum Kaltblüter.
"Jedes Pferd reagiert in feinen Nuancen anders, schließlich hat jedes seine eigene Persönlichkeit", sagt sie. Deswegen werde die Arbeit mit den Tieren auch nie langweilig. Und nicht nur die Pferde profitieren von diesem Miteinander. Der Mensch, die "Leitstute", wird selbstsicherer in seiner Körperhaltung und Ausstrahlung. Er entwickelt Führungsqualität, die im Alltag von großem Nutzen sein kann. Ein Verhältnis, das für beide Parteien nur von Vorteil ist.