Behinderte Künstler bauen Berührungsängste ab

Die Mitglieder des Ateliers K 14 zeigen ihre Skulpturen ab morgen in der Thomaskirche.

Krefeld. Sie wirken filigran und trotzdem dynamisch: Die eine Skulptur tanzt elfengleich, den Umhang um die Schultern geworfen. Die andere hält einen hellgrünen Stein in der Hand. Und die rote Figur erinnert an eins der bunten Männchen von Keith Haring — nur in abgespeckter Version. Geschaffen wurden sie von einem besonderen Künstlerkollektiv, dem Atelier K 14. Dahinter verbirgt sich eine Gruppe von Menschen mit Behinderung, die sich alle zwei Wochen in der Dr.-Ulrich-Lange-Stiftung am Buscher Holzweg trifft.

„Wir wollen, dass sich die Teilnehmer der Tagesbetreuung ausdrücken können und dabei natürlich auch ihre Fertigkeiten trainieren“, sagt Jochen Kamps, der gemeinsam mit Heike Indenhuck für die Freizeitprojektarbeit der Stiftung verantwortlich ist. „Aber es soll eine möglichst sinnvolle Beschäftigung sein.“

Seit März hat die neunköpfige Gruppe an dem Kunstprojekt „einfach Leben“ gearbeitet. Skulpturen sollten es sein, denn „malen und zeichnen kann doch jeder“, findet Oliver Schmidt, Mitglied des Ateliers K 14. Gearbeitet wurde vorwiegend mit Abfallprodukten. „Zuerst wurden aus Drahtkleiderbügeln die Skulpturen geformt“, erklärt Heike Indenhuck. „Die wurden dann mit gipsgetränkten Stoffresten umwickelt und zum Schluss lackiert.“ Die meisten Künstler haben sich für strichmännchenartige Figuren entschieden, nur Robert Linkenheil hat Bäume entworfen. „Sie sind für mich ein Symbol des Lebens“, sagt er.

Wer motorisch nicht dazu in der Lage war, die Skulptur selbst zu bauen, hatte einen Assistenten an seiner Seite. Eduard Büttgen und Oliver Schmidt haben ihren Künstlerkollegen dabei geholfen, ihre Visionen umzusetzen. Lackiert wurden die Arbeiten von Michael Kleingrothe. Die Sockel hat Schreiner-Experte Josef Lemmen gebaut. Und so ist jedes Werk auch das Ergebnis von Teamarbeit. „In jedem Kunstprojekt wachsen die Teilnehmer über sich hinaus“, sagt Heike Indenhuck. „Und sie tanken richtig Selbstbewusstsein.“

Ab morgen präsentiert das Atelier K 14 seine Arbeiten in der Thomaskirche. „Kunst von behinderten Menschen hat es oft noch schwer, akzeptiert zu werden“, hat Jochen Kamps beobachtet. „Aber das ist mittlerweile unsere vierte Ausstellung, und die Berührungsängste schwinden langsam. Kunst verbindet eben.“