Buch über Polizeiarbeit: Und nichts als die Wahrheit

Markus Kothen musste von seinem Co-Autor Sebastian Thiel dazu gedrängt werden, über seine Arbeit als Polizist zu schreiben.

Krefeld. Da kann es keinen Zweifel geben: Der Mann liebt seinen Job. Wenn Markus Kothen aus Vorst von seiner Tätigkeit als Polizist in Krefeld erzählt, dann glüht er förmlich. Er gestikuliert mit beiden Armen, formuliert knackig-salopp und fesselt so seine Zuhörer. Unter anderem dadurch, dass er erzählt, wie er anderen Zeitgenossen Fesseln angelegt hat. Jetzt hat er ein Buch geschrieben, das seit Monatsbeginn erhältlich ist.

„Nee, das war noch Gelb!“ heißt das 260-Seiten-Werk. Und es handelt von — na klar — Kothens Arbeit bei der Polizei. Wie er zu der Behörde kam, was er machte und wie er wurde, was er heute ist.

Dafür hat er sich Schützenhilfe geholt: Als Co-Autor fungiert Sebastian Thiel, der ebenso wie Kothen, in Vorst wohnt. Thiel hat bereits mehrere Romane geschrieben, unter anderem „Wunderwaffe“. Drei Monate hockten beide immer wieder zusammen, brachten die 16 Episoden zu Papier. „Er hat mich dazu gedrängt“, sagt Kothen und hat dabei jenen Gesichtsausdruck aufgesetzt, der verrät, dass er nicht immer alles bierernst nimmt.

Wie war’s für den professionellen Schreiber? „Die Geschichten sind quasi live“, sagt Thiel. Als ob Kothen sie selbst erzählt. Da ist die Story von einer Verfolgungsjagd, in deren Verlauf der Verfolgte rund 20 Polizeiwagen im Schlepp hat. Der Mann wirft unter anderem sein Handy aus dem Fenster. Warum? „Man hätte es orten können“, sagt er, nachdem die Geschichte in einem großen Crash a la „Alarm für Cobra 11“ geendet ist.

Was die Geschichten so gut macht: Kothen hält sich nicht für Supermann — im Gegenteil, immer wieder stellt er sich in Situationen dar, die ihn fast schon als Deppen dastehen lassen. „Ja“, sagt er, „so ist das Leben.“ Und ein gerüttelt Maß an Klischee sei auch immer dabei, betont er. Das ist nachzulesen in der Geschichte „Unsichtbare Verdächtige“. Darüber schreien sich seine Kollegen heute noch weg. Ebenso wie über die Geschichte, die Kothen den Spitznamen „Brauner“ einbrachte.

Realität und Fiktion: „Die Kollegen im Buch gibt es 1:1 so in der Realität nicht“, erklärt Kothen. Natürlich finde sich der ein oder andere wieder. Wo das besonders auffällig war, habe er nachgefragt, ob er das dürfe. Den Ort der Handlung erklärt er nicht, dennoch ist klar, die Geschichten spielen in Krefeld , wo Kothen seit langem im Einsatz ist. Generell, und das ist es vermutlich, was das Buch so locker lesbar macht, treffen die Autoren die offenbar häufig anzutreffende Mischung aus Verschlagenheit und Blödheit. Oder, wie mancher Niederrheiner sagen würde: „Saudumm und Camorra.“ Positiv fällt auf, dass die Geschichten nicht qualitativ abfallen — längst keine Selbstverständlichkeit.

Manchmal versucht der 44-Jährige auch, Kritik, die er im Buch äußert, zurückzunehmen. „Also der alte Opel Vectra, den gibt’s nicht mehr. Ganz ehrlich, der Fuhrpark heute ist fantastisch.“ Er sagt das und hat schon wieder diesen Gesichtsausdruck, der den Gesprächspartner zweifeln lässt, ob er das wirklich ernst meint.

Wie nah ist das, was er schreibt, an der Realität? „Sehr, aber es sind Highlights. Viel von der Ermittlungsarbeit ist Routine. Manches läuft über Jahre.“

Ein wenig stolz ist Kothen darauf, dass er das Klischee des Polizisten (sieben Mal geschieden, ein Alkoholproblem, generell frustriert) nicht bedient. „Ich kann meine Familie ernähren. Die Töchter können zur Schule gehen und mehr als in eine Glotze kann ich nicht gucken — auch wenn ich zwei habe.“ Und so ist es kein Wunder, dass er mit dem Satz aus dem Buch aussteigt: „Ich habe es nie bereut, Polizist geworden zu sein.