Burg Linn: Mu(h)seum besetzt Kuhstall
Der Paschhof war abrissreif. Nach fünf Monaten Sanierung wird er nun wieder zum wichtigen Bestandteil des Museums.
Krefeld. Heimlich, still und leise ist aus einem Schandfleck der Linner Altstadt ein Schmuckstück geworden. Der Kuhstall des Paschhofs, seit Jahren ein Bild des Jammers, am Ende einsturzgefährdet und abrissreif, ist nach fünf Monaten Sanierung wieder vorzeigbar — und erlebt seine Auferstehung als Ausstellungs- und Lagerraum für das Museum Burg Linn.
Ein solches Bauprojekt kostet sonst leicht Millionen, in diesem Fall reichten 195 000 Euro, bezahlt vom Job-Center der Arge. 60 Ein-Euro-Kräfte, vermittelt vom Bildungszentren des Baugewerbes, waren im Lauf der Monate auf der Baustelle beschäftigt, zwölf von ihnen haben durch das Projekt einen regulären Job oder eine Ausbildungsstelle gefunden.
„Das ist beachtlich, weil die Teilnehmer besonders weit weg waren vom Arbeitsmarkt“, erklärt Franz-Josef Schmitz vom Job-Center. „Das sind oft Menschen mit sehr gebrochenen Lebensläufen, die plötzlich wieder merken, was sie mit ihrer Hände Arbeit leisten können.“
130 Kubikmeter Schutt holten die Arbeiter aus dem Stall für Kühe und Schweine heraus, der 1890 gebaut wurde. Sie brachen schwere Futtertröge aus dem Boden, rissen Ventilatoren herunter, trockneten und verfüllten eine Jauchegrube, deren Feuchtigkeit schon zu dem benachbarten Seniorentreff „Em Cavemm“ herüberzog. Fugen wurden gereinigt, Mauerwerk ausgebessert, Böden begradigt. Den Stolz der Mannschaft zeigt Bauleiter Theo Beyl im Nebenraum: Dort haben seine Jungs eine preußische Kappendecke, die wie ein kleines Gewölbe wirkt, erneuert. Die Technik ist eigentlich seit 80 Jahren ausgestorben.
Der Museumschef ist froh, die Sanierung so geräuschlos erledigt zu haben. „Die Arbeiten haben das Gebäude gerettet“, betont Christoph Reichmann. Die Stadt als Trägerin hat keinen Cent dazu gegeben, das Geld für Material haben der Förderverein und die Bezirksvertretung bereitgestellt.
Reichmann möchte den unteren Raum atmosphärisch ausleuchten und darin „volkskundliche Geräte“ präsentieren: frühe Ackermaschinen, einen Milchwagen, ein Gefährt der Brotfabrik Im Brahm. Im oberen Stock soll ein Lager für archäologische Funde entstehen. Der Unterstand an der Burg, der dadurch frei wird, soll künftig ein Aufenthaltsraum für Schulklassen sein. Die standen nämlich bislang bei ihren Burg-Besuchen regelmäßig im Regen.
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