Burg Linn: Trompeter liefern sich Duell

Das 24. Festival „Jazz an einem Sommerabend“ lockt 600 Besucher auf die historische Anlage.

Krefeld. Blauer Himmel, durchsetzt von ein paar Cumuluswolken. So präsentiert sich das Wetter den ganzen Samstag und erspart den Verantwortlichen des Jazzklubs Krefeld (JKK) damit Grübeleien, ob man denn das 24. Festival "Jazz an einem Sommerabend" weg vom Stammquartier Burg Linn unter ein Notdach transferieren müsse. 600 Besucher drängen sich im Innenhof der Burg und erleben ein abwechslungsreiches Programm mit hohem Grundniveau und stark unterschiedlichen Stilistiken.

Unter dem Label "Jazzattack" laden Stefan Rademacher (b) und Axel Fischbacher (e-g) regelmäßig in den hiesigen Jazzkeller zur Session, mit einer "Jazzattack special" eröffneten sie das Festival. Zusammen mit den Kölnern Frederik Köster (tp, flh) und Christoph Hillmann (dr) lieferten sie soliden Mainstream-Jazz ab. Im Kontext des Abends fiel auf, dass die Musiker eben nicht in einem kontinuierlichen Prozess miteinander verbunden sind, so dass man offenere Arrangements bei ihnen vermisst.Die Musik des Michael Moore Quintetts hatte genau solche dann zu bieten, obwohl ihre Wurzeln auch im zeitgenössischen Mainstream liegen.

Der seit langer Zeit in Amsterdam lebende amerikanische Altsaxophonist und Klarinettist Moore, ein abgeklärt lyrischer Improvisator, hat sich zudem mit dem Hitzkopf Eric Vloeimans (tp) einen Antipoden in die Band geholt. Zwischen Vloeimans expressiven Attacken und Moores lyrischen Skizzen entspann sich ein ganzer Kosmos an Farben. Erwähnenswert - der junge Drummer Owen Hart jr. und sein Modern-Jazz-Drumming ganz auf der Höhe der Zeit.Das hatte er sich also gewünscht, der Frederik Köster, einmal mit dem 14 Jahre älteren Vloeimans (1963) zusammen zu spielen.

Mit den Kollegen von der "Jazzattack" als Begleiter lieferten sich die beiden Trompeter ein Duell über zwei Standards, bei dem Vloeimans dem Jüngeren die Grenzen aufzeigte, ohne es darauf anzulegen. Köster mit seinem schlanken Ton und seiner lyrischen Spielweise ist schon ein Könner, Vloeimans aber spielt einfach körperlicher, expressiver und mit größerer Bandbreite.Höhepunkt dann eine Band aus New York. Rudresh Mahanthappa (as) war mit seinem Projekt "Codebook" angereist, zusammen mit Vijay Iyer (p), Francois Moutin (b) und Dan Weiss (dr) ließ der indischstämmige Musiker die Konventionen weit hinter sich.

Kaum überschaubare Langformen mit wiederkehrenden Akzenten, unübliche Taktarten und deren Mischung, oft modales, dann auch gänzlich freies Improvisieren und dergleichen mehr - die Stücke der Band waren formal schon sperrig genug, dann verfügten alle vier Musiker auch noch über ausgeprägte Individualstile. Das wie immer fachkundige Publikum wusste genau das zu schätzen, trotz später Stunde erklatschte es sich eine Zugabe.