Christof Brass- Krefelder Helfer in Libyen: "Hitze war das größte Problem"
Der Krefelder Fotograf Christof Brass ist von der Wüstentour „Grand Aid“ zur libyschen Grenze zurück.
Krefeld. Das aufregendste Ereignis trat ein, als schon alles vorbei war. Der Krefelder Christof Brass war eine Woche mit dem Hilfskonvoi „Grand Aid“ in Tunesien unterwegs, um Medikamente, Lebensmittel und anderes an libysche Flüchtlinge zu verteilen, und dabei ist „alles glatt gegangen“, wie der Fotograf berichtet.
Doch als er und sein Fahrer mit ihrem Land Rover in Tunis wieder an Bord der Fähre nach Genua wollten, entdeckte ein Zöllner einen jungen Tunesier, der sich zwischen Ladefläche und Achsen des Anhängers versteckt hatte, um illegal das Land zu verlassen.
Der arme Kerl sei dann verhaftet worden, erzählt Brass. Ansonsten ist er sehr zufrieden mit der Aktion, die er auf Wunsch des Würzburger Organisators Jörg Russler mit seiner Kamera begleitet hat.
Der Tross war mit zwölf Fahrzeugen, 25 Personen und 55 Tonnen Hilfsgütern im tunesischen Grenzgebiet zu Libyen unterwegs. Zwei Flüchtlingslager wurden angefahren, zwei Krankenhäuser, ein Kinderheim, und in Libyen war man auch ganz kurz.
Von einem Mitarbeiter der Flüchtlingsorganisation UNHCR sei der Hinweis gekommen, man könne bei Dahibah auch an die Grenzstation fahren und da Hilfsmittel direkt an Libyer verteilen, die wieder in ihr Heimatland zurückkehren. „Da bin ich dann mal kurz zu Fuß rüber“, erzählt Brass.
Auf tunesischer Seite gab es noch MG-Nester. Als die Rebellen in Libyen noch nicht die Überhand gewonnen hatten, muss es hier Schusswechsel gegeben haben. Eine MG-Patronenhülse, zehn Zentimeter lang und mit einem Durchmesser von zwei Zentimetern hat Brass aus dem Sand gezogen. Die steht jetzt auf seinem Schreibtisch.
In Tatouine, etwa 100 Kilometer von der Mittelmeerküste entfernt im Landesinneren, hatten die Deutschen ihr Basislager eingerichtet, von dem aus sie in mehreren Touren die verschiedenen Orte ansteuerten.
Örtliche Behörden und Hilfsorganisationen, die deutsche Botschaft und die UN-Flüchtlingsorganisation waren alle vorab gut von Russler informiert worden, so dass es vor Ort nirgends Schwierigkeiten gegeben habe. „Die Hitze war das größte Problem“, sagt Brass, „ganz im Süden war es 48 Grad heiß.“ Beim schweißtreibenden Entladen der Hilfsgüter seien aber immer freundliche Tunesier zur Hand gegangen.
Im Krankenhaus in Tatouine, schon mit der Versorgung der eigenen Bevölkerung fast über die Kapazitätsgrenze hinaus in Anspruch genommen, gab es viele Schwerverletzte aus Libyen. Hier war ein Ultraschallgerät, das der Hilfskonvoi im Gepäck hatte, bestens willkommen.
Russler hat in den vergangenen Jahren Amateur-Rallyes in Tunesien organisiert, dieses Jahr aber wegen der politisch instabilen Lage in der Region darauf verzichtet und anstatt dessen die Hilfsaktion initiiert. Beim Helfen ist die Freude aber nicht zu kurz gekommen. Einen seiner E-Mail-Berichte aus Tunesien beschließt Russler mit den Worten: „Macht richtig Spaß, das Ganze!“