Krefelder hilft Menschen in Libyen
Jahrelang fuhr Christof Brass Sahara-Rallyes. Heute startet er mit Hilfsgütern.
Krefeld. Am Freitag geht der Krefelder Christof Brass auf große Tour. Zunächst fährt er nach Saarbrücken, steigt als Beifahrer in einen Land Rover Defender um. Mit dem geht es nach Genua, die Ankunft ist für 3 Uhr früh geplant.
Am Nachmittag nehmen 28 Personen mit elf weiteren voll bepackten Wagen die Fähre nach Tunis, das sie nach circa 24 Stunden am Sonntag erreichen. Ziel des Konvois mit wüstengängigen Fahrzeugen sind zwei UN-Flüchtlingslager an der Grenze zwischen Tunesien und Libyen.
„Fahrradfahren auf der St.-Anton-Straße ist gefährlicher“, sagt Brass zu der Tour, die die Sahara streift. In Libyen werde zwar noch gekämpft, aber in Tunesien sei die Lage nach den Unruhen im Frühjahr relativ stabil.
Von 2005 bis 2010 hat Brass jährlich an der Sahara-Rallye Grand Erg teilgenommen, fünfmal als Fahrer, einmal als Beifahrer. Dieses Jahr hat der Würzburger Jörg Russler, der den anspruchsvollen Amateur-Wettbewerb in Tunesien organisiert, die Rallye wegen der Verhältnisse im Land ausfallen lassen.
Nach Tunesien wollte er aber anscheinend doch, da ist ihm die Idee zum Hilfskonvoi gekommen. „Der ist ein Organisationsgenie“ sagt Brass über Russler, mit dem er befreundet ist. In kurzer Zeit hat der Würzburger 55 000 Euro Spenden akquiriert. Dafür wurden 45 Tonnen Hilfsgüter angeschafft: Nahrungsmittel, Trinkwasser, Medikamente.
Für die Aktion kooperiert Russler mit der Hilfsorganisation Luftfahrt ohne Grenzen. Alles sei mit den Behörden in Tunis und der dortigen deutschen Botschaft abgestimmt.
Das Flüchtlingslager Coucha liegt in der Nähe der libyschen Stadt Ra’s Ajdir am Mittelmeer, das andere Lager bei Dehiba, ungefähr 240 Kilometer landeinwärts. Außerdem werden zwei Krankenhäuser im Landesinneren von Tunesien angefahren.
Die Fahrer und Beifahrer des privaten Hilfskonvois gehören überwiegend zum Fahrerlager der vergangenen Rallyes. Ein Schweizer ist dabei, sonst stammen die Teilnehmer aus Deutschland.
Christof Brass soll die Aktion mit seiner Fotokamera dokumentieren. Der Krefelder betreibt heute eine Agentur und das Krefelder Fotoarchiv, davor aber hat er als Fotojournalist gearbeitet. Am 4. September will er wieder in Krefeld sein. Dann wird er der WZ berichten, ob ihm vielleicht doch Schlimmeres begegnet ist „als ein paar Vipern und Skorpione“.