Solarstrom — Risiko für Retter
Bei Bränden bedeuten Photovoltaikanlagen eine Gefahr: Selbst wenn die Leitungen tot sind, erzeugen sie noch Elektrizität.
Krefeld. Immer häufiger droht Feuerwehrleuten bei Bränden in Häusern eine neue Gefahr: Photovoltaikanlagen können lebensgefährliche Stromschläge verursachen. Sie erzeugen selbst dann noch Strom, wenn alle anderen Leitungen im Haus abgeschaltet worden sind.
Mehr als 750 der Anlagen, die gen Süden gerichtet auf Hausdächern installiert sind und Licht in saubere Energie umwandeln, gibt es nach Angaben der Feuerwehr in Krefeld. Und es werden stetig mehr.
Die Adressen von Häusern, auf denen Solarenergie produziert wird, sind den Internetseiten der Netzbetreiber zu entnehmen und werden nach und nach in den Einsatzleitrechner der Feuerwehr eingegeben.
Wenn die Wehrleute zu einem Einsatz ausrücken, steht dieser Hinweis dann bereits auf einem Ausdruck, den sie mitnehmen. „Die Information ist für uns sehr wichtig. Denn unter Umständen sieht man die Photovoltaikanlage an der Einsatzstelle nicht sofort“, sagt Oberbrandrat Kai Günther.
Wenn sich die Anlage auf der südlichen Hausseite befinde, der Eingang aber zum Norden liege, könne das etwa bei einem unter Wasser stehenden Keller schnell übersehen werden.
Da spannungsführende Leitungen aber nicht selten bis in den Keller geführt werden, kann gerade ein solcher Wassereinsatz schnell zur tödlichen Gefahr werden. Oder beim Kellerbrand führt entgegen aller Erwartungen plötzlich doch einer der blank liegenden Drähte noch Strom.
Das Problem ist, dass große Teile der Leitung nicht einfach stromlos geschaltet werden können. Selbst leichter Lichteinfall reicht aus, dass beträchtliche Voltzahlen entstehen. Etwa nachts, wenn die Feuerwehr Scheinwerfer aufbaut, um ihre Einsatzstelle auszuleuchten. „Es reicht aber auch schon heller Mondschein“, sagt Kai Günther.
Ist die Anlage unversehrt, stellt das auch kein Problem dar. Doch gerade bei Bränden kann schnell eine Isolation beschädigt sein. Oder die Anlage selbst — dann drohen Lichtbögen mit Stromüberschlägen, wenn die Einsatzkräfte zu nah herankommen.
Deshalb gilt die Regel, einen ausreichenden Sicherheitsabstand zu halten. Denn Solaranlagen produzieren bis zu 1000 Volt — üblicherweise muss die Feuerwehr in Wohnhäusern sonst nur mit maximal 380 Volt rechnen.
Nach Angaben Günthers muss kein Hausbesitzer die Sorge haben, dass die Krefelder Feuerwehr im Falle eines Brandes aufgrund der Gefahr für die eigenen Kräfte tatenlos zusieht, wie das Haus abbrennt. „Das soll woanders tatsächlich schon vorgekommen sein, wird es bei uns aber nicht geben“, betont der Oberbrandrat.
Wenn es etwa an einem Haus mit Photovoltaikanlage zu einem Dachstuhlbrand komme, dann müsse man halt anders vorgehen als sonst. Aber Löschmaßnahmen würden in jedem Fall ergriffen. Auf die besonderen Gefahren der Solaranlagen würden die Wehrleute in Aus- und Fortbildung vorbereitet. Bisherige Einsätze waren selten und verliefen problemlos, so Feuerwehrsprecher Kai Günther.
Neu auf dem Markt sind Trennschalter, die die Leitungen abschalten, so dass von ihnen keine Gefahr mehr ausgeht. Doch es sei nicht damit zu rechnen, dass bestehende Anlagen nachgerüstet werden, sagt Kai Günther.
Es zeichne sich aber ab, dass zumindest dort, wo die Feuerwehr bei Einsätzen den Strom abschaltet, ein Hinweisschild angebracht werden muss, das auf die Anlage auf dem Dach hinweist. „Dies würde uns schon sehr helfen.“