Geschichtsträchtiges Etikett - Der doppelte Hermann Lange
In einem ihrer Objekte zeigt Latifa Echakhch ein Kleid mit geschichtsträchtigem Etikett — ein Kunsträtsel mit simpler Lösung.
Krefeld. Haus Esters: Im Zimmer der Dame hängt wie hingegossen ein fliederfarbenes Abendkleid über einem Notenständer. Unter dem Stoff liegt halb versteckt eine Mundharmonika. Ins Etikett der Robe ist ein klangvoller Name hineingenäht: „Hermann Lange“. So heißt auch der Bauherr des benachbarten Haus Lange.
Auf diese amüsante Namensgleichheit ist die marokkanische Künstlerin Latifa Echakhch bei ihrer Suche nach geschichtsträchtigen Objekten in Krefeld gestoßen. Echakhch stellt, wie berichtet, als Mies-van-der-Rohe-Stipendiatin in Haus Esters aus.
Fest steht inzwischen: Der Hermann Lange, der die Mies-Villa erbaut hat, ist nicht der Hermann Lange auf dem Etikett. Bei letzerem handelt es sich nämlich um einen Konfektionär aus Bielefeld. In seinem Geschäft werden heute noch Nachmittags- und Abendkleider angeboten.
So stellt die junge marokkanische Künstlerin auch mit diesem Objekt Bezüge her, die wie ein unsichtbares Netz ihre Kunst mit Krefelder Geschichte verbinden.
Für ihre Ausstellung „Von Schwelle zu Schwelle“ hat Latifa Echakhch ausführliche Streifzüge durch die Stadt unternommen. Auf dem Boden in der Mies-Villa liegen beispielsweise alte Herrenhüte, mit Tinte gefüllt.
Diese Hüte hat sie bei der Caritas erstanden, sie tragen alle ein Monogramm oder den Hinweis auf das alte Krefelder Hutgeschäft Simon. Im Damensalon erinnern in Harz gegossene Fäden an ein altes Kinderspiel und zugleich an die Vergangenheit der Stadt als Zentrum der Textilkultur.
Fundstücke, die auf die Vergangenheit verweisen: Hier war schon jemand, er ist gerade fort. Doch seine Spuren bleiben.
Haus Esters. Di.-So., 11-17 Uhr.