Comeniusschule: Neues Weiß auf vier Etagen
Jugendliche haben als Team einer Schülerfirma einen Hausflur renoviert.
Krefeld. Der Chef heißt Niko. Seine Mitarbeiter in der Maler- und Lackiererfirma sind Angelique, Justin, Josef und Attila. Gerade sind sie mit der Renovierung eines Hausflures an der Rheinstraße fertig geworden, gestern saßen sie zur Nachbesprechung des Auftrags und zum Schreiben der Rechnung zusammen. Das Besondere: Der Chef ist 15 Jahre alt, seine Mitarbeiter zwischen 14 und 15 Jahre. Alle gehören zu „Karlchen Farbenfroh/“, einer Schülerfirma der Comenius-Förderschule, Schwerpunkt Lernen, an der Mariannenstraße 97-107.
In der Runde gestern dabei: Lehrerin Anke Herbrecht-Bunk, Konrektor Bernd Jakobitz und Hartmut Siever. Letzterer ist Handwerker mit pädagogischer Zusatzqualifikation mit einer Stelle für Förderschulen.
Die Schülerfirma „Karlchen Farbenfroh“ besteht im dritten Jahr, eines ihrer Ziele ist die Steigerung der Berufsfähigkeit. Einige sind seit zwei Jahren dabei, andere seit einem Jahr. Die „alten Hasen“ ziehen die Jüngeren mit. Das Projekt lebt durch die Praxis: Zunächst wurden kleinere schulinterne Arbeiten erledigt, dann ging man auch an größere Arbeiten. Beim jüngsten Auftrag hat das Team einen Hausflur über vier Etagen teils neu verputzt, teils neu tapeziert und komplett gestrichen. Den Auftrag bekam die Schülerfirma über ihre Lehrerin Anke Herbrecht-Bunk, die selbst in dem Haus wohnt und die Renovierung zuvor mit der Hausgemeinschaft besprochen hatte. Die hat das dann mitgetragen.
„Wichtig bei diesem Projekt ist das Praxisangebot über den Unterricht hinaus. Die Arbeit motiviert die Schüler, und sie sehen das Ergebnis“, sagen Jakobitz und Siever. „Auch elementare Verhaltensregeln gehören zu dieser Teamarbeit. So bewegen sich die Schüler sorgfältig und bewusst in einem Raum, den sie zuvor renoviert und gestrichen haben. Das ist nicht selbstverständlich.“ Grundsätzlich dient das Projekt der Berufsorientierung, um den Berufseinstieg vorzubereiten und zu erleichtern.
Die „Firmenangehörigen“ haben sich ab Ende der Herbstferien jeden Donnerstag für sechs Unterrichtsstunden getroffen und gearbeitet. Die Kalkulation stand am Anfang, dann wurde das Angebot geschrieben. Farbe und Tapete wurden gekauft. Ein kleines Entgelt stand am Ende zu Buche. Niko, der Chef, sagt: „Davon wollen wir gemeinsam eine Berlinreise machen.“
Die Schülerfirma will echten Betrieben keine Konkurrenz machen. „Das Entgelt in Form eines Stundenlohns ist eher symbolisch. Aber es ist wichtig, denn die Schüler sehen den Lohn für gute Arbeit. Auch Konsequenzen bei nicht so guter Arbeit hat die Firma einmal beschlossen“, sagt Herbrecht-Bunk. „Das Projekt orientiert sich an der Realität.“
Wer in die Firma gelangen will, muss entsprechende Unterlagen abgeben und auch ein Bewerbungsgespräch führen. Der Chef, Niko, ist im zweiten Jahr dabei und wird die Schule im Sommer nach Klasse 10 verlassen. Alle bescheinigen ihm, dass er bereits extrem selbständig ist und die anderen gut geführt hat.
Angedacht sind bereits weitere Arbeiten für die Firma, die behutsam den Arbeitsradius vergrößert. Manche Aufträge mussten auch wegen der Größe abgelehnt werden. „Es geht nicht um mehr Einnahmen durch größere Aufträge, es geht darum, etwas Gutes und Nützliches für die Schüler zu erreichen“, sagen die Lehrer.