Das Haus der jungen Alten
Im Neubau der Wohnstätte am Friedrichsplatz möchte Barbara Weber eine Hausgemeinschaft für Senioren gründen.
Krefeld. Nein, diese beiden kann man sich nun wirklich nicht im Seniorenheim vorstellen. Barbara Weber und Lisa Meier (zweiter Name von der Redaktion geändert) sind zwar jeweils 67 Jahre alt, gehören aber eindeutig zu den sogenannten jungen Alten. Die modern gekleideten Damen versprühen jede Menge Energie.
Die werden sie auch noch brauchen, denn die beiden haben einen Plan: Am Friedrichsplatz möchten sie eine Hausgemeinschaft für Menschen ab 50 gründen. Die Wohnstätte hat hier bereits die Altbauten abgerissen. Ab Mitte September sollen 23 barrierearme Wohneinheiten entstehen, die voraussichtlich ein Jahr später fertig sind. Wünsche und Ideen der Hausgemeinschaft sind da schon eingeflossen, denn die Wohnstätte zeigte sich angetan von deren Projekt. „Uns stellt sich ohnehin die Frage, wie werden die Wohnansprüche angesichts des demographischen Wandels in 20 bis 30 Jahren aussehen?“, erklärt Vorstand Thomas Siegert.
Die Idee der Hausgemeinschaft bestätigt da den Trend, dass Seniorenheime immer unbeliebter werden. „Da wird man meist nur berieselt“, ist Webers Meinung dazu. „Ich will aber bis zum Schluss aktiv und kreativ bleiben.“ Initialzündung war für sie die Lektüre von Henning Scherfs Buch „Grau ist bunt“, in dem er von seinem eigenen Wohnprojekt berichtet.
In Hamburg sind es Freunde, die gemeinsam alt werden wollen. Weber und Meier haben sich wie die übrigen Beteiligten dagegen erst über das Projekt kennengelernt und sind auf der Suche nach weiteren Mitstreitern.
Eine Erkenntnis ist den beiden dabei besonders wichtig: „Es kommt nicht darauf an, wie alt man wird, sondern wie man alt wird“, heißt denn auch ihr Wahlspruch. Entsprechend schweben ihnen gemeinsame Aktivitäten im eigens vorgesehenen Gemeinschaftsraum vor. „Der kann ganz unterschiedlich genutzt werden“, ist sich Weber sicher. „Wir sind offen für Ideen.“ So zum Beispiel für Frühstück, Kinonachmittag oder Gymnastik. Gezwungen sei aber keiner, immer und überall dabei zu sein, ganz getreu dem Motto des Projekts „Individuell — und doch gemeinsam“.
So ist den Seniorinnen bewusst, dass solch eine Gemeinschaft auch ihre Tücken hat. Daher haben sie Grundsätze formuliert, die verbindlich sein sollen. Toleranz, Achtsamkeit und Solidarität stehen da ganz oben. Einmal im Monat ist ein Plenum geplant. Und natürlich denken sie bereits an die Zeit, in der manch ein Bewohner nicht mehr ohne professionelle Hilfe auskommen wird, es gibt Gespräche mit Pflegediensten. Insgesamt sind sie überzeugt, dass solch alternativen Wohnmodellen die Zukunft gehört. Den Standort Friedrichsplatz sehen sie mit seiner zentralen Lage als ideal an, um mittendrin im Leben zu bleiben. Und vielleicht wird ja auch noch Webers Traum wahr: „Ich möchte zur Eröffnung gerne Henning Scherf einladen.“
Kontakt zu Barbara Weber unter Telefon 1578 333