Stadtgeschichte: Als der Pempel Kranke heilte
Johann von Pempelfurt war einst ein beliebter Arzt und Wohltäter. Seine Ur-Ur-Großnichte rettete Erinnerungsstücke.
Krefeld. „Auf diesem Bild ist er noch jünger und sieht auch besser aus“, sagt Erika Dahl mit einem Lachen. Von der Wohnzimmerwand nimmt die 93-Jährige die Fotografie eines Ölgemäldes. Es zeigt den Arzt Johann Gotthard Laurenz von Pempelfurt (1733 bis 1812).
In der Krefelder Bevölkerung genoss der Mediziner wegen seiner Hilfsbereitschaft große Beliebtheit. In Krefeld wurde sein Kosename „Pempel“ für eine Zeit sogar das Synonym für alle Ärzte.
„Ich bin seine Ur-Ur-Großnichte“, erzählt die gebürtige Krefelderin. Ihre Ur-Großmutter sei eine Nichte des Mediziners gewesen. In ihrer Familie sei zwar wenig über ihn gesprochen worden, aber von Pempelfurt habe man nie vergessen.
Und so ist sie auf ihren Ahnen heute immer noch stolz. „Er war ein besonderer Wohltäter und er war ja auch so tüchtig“, sagt Erika Dahl. Seine Praxis hatte er im Haus Friedrichstraße 35, in dem Erika Dahl geboren wurde. Bis zur Zerstörung während eines Bombenangriffs 1943 wohnte Erika Dahl in dem Haus.
Die Friedrichstraße galt einst als die „erste Adresse der Stadt“. Die wohlhabenden Familien besaßen dort ihr Domizil. „Ich glaube, er hat das Haus 1773 bauen lassen. Im Erdgeschoss befanden sich prächtige Salons. Es hatte einen großen Garten, der bis zur Königstraße reichte“, sagt die 93-Jährige.
An die schreckliche Nacht des Bombenangriffes kann sich Erika Dahl noch gut erinnern. „Das Haus brannte sehr lange“, so Erika Dahl. Dennoch gelang es ihr, zahlreiche Gemälde ihrer Vorfahren und auch noch Bücher von Pempelfurts zu retten. „Wie ich das geschafft habe, weiß ich nicht mehr“, sagt Dahl.
Trotz der Kriegsereignisse — sie wurde noch ein weiteres Mal ausgebombt — und mehrerer Umzüge gelang es ihr, die Bilder unbeschadet bis heute zu bewahren. Das Ölgemälde von Pempelfurts hat sie inzwischen einem anderen Teil ihrer Familie überlassen.
In dem Wohnzimmer von Erika Dahl hängt jedoch noch eine Vielzahl von Bildern, die ihre Vorfahren zeigen. Neben einem Bild des älteren Johann Gotthard Laurenz von Pempelfurt — ein vergleichbares Portrait hängt im Kurfürstenzimmer des Jagdschlosses von Burg Linn — besitzt sie ein kleines Portrait von Maria Margaretha von Pempelfurt (1789 bis 1806), eine von zwei Töchtern des bekannten Arztes.
Diese heiratete 1792 Conrad Sohmann (1761 bis 1827), der Mitglied der 1804 gegründeten Handelskammer sowie städtischer Beigeordneter war und eine Tuchfabrik leitete.
Auf der Rückseite einiger Bilder befinden sich Daten und Namen der Personen, so auch bei dem Bild von Johann Gotthard Laurenz von Pempelfurt, das ihn schon als älteren Mann zeigt. Dort klebt sogar ein kleiner Zeitungsbericht, aus dem hervorgeht, dass er bereits mit 27 Jahren einen Lehrstuhl innehatte.
Für seine Verdienste zur Bekämpfung von Seuchen in Krefeld erhielt er als Dank von der Stadt eine Zahlung von 100 Reichstalern. Ein Jahr darauf bekam er durch den preußischen König eine jährliche Rente in Höhe von 100 Reichstalern. Dieses sei für den Mediziner von großer Bedeutung gewesen, pflegten seine Kunden ihn doch Größtenteils in Naturalien zu bezahlen.